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Terroranschläge und Naturkatastrophen im Fokus der Wehrmedizin

Düsseldorf (ots)

Terroranschläge, Flüchtlingskrise und Naturkatastrophen sind leider Begleiterscheinungen unseres Lebens geworden. Die sanitätsdienstliche Versorgung bei solch außergewöhnlichen Ereignissen stand im Fokus der 4. "International Conference on Disaster and Military Medicine" (DiMiMED). Etwa 250 Teilnehmer aus 30 Ländern trafen sich vom 15. bis 16. November 2016 in Düsseldorf zum Erfahrungsaustausch.

Eine sich verändernde Sicherheitsarchitektur, terroristische Attacken, kriegerische Konflikte sowie Naturkatastrophen stellen die Sanitätsdienste aller Nationen vor neue Herausforderungen. Die medizinische Versorgung von Opfern von Terroranschlägen oder die Behandlung von Patienten in der Flüchtlingskrise stellt die Mediziner, seien es zivile oder militärische, vor neue Aufgaben. Die Verfahren und Erfahrungen bei einem Massenanfall an Verletzten, dem sogenannten MASCAL, sind eine gefragte Expertise, über die Militärmediziner weltweit verfügen. "Sowohl die planbaren als auch die unvorhersehbaren Aufgaben und Herausforderungen, vor denen der Sanitätsdienst der Bundeswehr und die Sanitätsdienste anderer Nationen stehen, können nur gemeinsam bewältigt werden. Diese multinationale Zusammenarbeit muss auch die zivilen Gesundheitssysteme einschließen", sagte Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps, Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, bei seiner Rede anlässlich der "4. International Conference on DiMiMED".

Auf die "sich verändernden Zeiten" verwies auch der kanadische Generalmajor Jean-Robert Bernier, Vorsitzender des "Commitee of Military Medical Services in NATO". Um die neuen Herausforderungen zu bewältigen, bedürfe es der Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit der Sanitätsdienste der NATO und ziviler Organisationen. Er betrachte es als eine der größten Herausforderungen der Zukunft, ausreichend adäquat ausgebildetes medizinisches Fachpersonal verfügbar zu haben. Gleichzeitig betonte er, dass eine "Synchronisation der Partnernationen" erforderlich sei, um die Interoperabilität in der medizinischen Versorgung zu ermöglichen.

Für die belgischen Militärärzte seien die Verletzungsmuster, die durch den Bombenanschlag von Brüssel am 22. März diesen Jahres verursacht wurden, nichts Neues gewesen, erklärte Generalmajor Dr. Geert Laire, Inspekteur des belgischen Sanitätsdienstes, jedoch nicht für die zivilen Mediziner. Dr. Laire gab einen Überblick über den Ablauf der Ereignisse dieses Tages aus sanitätsdienstlicher Sicht. Exemplarisch stellte er zwei Fallbeispiele an Verletzungsmustern vor, mit denen die Ärzte sich konfrontiert sahen. Aufgrund der Bauweise der mit Nägeln und anderen Metallteilen gefüllten Sprengsätze hatten diese für die betroffenen Verletzten zum Teil verheerende Folgen, wie Amputationen. Die am Flughafen eingesetzten belgischen Soldaten hätten zwar den Anschlag nicht verhindern können, aber aufgrund ihrer sanitätsdienstlichen Ausbildung und der mitgeführten "Erste-Hilfe-Sets", die einen Tourniquet zum Abbinden beinhalten, vielen Verletzten das Leben gerettet. Außer den über 300 Verletzten gab es zudem eine Vielzahl von psychologisch zu betreuenden Patienten, so Dr. Laire.

Die Kommunikation nach den Anschlägen, um die Rettungsarbeiten zu koordinieren, seien äußerst schwierig gewesen, da das öffentliche Telefonnetz nach den Ereignissen schnell überlastet gewesen sei, erklärte Dr. Laire. Von den gleichen Erfahrungen berichtete auch der Stellvertretende Inspekteur des französischen Sanitätsdienstes, Médecin Général Inspecteur Dr. Patrick Godart. Dr. Laire stellte einige Schlussfolgerungen, die sich durch die Ereignisse des 22. März ergeben hätten, vor. So sollten beispielsweise die Erfahrungen, die die Militärärzte bei der medizinischen Versorgung und der Organisation von Massenanfällen von Verwundeten in den Einsätzen gemacht haben, in den zivilen medizinischen Sektor einfließen. Ähnliche Ergebnisse führte auch Dr. Godart für die französische Seite auf. Zudem erläuterte er, dass die Erste-Hilfe-Fähigkeiten der Zivilbevölkerung verbessert werden müssten. Da die ersten Minuten nach einer "Verwundung" für das Überleben und die spätere Genesung der Patienten von größter Bedeutung seien, liege hier ein entscheidender Beitrag für die Versorgung der Verletzten. Der stellvertretende Inspekteur des französischen Sanitätsdienstes schloss seinen Vortrag mit Blick auf die Herausforderungen, vor denen die Sanitätsdienste bei der Bewältigung der wachsenden Aufgaben stehen, mit den Worten: "Sei vorbereitet, um nicht überrascht zu werden!"

Einen eindrucksvollen Einblick auf die Ereignisse im Anschluss an das Erdbeben in Nepal im April 2015 gab Generalmajor Prof. Dr. Kishore Rana, Inspekteur des nepalesischen Sanitätsdienstes, da auch er und seine Familie von den Auswirkungen des Bebens direkt betroffen waren. So sei unmittelbar nach den Erdstößen die Telefonkommunikation zusammengebrochen, was das Führen und Einsetzen der sanitätsdienstlichen Kräfte erschwert hat. "Vorbereitung ist ein Schlüssel zum Erfolg", betonte Prof. Dr. Rana seine Schlüsse aus den Folgen des Bebens. So müsse die Hilfe nach einer Naturkatastrophe schneller und effizienter, z.B. durch die Bereitstellung von Material, beginnen. Ebenso müsse die Kommunikation und Koordination der Hilfe verbessert werden, um eine effektivere Unterstützung zu gewährleisten.

Weitere Fachvorträge zur Katastrophenmedizin, Traumatologie und der psychologischen Versorgung von Opfern von Terroranschlägen, Flüchtlingen und Opfern von Naturkatastrohen rundeten den Erfahrungsaustausch bei der Konferenz für Katastrophen- und Militärmedizin ab. Alle Referenten waren davon überzeugt, dass die Bewältigung der Herausforderungen in der Katastrophenmedizin nur gemeinsam, im multinationalen Rahmen, gelingen kann.

Pressekontakt:

Presse- und Informationszentrum Sanitätsdienst
Telefon: 0261 896 13310
pizsanitaetsdienst@bundeswehr.org

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