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LKA-NI: Entwicklung der Jugendkriminalität in Niedersachsen

Hannover (ots)

Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen stellt Jahresbericht 2024 "Junge Menschen -Delinquenz, Gefährdung, Prävention" vor.

Weniger Fall- und Tatverdächtigenzahlen, weniger Eigentumsdelikte, aber mehr Gewalt und mehr junge Opfer - das geht aus dem Jahresbericht 2024 "Junge Menschen - Delinquenz, Gefährdung, Prävention" hervor, den das LKA Niedersachsen gerade veröffentlicht hat. Dennoch bleibt die Notwendigkeit bestehen, insbesondere in den Bereichen der Jugendgewalt und Drogenkriminalität weiterhin gezielt zu intervenieren. Es bedarf gesamtgesellschaftlicher Anstrengungen, um junge Menschen vor kriminellen Karrieren zu bewahren.

Die sechs wichtigsten Fakten des Berichts:

1. Allgemeiner Rückgang der Jugendkriminalität

Im Jahr 2024 wurden 332.223 Fälle in Niedersachsen aufgeklärt, zu denen in 62.734 Fällen junge Tatverdächtige im Alter von unter 21 Jahren ermittelt wurden. Dies stellt einen Rückgang von -3,94 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. Die Anzahl der jungen Tatverdächtigen insgesamt ging um -4,93 Prozent zurück auf 47.325. Diese machten 21,29 Prozent aller Tatverdächtigen in Niedersachsen aus. Besonders auffällig sind die Rückgänge bei jugendspezifischen Delikten wie Diebstahl und Sachbeschädigung. Im Bereich von Diebstahlsdelikten ist ein signifikanter Rückgang von -15,44 Prozent bei jungen Tatverdächtigen zu verzeichnen.

2. Zunahme bei Rohheitsdelikten

Den rückläufigen Gesamtzahlen steht eine gegenteilige Entwicklung bei den Rohheitsdelikten gegenüber. Zu dieser Deliktsgruppe gehören neben fahrlässigen Körperverletzungen oder sog. einfachen vorsätzlichen Körperverletzungen auch gefährliche Körperverletzungen, bei denen beispielsweise mit gefährlichen Gegenständen oder gemeinschaftlich gegen Opfer vorgegangen wird. Auch schwere Körperverletzungen, bei denen durch die Tat eine für das Opfer schwere, fortdauernde, körperliche Gesundheitsschädigung verursacht wird, zählen zu diesem Deliktsbereich.

Im Jahr 2024 stieg die Zahl junger Tatverdächtiger bei Rohheitsdelikten um +3,52 Prozent. Allein im Bereich der Körperverletzungsdelikte wurde ein Anstieg von +2,43 Prozent verzeichnet. Diese Entwicklung unterstreicht, dass insbesondere im Bereich der Gewaltkriminalität weiterhin ein erhöhter Handlungsbedarf besteht.

3. Besonderheit bei Raubdelikten

Bei den ebenfalls zu den Rohheitsdelikten zählenden Raubdelikten zeigt sich eine besondere Entwicklung. Im Jahr 2024 sank die Zahl tatverdächtiger Kinder um -19,80 Prozent. Die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger sank ebenfalls um -13,29 Prozent und die Zahl heranwachsender Tatverdächtiger um -11,54 Prozent. In den Vorjahren 2022 und 2023 gab es bei Raubdelikten noch deutliche Anstiege. Raubdelikte gehören zu den Taten, bei denen junge Tatverdächtige vergleichsweise häufig gemeinschaftlich agierten. 1.004 junge Tatverdächtige handelten bei Raubdelikten nicht allein (im Sinne der PKS) - das entspricht einem Anteil von 75,38 Prozent.

4. Rauschgiftdelikte

Die Teillegalisierung von Cannabis im April 2024 führte zu einem starken Rückgang der polizeilich registrierten Drogendelikte, insbesondere bei jungen Menschen (-43,13 Prozent). Es zeigt sich, wie auch in den Vorjahren, dass klassische Drogenarten bei Konsumdelikten weiter an Bedeutung verlieren. Auffällig ist, dass dagegen Synthetische Drogen wie Methamphetamin in Tabletten- bzw. Kapselform und sog. "Neue psychoaktive Stoffe" (NPS) zunehmend an Bedeutung gewinnen.

