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Johanniter zu den Vorschlägen zur Reform der Notfallversorgung
"Reformkonzept der Bundesregierung geht nicht weit genug"

Berlin (ots)

Die für Reformen im Krankenhausbereich zuständige Regierungskommission hat gestern in ihrer vierten Stellungnahme Empfehlungen für eine Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland vorgelegt. Das grundlegende Vorhaben, die Notfallversorgung in Deutschland zu reformieren, begrüßen die Johanniter ausdrücklich. Während einige der im Regierungskonzept vorgestellten Maßnahmen in die richtige Richtung gehen, muss an anderen Stellen aus Sicht der Johanniter noch nachgebessert werden. Auf Basis ihrer Erfahrungen im rettungsdienstlichen Arbeitsalltag haben die Johanniter mit dem Impulspapier " Der Patient im Mittelpunkt" konkrete Vorschläge für eine Reform des bestehenden Systems erarbeitet.

Jörg Lüssem, Mitglied des Bundesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe, zeigt sich über die Reformvorschläge erfreut. "Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es ist wichtig, dass sich die Politik mit dem System der Notfallversorgung auseinandersetzt. Dabei muss der Rettungsdienst jedoch zwingend mitgedacht werden."

Die Regierungskommission empfiehlt in ihrem Papier die Einrichtung integrierter Leitstellen (ILS): Wählen Hilfesuchende eine Notrufnummer (112 oder 116 117), sollen sie künftig über eine integrierte Leitstelle an die Versorgungsstruktur überwiesen werden, die am besten für ihr Anliegen geeignet ist. Dieser Vorschlag ist im Sinne der Patientinnen und Patienten: Die frühzeitige Zuordnung zu der passenden Versorgungsstruktur sorgt vor allem dafür, dass ihnen schneller geholfen werden kann. Auch der Rettungsdienst könnte so künftig ein Stück weit entlastet werden.

Für Kevin Grigorian, Leiter des Geschäftsbereichs Rettung & Medizinische Dienste bei den Johannitern, ist die systematische Ausgestaltung der Reform ein zentraler Punkt. Die klinische und präklinische Notfallversorgung sollten in einer gemeinsamen Reform erneuert werden, da beide Systeme eng miteinander verbunden sind. Diesen Gedanken greift der Reformvorschlag zwar auf, geht dabei aber nicht weit genug: "Der Rettungsdienst, die Notaufnahmen und der kassenärztliche Bereitschaftsdienst müssen in Zukunft besser aufeinander abgestimmt werden. Das vorliegende Reformpapier thematisiert jedoch lediglich die Steuerung der Hilfesuchenden unmittelbar nachdem sie eine Notrufnummer gewählt haben. Dabei bleibt die Frage, wie der Rettungsdienst als Ganzes künftig ausgestaltet werden soll, noch offen."

Die von der Regierungskommission bereits in ihrer dritten Stellungnahme vorgeschlagene Spezialisierung der Krankenhäuser sieht Kevin Grigorian kritisch: "Es ist zu befürchten, dass dies zu einer Ausdünnung von Notaufnahmen führt, was für den Rettungsdienst weitere Fahrstrecken und damit längere Fahrzeiten bedeuten würde. Die Einrichtung von Integrierten Notfallzentren (INZ) an den Notaufnahmen hilft dabei nur wenig: Diese entlasten die klinischen Notaufnahmen, eröffnen aber keine weiteren Anfahrtsmöglichkeiten für Rettungswagen."

Klar ist: Eine Reform ist und bleibt ein wichtiger und notwendiger Schritt, um die Notfallversorgung in Deutschland nachhaltig zu verbessern, die Patienten gut ambulant zu versorgen sowie die Arbeitsbedingungen für das Rettungspersonal zu verbessern. "Es ist gut, dass dieses wichtige Thema nun endlich angegangen wird. Wir blicken gespannt auf das anstehende Gesetzgebungsverfahren und stehen für einen Austausch mit der Politik bereit", betont Kevin Grigorian.

Über die Johanniter-Unfall-Hilfe

Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist mit rund 29.000 Beschäftigten, mehr als 46.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und 1,2 Millionen Fördermitgliedern eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland und zugleich ein großes Unternehmen der Sozialwirtschaft. Die Johanniter engagieren sich in den Bereichen Rettungs- und Sanitätsdienst, Katastrophenschutz, Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Fahrdienst für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfeleistungen im karitativen Bereich sowie in der humanitären Hilfe im Ausland. Mehr Informationen unter www.johanniter.de/johanniter-unfall-hilfe.

Pressekontakt:

Therese Raatz, Pressesprecherin
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Bundesgeschäftsstelle
Tel. 030 26997 360, Mobil 0173 6193102
E-Mail: medien@johanniter.de

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