Anselm Kiefer exklusiv im Gespräch bei SWR2
Baden-Baden (ots)
19. März, 17.05 Uhr, "SWR2 Zeitgenossen": Anselm Kiefer über Malerei und ihre Auslöser, Humor und sein ambivalentes Verhältnis zu Deutschland
Anselm Kiefer gibt selten Interviews. Für SWR2 hat er eine Ausnahme gemacht und Kathrin Hondl zum "SWR2 Zeitgenossen"-Gespräch in sein Atelier bei Paris geladen. Die Wiener Albertina und das Centre Pompidou zeigen aktuell Werke des weltbekannten Künstlers.
Auslöser für Malerei ist der Schock
Der Maler Anselm Kiefer kam 1945 in Donaueschingen zur Welt und hat nicht nur mehrere historische Zäsuren erlebt, sondern sie auch in einer eigenwilligen Weise reflektiert. So erzählt er am 19. März um 17.05 Uhr in "SWR2 Zeitgenossen" von der Ästhetik zerbombter Städte nach Kriegsende: "Diese zusammengefallenen Häuser waren für mich nichts Schreckliches", sagt Kiefer. "Wenn ich heute Filme sehe von den zerbombten Städten, dann finde ich das unheimlich schön. Diese Ruinen haben einen unheimlichen ästhetischen Wert." Dennoch beschreibt er die deutsche jüngere Geschichte, den Nationalsozialismus, als einen Schock - etwas, das jedem seiner Werke vorausgehe. "Ich male nicht um der Kunst Willen. Ich male ein Bild, wenn etwas passiert ist, das mich antreibt."
Größe als Missverständnis und Hoffnung
Seine künstlerische Auseinandersetzung mit deutschen Mythen wie der Hermannschlacht oder der Siegfried-Sage hat Kiefer gerade in Deutschland auch viel Kritik eingebracht. "Mythengeraune" oder "Gigantomanie" lauten die immer wiederkehrenden Negativurteile seiner Kritiker. Kiefers Diagnose: "Die Deutschen haben Angst vor Mythen." Zudem habe die Größe seiner Leinwände in Deutschland zu einem Missverständnis geführt: "Wenn ein Bild größer als drei Meter ist, ist es nicht mehr humorvoll." Dabei gebe es durchaus kleinere Werke wie Aquarelle oder Bücher. Für ein Gesamturteil über das Werk des heute 71-Jährigen sei es aber ohnehin noch zu früh. Denn auch Vincent Van Gogh habe ja sein entscheidendes Werk in den letzten drei Lebensjahren vollbracht: "Für die Bilder, die er davor malte, wäre er nie bekannt geworden." Kiefer, der bereits als einer der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler der Welt gelten kann, ist allerdings noch längst nicht fertig: "Ich hoffe auf mein richtiges Werk, das bald kommt."
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