5. Junge Menschen als Opfer von Straftaten

Seit 2017 steigt die Zahl der registrierten Opfer von Straftaten in Niedersachsen kontinuierlich an und erreichte im Jahr 2024 mit 137.136 Fällen den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Ein Viertel (34.535) dieser Opfer waren unter 21 Jahre alt. Die Zahl junger Opfer stieg um +9,49 Prozent. Besonders stark stieg die Zahl der Opfer in der Gruppe der Kinder (+13,44 Prozent). Die Zahl jugendlicher Opfer stieg um +8,85 Prozent, die der heranwachsenden Opfer um +5,80 Prozent. Die Geschlechterverteilung bei jungen Opfern zeigt ein Verhältnis von 56 Prozent männlichen zu 44 Prozent weiblichen Personen. Weibliche Personen sind hingegen überproportional oft als Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung betroffen. Hier beträgt ihr Anteil 83,12 Prozent. Bei Rohheitsdelikten überwiegen zu 63,52 Prozent männliche Opfer.

6.Präventionsarbeit

Die polizeiliche Kriminalprävention bleibt nach wie vor von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang erfolgt zunehmend eine Ausrichtung auf Ursachenorientierung, Wirksamkeit und allgemein evidenzbasierte Herangehensweisen. Die Erkenntnis, dass möglichst wissenschaftlich fundierte und positiv evaluierte Maßnahmen zur Prävention einzusetzen sind bzw. eigene Projekte in Anlehnung an solche entwickelt werden sollten, setzt sich immer mehr durch. Für weitere Informationen über die von der Polizei in Niedersachsen durchgeführten und begleiteten Projekte wird auf die Zusammenstellung Projekte und Maßnahmen der polizeilichen Kriminalprävention in Niedersachsen für Kinder und Jugendliche verwiesen. Sie ist im Internet auf der Seite des LKA Niedersachsen zu finden, Link: (https://www.lka.polizei-nds.de/startseite/praevention/kinder_und_jugend/projekte-und-massnahmen-der-polizeilichen-kriminalpravention-fur-kinder-und-jugendliche-in-niedersachsen-87.html).

Der vollständige Bericht als Download

Für weiterführende Informationen und detaillierte Analysen wird auf den Jahresbericht 2024 "Junge Menschen - Delinquenz, Gefährdung, Prävention" verwiesen. Er steht auf der Internetseite des LKA NI zum Download zur Verfügung (https://www.lka.polizei-nds.de/startseite/kriminalitat/deliktsbereiche/jugenddelinquenz/was-versteht-man-unter-jugenddelinquenz-115785.html).

Hintergrund

Der Jahresbericht 2024 "Junge Menschen - Delinquenz, Gefährdung, Prävention" wird im Auftrag des niedersächsischen Ministeriums für Inneres, Sport und Digitalisierung durch die Zentralstelle Jugendsachen im Dezernat Forschung/Prävention/Jugend des LKA NI erstellt. Der Bericht beruht überwiegend auf Daten der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Landes Niedersachsen. Darüber hinaus fließen Berichte der niedersächsischen Polizeiinspektionen, eigene Forschungserkenntnisse und andere öffentliche Quellen in den Jahresbericht ein.

Die Unterteilung der Altersgruppen entspricht den Altersgrenzen des deutschen Strafrechts:

   - Kind ist, wer noch nicht 14 Jahre alt ist.
   - Jugendlicher ist, wer 14 aber noch nicht 18 Jahre alt ist.
   - Heranwachsender ist, wer 18 aber noch nicht 21 Jahre alt ist.

Rückfragen bitte an:

Landeskriminalamt Niedersachsen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Antje Westermann
Telefon: 0511 / 9873-1030
E-Mail: pressestelle@lka.polizei.niedersachsen.de
www.LKA.Niedersachsen.de

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