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Potenzial für Process Mining in der öffentlichen Verwaltung - NEGZ-Kurzstudie gibt Überblick und Empfehlungen
Sachbearbeitung auf dem "Happy Path"?

Potenzial für Process Mining in der öffentlichen Verwaltung - NEGZ-Kurzstudie gibt Überblick und Empfehlungen / Sachbearbeitung auf dem "Happy Path"?
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Berlin/München (ots)

  • Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) untersucht die Anwendbarkeit von Process Mining im öffentlichen Sektor
  • Process Mining bietet die Chance, mehr Transparenz zu schaffen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen
  • Mittel- bis langfristig gilt es, eine datenbasierte Prozesskultur in der Verwaltung zu etablieren und Process Mining-Fähigkeiten zu bündeln

Die Digitalisierung der deutschen Behörden hat inzwischen ein breites Lösungsspektrum: von schnell und 1:1 digitalisierten analogen Formularen, bis vollständig neu gedachten Services und Prozessen. Wie gut diese funktionieren, ist oftmals aber nicht klar. Mit zunehmendem Digitalisierungsgrad und der Verfügbarkeit von Prozessdaten eröffnen sich Behörden jedoch neue Möglichkeiten, eine objektivere Sicht auf das Prozessgeschehen zu bekommen. Eine neue Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums untersucht das Potenzial von Process Mining. Das Verfahren ist in der Privatwirtschaft bereits etabliert, um digitalisierte Geschäftsprozesse zu untersuchen und zu optimieren.

"Process Mining eröffnet neue Möglichkeiten, um Ineffizienzen und Engpässe bei Verwaltungsabläufen aufzudecken", resümiert Frank Morelli, Mitautor und Professor für Wirtschaftsinformatik - Management & IT an der Hochschule Pforzheim. "Perspektivisch ließe sich damit auch ein dauerhaftes Monitoring einrichten, um Automatisierungspotenziale zu erkennen und die Verwaltungen nachhaltig zukunftsfähig zu machen."

Um diese Chancen nutzen zu können, müssen jedoch bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein. "Zwingende Voraussetzungen für den Einsatz von Process Mining sind möglichst durchgängig digitalisierte Prozesse und geeignete Datengrundlagen", ergänzt Sobiah Abdullah, Mitautorin der Studie und Masterandin an der Hochschule Pforzheim. "In der Praxis ist das in vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung noch nicht gegeben."

Fallstudie analysiert Erfassung und Verwaltung von Covid-19-Daten

Process Mining ist ein Verfahren zur Analyse von Prozessen, das sich hauptsächlich auf die algorithmische Auswertung von Log-Daten stützt, die bei der Durchführung der Prozesse in den jeweils betroffenen Systemen protokolliert werden. Es kommt zum Einsatz, um Ist-Prozesse transparent zu machen (Discovery), einen erwarteten "Happy Path" mit dem tatsächlichen Prozessablauf zu vergleichen (Conformance Checking) und das Prozessgefüge auszubauen und zu optimieren (Enhancement).

Um das Potenzial von Process Mining in der Verwaltung auszuloten, haben die Studienautor*innen eine Fallstudie im Bezirksamt einer deutschen Großstadt durchgeführt. Einen bestimmten Prozess - die Falluntersuchung von mit Covid-19 infizierten Bürgern - untersuchte das Studienteam anhand von Experteninterviews und einem Process Mining-Prototyp.

Ein Vergleich der Analyseergebnisse beider Methoden zeigte, dass der durch Process Mining untersuchte Ist-Zustand Zusammenhänge transparent macht, die nicht aus den Experteninterviews hervorgegangen sind. Wenn einer der 479 im Datensatz erfassten Fälle beispielsweise einem Bearbeiter ein zweites Mal zugewiesen wurde, erhöhte sich die Bearbeitungszeit im Schnitt um dreieinhalb Tage. Ein wesentlicher Vorteil des Ansatzes: Die automatische Abbildung von Prozessen unterliegt keinen subjektiven Eindrücken und etwaigen Wahrnehmungsverzerrungen.

Organisatorische Voraussetzungen: Fähigkeiten bündeln und behördenübergreifend einsetzen

Um zu klären, ob Process Mining für bestimmte Anwendungsfälle in der Verwaltung geeignet ist, skizziert die Studie eine strukturierte, dreistufige Vorgehensweise. Am Anfang steht die Definition des Zielbereichs. Hier geht es zunächst darum, geeignete Prozesse zu identifizieren. Dann folgt die Analyse der Prozessstruktur und der involvierten Systeme. Im dritten Schritt wird sichergestellt, dass die Datengrundlage eine ausreichende Qualität ausweist und für das Process Mining geeignet ist.

