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"Panorama": Behörden verschleiern Herkunft des Atommülls in der Asse

Hamburg (ots)

Bundes- und Landesbehörden haben nach Recherchen
des ARD-Magazins "Panorama" die Herkunft der 126.000 Fässer schwach- 
und mittelradioaktiven Materials im Atommülllager Asse jahrelang 
verschleiert. Tatsächlich stammt ein erheblich größerer Teil aus 
kommerziellen Atomkraftwerken als bisher behauptet.
Das  Bundesforschungsministerium hatte noch vor wenigen Tagen auf 
schriftliche Anfrage von "Panorama" erklärt: "Etwa 30 Prozent der 
Abfallgebinde stammen aus der kommerziellen Energiewirtschaft, sie 
machen allerdings nur etwa 5 Prozent des radioaktiven Inventars der 
Schachtanlage Asse aus." Im Interview mit "Panorama" bekräftigt 
Staatssekretär Frieder Meyer-Krahmer: "Der größte Teil kommt aus 
öffentlichen Forschungseinrichtungen". Damit verschleiert das 
Ministerium die Tatsache, dass es sich bei dem Müll aus 
Forschungseinrichtungen überwiegend um Abfälle handelt, die bei der 
Bearbeitung von Brennstäben aus kommerziellen Atomkraftwerken 
entstanden sind.
Aus einem Inventarbericht der Asse geht hervor, dass 70 Prozent der 
in der Asse eingelagerten Radioaktivität kommerziellen 
Atomkraftwerken zuzuordnen ist. Das Bundesforschungsministerium 
interpretiert diesen Bericht anders und weist den Vorwurf der 
Täuschung zurück.
Auch den Staatssekretär im Umweltministerium Michael Müller hatte 
das Forschungsministerium missverständlich informiert. In einer 
Fragestunde im Bundestag im Oktober letzten Jahres hatte Michael 
Müller gesagt: "... Die an die Asse abgegebenen Abfälle stammten 
nicht von den Energieversorgern." Auf Nachfrage von "Panorama" 
bestätigte das Umweltministerium, diese Informationen so vom 
Bundesforschungsministerium erhalten zu haben.
Mit Blick auf das Salzbergwerk Asse hatten die zuständigen 
Ministerien und Behörden immer wieder den Forschungscharakter der 
Anlage betont. Für den dort gelagerten Müll sei daher der Bund - also
der Steuerzahler - zuständig. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass
die Sanierung zwei Milliarden Euro und mehr kosten wird.
Aus einem Briefwechsel, der "Panorama" vorliegt, geht allerdings 
hervor, dass das Forschungsministerium schon zu Beginn der 
Einlagerung des Atommülls in der Asse darüber informiert war, dass es
sich nicht um Einlagerungen im Rahmen eines Versuchs handelte. So 
baten die Betreiber der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe im Jahr 
1965 schriftlich, rasch mit der Einlagerung ihres Atommülls in der 
Asse beginnen zu dürfen, ansonsten hätten sie eine Lagerhalle für den
Müll bauen müssen. Das wollten sie "angesichts der Finanzlage 
dringend vermeiden". Die Gesellschaft für Strahlenforschung, die die 
Einlagerung in der Asse betrieb, warnte daraufhin das Ministerium, es
handele sich "nicht um eine Versuchslagerung", vielmehr um eine 
"Massenanlieferung von radioaktiven Rückständen". Dennoch erteilten 
die zuständigen Behörden die nötigen Genehmigungen.
5. März 2009

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