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Schwäbische Zeitung: Schönwetterkonzept - Leitartikel zum SPD-Rentenkonzept

Ravensburg (ots)

Rund 21 Millionen Rentner und solche, die es später einmal werden sollen, schauen gespannt auf das Thema Rente. Welche Partei verspricht was? Und wie will sie es finanzieren? Die SPD hat nun geliefert. Es ist eines ihrer Kernthemen, denn es geht um die soziale Absicherung und Gerechtigkeit auch im Alter.

Das SPD-Rentenkonzept, das Martin Schulz vorstellte, baut auf anhaltend gute wirtschaftliche Verhältnisse in Deutschland. Es ist ein Schönwetter-Konzept. Trotzdem ist es richtig, Haltelinien für das Rentenniveau einzuziehen. Schließlich hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass private Vorsorge gerade von jenen, die sie am dringendsten brauchen würden, kaum geleistet wird. Schon heute rücken manche Rentner dicht an der Armutsgrenze. Die berühmte Eckrente liegt bei 1222 Euro, das ist nicht üppig.

Richtig ist, auch kleine Selbständige ohne berufsständische Versorgung in das Rentensystem einzubeziehen. Der Ausbau von privater Vorsorge, auf welche die SPD nach den bitteren Erfahrungen der Riester-Rente nicht mehr groß eingeht, ist ebenso weiterhin nötig wie der Ausbau der Betriebsrenten - auch bei einem Rentenniveau von 48 Prozent.

Einen dicken Fehler aber macht die SPD, wenn sie ihr Konzept mit noch mehr Steuern finanzieren will. Hier lohnen neue Überlegungen. Die Renten von morgen wären leichter zu bezahlen, wenn man das Renteneintrittsalter automatisch an das Steigen (oder Sinken) der Lebenserwartung knüpfte, wie es Wirtschaftssachverständige fordern. Bei einer automatisierten Koppelung müsste nicht ab morgen jeder bis 70 arbeiten, aber vielleicht in fünf Jahren einen oder zwei Monate länger. Das ist durchaus sinnvoll, um das Umlage-System auf Dauer finanzierbar zu halten.

Schade, dass die SPD diesen Ansatz völlig ablehnt. Es ist einfach, auf den Dachdecker hinzuweisen, der mit 70 nicht mehr auf dem Dach steht. Aber man muss auch an den Dachdecker mit 30 denken, der dann 22 Prozent Rentenbeitrag plus steigende Steuern zahlen muss.

Pressekontakt:

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