Evangelische Akademie zu Berlin
Der Wert des Erinnerns: Vortrag von Memorial-Mitgründerin Irina Scherbakowa
Russlands Krieg gegen die Ukraine zeigt derzeit auf erschreckende Weise, wie Geschichtspolitik eine aggressive Politik ideologisch befeuern kann. Im Rahmen der Fachtagung „Tätiges Erinnern: Die Suche nach den Spuren in die Zukunft “ spricht die russische Historikerin Irina Scherbakowa, Mitinitiatorin der Menschenrechtsorganisation MEMORIAL, am 3. April über den „Wert des Erinnerns“.
Der Wert des Erinnerns
Memorial-Mitgründerin Irina Scherbakowa zu Stand und Zukunft der Erinnerungspolitik
Russlands Krieg gegen die Ukraine zeigt auf erschreckende Weise, wie Geschichtspolitik eine aggressive Politik ideologisch befeuern kann. Doch auch in Deutschland und anderen Ländern ist Erinnerungskultur zu einem umstrittenen Feld geworden: Die selbstreflexive Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sieht sich Angriffen aus rechtspopulistischen Kreisen ausgesetzt. Zugleich wird immer deutlicher, dass die Erinnerung an die koloniale Vergangenheit hierzulande bislang zu wenig Aufmerksamkeit erfahren hat.
Mit der Fachtagung „Tätiges Erinnern: Die Suche nach den Spuren in die Zukunft “ nimmt die Evangelische Akademie zu Berlin vom 1. bis 3. April 2022 eine Bestandsaufnahme aktueller und kommender Themen in der Erinnerungspolitik vor. Besonders möchten wir Sie auf den Vortrag der russischen Historikerin Irina Scherbakowa hinweisen. Die Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation MEMORIAL spricht am Sonntag, 3. April um 11:30 Uhr per Live-Videoschaltung über den „Wert des Erinnerns“. Interessierte Journalistinnen und Journalisten können den Vortrag online verfolgen.
Unter den weiteren Referentinnen und Referenten der Tagung sind die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, der Historiker Hannes Heer, Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Leontine Meijer-van Mensch, Direktorin der Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden und Herrnhut, die Erziehungswissenschaftlerin und Diversitätsforscherin Astrid Messerschmidt und Stefanie Schüler-Springorum vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Die Tagung findet in Präsenz auf der Insel Schwanenwerder in Berlin statt, die öffentliche Abschlussdiskussion mit Aleida Assmann und Hannes Heer am 3. April um 15:30 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkirche auf dem Berliner Gendarmenmarkt.
Um einen Zoom-Link zum Vortrag von Irina Scherbakowa zu erhalten, melden Sie sich bitte bei Christoph Dreyer, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ( dreyer@eaberlin.de) oder bei Projektsachbearbeiterin Anne Eichhorst ( eichhorst@eaberlin.de).
Das Programm der Fachtagung mit Anmeldemöglichkeit finden Sie unter www.eaberlin.de/seminars/data/2022/kul/taetiges-erinnern/
Details zur abschließenden Podiumsdiskussion: www.eaberlin.de/seminars/data/2022/kul/taetiges-erinnern-die-suche-nach-den-spuren-in-die-zukunft/
MEMORIAL-Aufruf wiederveröffentlicht
Anlässlich der Tagung hat die Evangelische Akademie auf ihrer Website einen derzeit wieder hochaktuellen MEMORIAL-Aufruf von 2008 wiederveröffentlicht. Unter dem Titel „Nationale Geschichtsbilder: Das 20. Jahrhundert und der Krieg der Erinnerungen“ mahnte die Menschenrechtsorganisation darin zu einem verständnis- und verantwortungsvollen Umgang mit den widerstreitenden Erinnerungen verschiedener Gesellschaften:
„Es hat keinen Sinn, ‚fremde‘ Erinnerung zu ignorieren, so zu tun, als gäbe es sie nicht. Es hat keinen Sinn, sie für unbegründet zu erklären und sämtliche Tatsachen und Einschätzungen, auf denen sie beruht, rundweg abzustreiten. Aus dem Leiden und Unglück des eigenen Volkes lässt sich keine moralische Überlegenheit über andere Völker ableiten, die vermeintlich oder tatsächlich weniger gelitten haben; diese Leiden dürfen nicht als politisches Kapital eingesetzt und in einen Forderungskatalog an die Nachbarstaaten und -völker umgemünzt werden.“
Den vollständigen Text (mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Osteuropa) finden Sie hier: https://www.eaberlin.de/aktuelles/2022/widerstreitende-geschichtsbilder/
Evangelische Akademie zu Berlin Charlottenstraße 53/54 , D-10117 Berlin Tel.: +49 (0)30 203 55 - 0 E-Mail: eazb@eaberlin.de www.eaberlin.de
Evangelische Akademie zu Berlin gGmbH / Geschäftsführerin: Dr. Friederike Krippner / Zuständiges Registergericht: Amtsgericht Berlin-Charlottenburg / Handelsregister HRB 75987 B / Steuer-Nr.: 27/027/37108