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Krieg im Sudan treibt täglich tausend Menschen in den Südsudan
Katastrophale humanitäre Lage an der Grenze

Berlin/Renk (ots)

Nach fast einem Jahr Krieg im Sudan sind mehr als 600.000 Menschen in den Südsudan geflohen und täglich kommen etwa 1.000 weitere hinzu. Sie kommen bei sengender Hitze mit ihren Kindern an der Grenze an und sind dort dringend auf Hilfe angewiesen. Der Südsudan ist selbst mit einer schweren Hungerkrise konfrontiert.

Die meisten Menschen haben bei ihrer Flucht all ihren Besitz zurückgelassen oder wurden unterwegs ihrer Habseligkeiten beraubt. Einige Kinder berichten, dass ihre Eltern oder andere Angehörige auf der Flucht getötet wurden. Die meisten der Geflüchteten treffen zu Fuß oder auf Eselskarren am Grenzübergang Joda im Bundesstaat Upper Nile ein. Von dort aus werden jeweils bis zu 200 Menschen in Lastwagen, in denen es nur Stehplätze gibt, auf einer zweistündigen Fahrt in zwei überfüllte Transitzentren in die nordöstliche Stadt Renk gebracht.

In der Regel bleiben die Geflüchteten etwa zwei Wochen in den Zentren, die mehr als 15.000 Menschen beherbergen, obwohl sie für höchstens 3.000 Menschen gebaut wurden. Viele Menschen müssen unter freiem Himmel schlafen und es fehlt an ausreichend Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung. Von dort aus begeben sich jede Woche mehrere Tausende auf eine Zwei-Tages-Reise auf dem Nil in den Süden des Landes, oder sie werden per Lastwagen in ein Geflüchteten-Camp in Maban gebracht.

Save the Children bietet Kindern und ihren Familien von der Grenze bis zu den Nil-Booten Unterstützung und hat in den Transitzentren Schutz- und Spielräume eingerichtet, in denen die Kinder spielen, malen, tanzen, lernen und psychosoziale Betreuung erhalten können. "Wir wollen sicherstellen, dass die Kinder, die hier ankommen, geschützt werden und dass unbegleitete Mädchen und Jungen so schnell wie möglich wieder mit ihren Familien zusammengeführt werden. Aber es muss noch so viel mehr getan werden", sagt Pornpun Rabiltossaporn, Länderdirektorin von Save the Children im Südsudan.

Die Geschäftsführerin von Save the Children International, Inger Ashing, besuchte in diesem Monat Renk, um auf die eskalierende Krise aufmerksam zu machen und zu der dringend benötigten Finanzierung aufzurufen. Der UN-Finanzierungsaufruf über 1,8 Milliarden US-Dollar für den Südsudan ist bisher nur zu 18 Prozent finanziert.

"Dies ist eine der am meisten übersehenen Krisen der Welt, und die Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag", sagt Inger Ashing. "Ich habe so viele herzzerreißende Geschichten von Kindern gehört. Einige mussten mit ansehen, wie ihre Eltern getötet wurden. Andere wurden von ihren Familien getrennt. Viele erzählten mir, dass sie sich einfach nur ein wenig Normalität wünschen und dass sie wieder zur Schule gehen wollen. Besonders erschütternd ist, dass diese Reise nicht das Ende ihres Leidensweges ist, sondern erst der Anfang. Denn viele wissen nicht, wohin sie gehen und haben keinerlei Ressourcen. Die meisten Vertriebenen sind im Durchschnitt sieben Jahre lang unterwegs. Die internationale Gemeinschaft muss sich engagieren und die notwendigen Mittel und Ressourcen bereitstellen, bevor es zu spät ist."

Die meisten der flüchtenden Familien wurden vor Jahren schon einmal wegen des Konflikts im Südsudan vertrieben - und kehren nun wieder in ihr Land zurück. Bis heute leidet der Südsudan unter anhaltender Gewalt, Klimakatastrophen, Hunger, Massenvertreibungen und hoher Inflation. Schon vor dem Krieg im Sudan waren rund neun Millionen Menschen im Südsudan - etwa drei Viertel der Bevölkerung - auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter fast fünf Millionen Kinder.

Die 37-jährige Amira* überquerte Anfang März mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern die Grenze zum Südsudan und wurde in eines der Transitzentren in Renk gebracht. Sie arbeitete vor dem Krieg als OP-Schwester in einem Krankenhaus in Khartum. "Wir haben alles zurückgelassen", sagt sie. "Mein Mann und ich hatten beide gute Jobs und mein Sohn war glücklich in der Schule, aber das änderte sich über Nacht. Als die Kämpfe begannen, hatten wir keine andere Wahl als zu gehen. Unser Leben in Khartum war zerstört. Jetzt wollen wir endlich wieder sesshaft werden, damit unsere Kinder zurück in die Schule gehen können."

Save the Children ist seit 1991 im Südsudan tätig. Die Kinderrechtsorganisation verschafft Kindern Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Ernährungshilfe und unterstützt Familien bei der Ernährungssicherung und der Sicherung des Lebensunterhalts. Im Jahr 2023 erreichten die Programme der Organisation über 1,9 Millionen Menschen, darunter 1,1 Millionen Kinder.

* Name zum Schutz geändert

Zusatzmaterial zum Download:

Bilder aus den Transitzentren in Renk:

http://www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2SOM69K6

Unter © Save the Children ist das Material honorarfrei auch zur Weitergabe an Dritte nutzbar.

Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de

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