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Haus der Pressefreiheit

Marc Rath, Chefredakteur Volksstimme
Mitteldeutsche Zeitung: Medien sollten sich hinterfragen, ob sie vielfältig und differenziert genug sind

Hamburg (ots)

Artikel 5 des Grundgesetzes ist im Redaktionsalltag gelebte Praxis / Begleitung auf Demonstrationen zum Schutz der Redaktionskollegen / Lokaljournalismus ist die direkteste Form des Journalismus / Für eigene Veranstaltungen werden von Fall zu Fall Schutzkonzepte mit örtlichen Behörden abgestimmt

Hamburg 3. Mai 2024 - "Der Artikel 5 unseres Grundgesetzes ist im Redaktionsalltag gelebte Praxis und so selbstverständlich, dass wir seinen Wert vielleicht oft gar nicht genug schätzen", erklärt der Chefredakteur der Volksstimme und der Mitteldeutschen Zeitung, Marc Rath, gegenüber dem Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de. Anlässlich des 75. Geburtstags des Grundgesetzes, das mit dem Artikel 5.1 die Pressefreiheit und Meinungsvielfalt gewährleistet, wollte der stellv. Vorstandsvorsitzende des "Hauses der Pressefreiheit", Peter Lewandowski von ihm wissen, wie die aktuelle Lage in den Tageszeitungsredaktionen aussieht. Immer mehr Menschen glauben laut Rath, dass es diese Freiheit gar nicht so gäbe und vermissen eine Meinungsvielfalt. Diese Entwicklung hält er für bedenklich und herausfordernd zugleich. Deshalb müssen sich Medien die Frage stellen, ob sie vielfältig und differenziert genug sind. https://www.hausderpressefreiheit.de/Home/Aktuelles-und-Informationen.html

Der Eindruck einer fehlenden Meinungsvielfalt erklärt sich für Rath daraus, dass "die Medienbranche zu sehr einer Agenda folgt, die Legislative, Exekutive und andere Handelnde vorgeben". Das gelte insbesondere für die nationale Berichterstattung über Politik und Wirtschaft. Erschwerend komme hinzu, dass "vieles 'aus Berlin' nicht die Lebenswirklichkeit der Menschen trifft, schwer nachzuvollziehen ist und angesichts der zahlreichen aktuellen Krisen auf die Mehrheit der Bevölkerung wirkt".

Der Chefredakteur beobachtet zudem bedenkliche Entwicklungen im Umgang mit Journalisten: "Die vergangenen Monate haben offenbart, dass bei vielen Menschen in unserer Gesellschaft die Nerven blank liegen. Die Blockaden von Druckereien und Verlagshäusern durch Bauern, verbale und zum Anteil auch tätliche Angriffe auf Pressevertreter bei Demonstrationen und Versammlungen waren und sind ein alarmierendes Zeichen."

In Sachsen-Anhalt seien diese Ereignisse bislang glücklicherweise nicht ganz so dramatisch wie andernorts und beschränkten sich auf einzelne verbale Angriffe. "Ich erkläre mir das ein Stück weit auch damit, dass meine rund 300 Kolleginnen und Kollegen durch unsere starke Präsenz in der Fläche eben auch näher dran sind an den Menschen", erklärt Rath.

Gleichwohl gehe es darum, dem Redaktionsteam den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. Das reiche von direkter Begleitung in schwierigen Situationen durch die Chefredaktion oder über hinzugezogene Anwälte, die Begleitung auf Demonstrationen und Veranstaltungen oder Teamarbeit bei brisanten Themen. Bei öffentlichen Veranstaltungen, die die Zeitungen selbst organisieren, werden inzwischen auch Sicherheitskonzepte erwogen und diese mit den örtlichen Behörden abgestimmt.

Der Lokaljournalismus als direkteste Form des Journalismus lebe von seiner unmittelbaren Nähe, aber auch von professioneller Distanz. Das sei bereits im normalen Alltag eine Herausforderung. Bei extremen Kräften berge aber auch er Gefahren: "Es ist in der Regel leicht heraus zu bekommen, wo wir wohnen. Wir haben Familienmitglieder, die mitunter auch zur Zielscheibe werden." Wichtig ist ihm, dass sich Kolleginnen und Kollegen bei brisanten Themen der Chefredaktion anvertrauen, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.

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Das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de dokumentiert tagesaktuell die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten. Darüber hinaus zeigt es aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit und wurde zum "Internationalen Tag der Pressefreiheit" weiter ausgebaut. So finden sich jetzt in der Rubrik "Hall of Fame" inzwischen Porträts von 290 Journalisten, Verlegern, Karikaturisten und Fotografen - Vorbilder für den Einsatz für die Pressefreiheit. Das Internet-Portal bietet allen interessierten Mitbürgern Informationen zur Entwicklung der Pressefreiheit mit Rechtsdokumenten und Präzedenz-Urteilen.

Pressekontakt:

Haus der Pressefreiheit
Joachim Haack, Pressesprecher "Haus der Pressefreiheit",
Tel. 040/39 92 72-0, E-Mail: presse@hausderpressefreiheit.de

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