Fit für die Reise – was chronisch Erkrankte vor dem Urlaub beachten sollten
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Fit für die Reise – was chronisch Erkrankte vor dem Urlaub beachten sollten
Die Urlaubszeit naht – doch für Menschen mit chronischen Erkrankungen ist die Reisevorbereitung oft mit besonderen Fragen verbunden: Welche Medikamente müssen mit? Ist mein Reiseziel gesundheitlich geeignet? Und was tun im Notfall?
Im Interview erklärt Marie-Christin Jünger, Fachärztin für Allgemeinmedizin, im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Gotha von Helios Ambulant, worauf Patientinnen und Patienten mit Diabetes, Bluthochdruck, Atemwegserkrankungen oder anderen chronischen Leiden bei der Reiseplanung achten sollten – und gibt praktische Tipps für einen unbeschwerten Start in die Ferien.
Ist für Menschen mit chronischen Erkrankungen ein unbeschwerter Urlaub möglich?
Ja – mit der richtigen Vorbereitung können auch Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Atemwegserkrankungen sicher reisen und ihre Auszeit genießen. Wichtig ist, mögliche Risiken vorab zu besprechen und medizinisch gut gerüstet zu sein.
Was sollten Betroffene vor Reiseantritt unbedingt beachten?
Empfehlenswert ist ein ärztliches Beratungsgespräch – möglichst einige Wochen vor Reisebeginn. Dabei wird die Reisetauglichkeit, der individuelle Medikamentenplan sowie notwendige Impfungen geklärt.
Chronisch Erkrankte zählen häufig zur Risikogruppe, wenn es um Infektionen im Ausland geht. Je nach Reiseziel können daher zusätzliche Impfungen notwendig sein, etwa gegen Hepatitis A/B, Typhus, Tollwut, FSME oder Gelbfieber. Viele Impfungen müssen frühzeitig erfolgen, daher ist eine rechtzeitige Terminvereinbarung entscheidend.
Auch Reisedauer, Zeitverschiebung, Klima, Infrastruktur und geplante Aktivitäten sollten berücksichtigt werden, denn sie beeinflussen die gesundheitliche Belastung und das Infektionsrisiko maßgeblich.
Was gehört in die Reiseapotheke?
Alle regelmäßig eingenommenen Medikamente – in ausreichender Menge und mit Reserve für Verzögerungen. Temperaturabhängige Präparate wie Insulin gehören in eine Kühltasche oder ein spezielles Etui mit Kühlelementen. Diabetiker sollten zudem Traubenzucker, Messgerät und eine aktuelle Dosierungsliste mitführen.
Menschen mit Atemwegserkrankungen – etwa Asthma oder COPD – sollten unbedingt Ersatzinhalatoren einpacken. Wichtig ist auch, Medikamente in Originalverpackung und mit Beipackzettel mitzunehmen, um die Einfuhr zu erleichtern und Verwechslungen vorzubeugen.
Gibt es beim Fliegen selbst etwas zu beachten?
Ja. Medikamente, vor allem Notfallmedikamente, gehören immer ins Handgepäck. Wer Spritzen oder flüssige Medikamente mitführt, sollte ein ärztliches Attest dabeihaben – das wird bei Sicherheitskontrollen häufig verlangt.
Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Thromboserisiko gilt: ausreichend trinken, sich regelmäßig bewegen und ggf. Kompressionsstrümpfe tragen. In Risikofällen kann auch eine Thrombosespritze vor dem Flug sinnvoll sein.
Bei Asthma und COPD ist die trockene Kabinenluft und die reduzierte Sauerstoffsättigung in großen Flughöhen belastend. Daher sollten Inhalator und Spacer griffbereit sein. Wer auf Sauerstoff angewiesen ist, sollte die Mitnahme eines entsprechenden Geräts rechtzeitig mit der Fluggesellschaft abstimmen – viele Airlines bieten nach vorheriger Anmeldung auch Sauerstoff an Bord an. Ob eine Flugreise mit COPD möglich ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und der körperlichen Belastbarkeit ab.
Bei Diabetes muss bei Langstreckenflügen mit Zeitverschiebungen der Insulinplan angepasst werden. Die Einnahmezeiten sollten vorab mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden, um Unter- oder Überzuckerungen zu vermeiden.
Welche Unterlagen sollten mitgeführt werden?