Für eine erfolgreiche Implementierung müssen außerdem organisatorische Voraussetzungen erfüllt sein. "Der Einsatz von Process Mining geht auch mit einem Kulturwandel einher. Datengestützte Prozessanpassungen stoßen erst dann auf Akzeptanz, wenn sich allen Beteiligten der Sinn dahinter erschließt. Neben den zu erfüllenden technischen Voraussetzungen ist es unabdingbar, die Mitarbeitenden in der Verwaltung mitzunehmen", sagt Roland Kreutzer, Mitautor sowie Partner und Leiter Public Sector der mgm consulting partners.

Die Autor*innen empfehlen, die benötigten Process Mining-Fähigkeiten für eine bessere Koordination beispielsweise in sogenannten "Center of Excellence" zu bündeln - eine in der Privatwirtschaft etablierte Organisationsform, die Aufgaben rund um den Wissensaufbau sowie Governance- und Compliance-Aspekte zentral verankert. Ein behördenübergreifender Einsatz von Process Mining böte zudem das Potenzial, ein umfassenderes Benchmarking von Aktivitäten zu etablieren. Unterschiedliche Regelungen - zum Beispiel auf Ebene der Bundesländer - erschweren allerdings solche Vergleiche.

Die Studie steht auf der NEGZ-Seite zum Download bereit: https://negz.org/process-mining-in-der-oeffentlichen-verwaltung/

Das NEGZ

Das Nationale E-Government Kompetenzzentrum ( NEGZ) vernetzt als unabhängige Plattform Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft. In dem Forschungsnetzwerk engagieren sich über 160 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen für eine Staatsmodernisierung und eine digitale Verwaltung. Das NEGZ hat das Ziel, einen Beitrag zur Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft mit einem nachhaltigen Nutzen für Bürgerinnen und Bürger zu leisten. Dazu fördert es die Wissensvermittlung im Bereich der Transformation und Modernisierung von Staat und Verwaltung und begleitet Innovationsprozesse wissenschaftlich. Sitz des eingetragenen Vereins ist Berlin.

Die Hochschule Pforzheim

Die Hochschule Pforzheim mit ihren drei Fakultäten - Gestaltung, Technik sowie Wirtschaft und Recht - genießt einen erstklassigen Ruf. Die Fakultäten verbinden Kreativität mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung und technischer Präzision. Diese Kombination macht die Hochschule auch zu einem attraktiven Wissenschafts- und Forschungspartner für die regionale und überregionale Wirtschaft. Mit rund 6.200 Studierenden ist Pforzheim eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften des Landes Baden-Württemberg.

Über mgm

mgm technology partners entwickelt Enterprise-Applikationen, hauptsächlich für die Branchen Commerce, Insurance und Public Sector. Basis ist dabei der Ansatz der Digitalen Souveränität, durch die Organisationen die Hoheit und das Wissen über die eigenen IT-Systeme behalten. Hauptsitz des 1994 gegründeten Technologieunter-nehmens ist München. Hinzu kommen mittlerweile Büros in 17 Städten im In- und Ausland, darunter in den Metropolen Berlin, Hamburg, Köln, Prag und Da Nang (Vietnam) sowie Alexandria nahe Washington D.C. (USA). Insgesamt sind über 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben Ländern für mgm tätig. Seit 2006 ist mgm eine Division der Allgeier SE in München. An der Spitze steht mit Hamarz Mehmanesh einer der Gründer und Teilhaber. Zusammen mit den spezialisierten Tochterfirmen mgm consulting partners (Managementberatung für CIO Advisory, Organisationsentwicklung und Change-Management), mgm security partners (Web Application Security) und mgm integration partners (SAP-Prozessoptimierung) deckt mgm eine große Bandbreite der Digitalisierungsthemen ab.

Pressekontakt:

NEGZ - Nationales E-Government Kompetenzzentrum e.V.
Daniela Teichert
Tel. +49 160 15 27 564
E-Mail: daniela.teichert@negz.org

Hochschule Pforzheim
Prof. Dr. Frank Morelli
Tel.: +49 7231 28-6697
E-Mail: frank.morelli@hs-pforzheim.de

mgm technology partners GmbH
Daniel Rasch - Pressesprecher
Tel.: +49 40 80 81 28 20-759
E-Mail: daniel.rasch@mgm-tp.com

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