Unverzichtbar ist ein Notfallausweis mit Informationen zur Grunderkrankung, aktuellen Medikamenten und Allergien – idealerweise auch digital auf dem Smartphone. Zusätzlich sollten für Auslandsreisen eine Reisekrankenversicherung mit Rücktransportoption und die Europäische Krankenversicherungskarte nicht fehlen.
Wichtig zu wissen: Chronische Erkrankungen wie COPD, Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden oder auch immunbedingte Erkrankungen müssen bei Abschluss einer Reiseversicherung unbedingt angegeben werden – auch gegenüber dem Reiseveranstalter. Wird eine Vorerkrankung verschwiegen, kann der Versicherungsschutz im Schadensfall entfallen.
Hilfreich sind außerdem Übersetzungen wichtiger medizinischer Begriffe wie „Insulin“, „Asthma“, „Herzmedikament“ oder „Notfall“. Es gibt Apps, die medizinische Informationen übersetzen oder Notfallkarten digital speichern – das erleichtert die Kommunikation im Ernstfall erheblich.
Gibt es Reiseziele, die eher ungeeignet sind?
Ja, das kommt ganz auf die Erkrankung an. Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten extreme Hitze oder große Höhen meiden. Der Kreislauf wird durch hohe Temperaturen zusätzlich belastet, und in Höhenlagen kann es durch den geringeren Sauerstoffgehalt zu Komplikationen kommen.
Auch für COPD-Patienten sind schwülheiße Klimazonen, Höhenlagen und smogbelastete Luft problematisch – gemäßigte Regionen mit guter Luftqualität beispielsweise in Küstenregionen sind meist besser geeignet. Diabetiker wiederum müssen bei Aktivurlauben in warmen Ländern auf den erhöhten Flüssigkeitsbedarf achten und den Blutzucker häufiger kontrollieren, um Schwankungen frühzeitig zu erkennen.
Wie verhält man sich im Notfall?
Das Wichtigste ist: Ruhe bewahren und vorbereitet sein. Betroffene sollten immer wissen, wo sich ihre Notfallmedikamente befinden – und Mitreisende sollten darüber informiert sein, wie sie im Ernstfall helfen können. Tritt zum Beispiel eine starke Unterzuckerung, Atemnot oder Brustschmerz auf, gilt: sofort medizinische Hilfe rufen – innerhalb Europas über die Notrufnummer 112.
Ein Notfallausweis – digital oder gedruckt – hilft dem medizinischen Personal, schnell richtig zu reagieren. Medikamente sollten niemals eigenmächtig abgesetzt oder verändert werden. Wer im Ausland Hilfe benötigt, kann sich an Hotelpersonal oder Reiseleitung wenden – sie kennen meist die nächstgelegene medizinische Anlaufstelle.
Haben Sie einen abschließenden Tipp?
Reisen soll Erholung bringen – und das gelingt am besten mit einem guten Gefühl der Sicherheit. Wer sich medizinisch beraten lässt, seine Reise gut plant und vorbereitet, kann auch mit chronischer Erkrankung entspannt Urlaub machen.
Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius und ist Europas führender privater Gesundheitsdienstleister mit rund 128.000 Mitarbeitenden. Zu Fresenius Helios gehören die Helios Gruppe in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika. Rund 26 Millionen Menschen entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2024 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von mehr als 12,7 Milliarden Euro.
In Deutschland verfügt Helios über mehr als 80 Kliniken, rund 220 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit etwa 570 kassenärztlichen Sitzen, sechs Präventionszentren und 27 arbeitsmedizinische Zentren. Helios behandelt im Jahr rund 5,5 Millionen Menschen in Deutschland, davon mehr als 4 Millionen ambulant. Seit seiner Gründung setzt Helios auf messbare, hohe medizinische Qualität und Datentransparenz und ist bei 89 Prozent der Qualitätsziele besser als der bundesweite Durchschnitt. In Deutschland beschäftigt Helios rund 78.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Jahr 2024 einen Umsatz von rund 7,7 Milliarden Euro. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.
Quirónsalud betreibt 57 Kliniken, davon sieben in Lateinamerika, rund 130 ambulante Gesundheitszentren sowie über 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 20 Millionen Patient:innen behandelt, davon mehr als 19 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt rund 50.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden Euro.