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Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)

Neue INSM-Studie zu aktuellen Reformmodellen für die Pflegeversicherung
Raffelhüschen: "Politik rechnet den drohenden Kollaps der Pflegekassen schön"

Berlin/Köln (ots)

Freiburger Wissenschaftler: Geplante Leistungsausweitungen in der
   Pflege sind per Umlage nicht bezahlbar - Bürgerversicherung in der
   Pflege führt zu massiver Ungerechtigkeit zwischen Jung und Alt -
   Komplette Umstellung vom Umlageverfahren auf Kapitaldeckung
   gefordert
"Weder Regierungs- noch Oppositionslager haben derzeit taugliche
Reformentwürfe, um den drohenden Finanzkollaps in der
Pflegeversicherung zu verhindern", erklärte Professor Bernd
Raffelhüschen am Donnerstag in Berlin. Im Auftrag der Initiative Neue
Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat der Direktor des
Forschungszentrums Generationenverträge an der Freiburger
Albert-Ludwigs-Universität die aktuellen Reformentwürfe der SPD (Karl
Lauterbach und Andrea Nahles) sowie der bayerischen Sozialministerin
Christa Stewens (CSU) auf ihre Nachhaltigkeit innerhalb der nächsten
fünf Jahrzehnte untersucht.
Sein Fazit: "Die Politik in beiden Lagern rechnet den absehbaren
Zusammenbruch der Pflegefinanzen schön. Dabei müsste sie endlich
rückhaltlos die Wahrheit auf den Tisch legen. Stattdessen versprechen
die Reformmodelle mehr als sie halten können." Die vorliegenden
Reformentwürfe verschärfen nach Auffassung von Raffelhüschen sogar
die Ungerechtigkeit im Verhältnis zwischen den Generationen.
Lauterbach und Nahles auf SPD-Seite wollen die Pflegeversicherung
nach dem Modell der Bürgerversicherung umbauen, um so die
Beitragszahlerbasis zu vergrößern. Die CSU-Politikerin Stewens will
das bisherige Leistungsniveau einfrieren und preisbedingte
Kostensteigerungen über eine zusätzliche obligatorische
kapital-gedeckte Vorsorge auffangen.
Der von Stewens angepeilte monatliche private Vorsorgebeitrag von
4 Euro pro Person, der sich bis 2030 auf 15,28 Euro erhöhen soll, ist
laut Raffelhüschen viel zu niedrig angesetzt. Um das Defizit der
Pflegeversicherung abzudecken, müsse man beim Stewens-Modell mit
einem privaten Vorsorgebeitrag von 8,50 Euro starten, der bis zum
Jahr 2030 auf fast 50 Euro steigen müsse.
Beide Reformmodelle sehen vor, künftig auch Pflegekosten von
Demenzkranken durch die Gesetzliche Pflegeversicherung (GPV)
abzudecken. Nach den Berechnungen von Raffelhüschen würde allein
dadurch der zusätzliche Finanzbedarf der Pflegeversicherung von
hochgerechneten 700 Milliarden Euro auf mindestens 950 Milliarden
Euro anschwellen.
Deutlicher noch fiele nach seinen Berechnungen für die INSM die
Nachhaltigkeitslücke beim Bürgerversicherungsmodell von Lauterbach
und Nahles aus. Hier ermittelte Raffelhüschen eine Finanzlücke von
über einer Billion Euro. Zwar sorge die Verbreiterung der
Beitragsbasis kurzfristig für Mehreinnahmen. Doch der neu
hinzugekommene Versichertenkreis altere eben auch: "Durch den
größeren Kreis der dann Anspruchsberechtigten würde sich das
Finanzproblem der Gesetzlichen Pflegeversicherung noch verschärfen",
warnte Raffelhüschen.
Für den Fall, dass das Lauterbach-Nahles-Modell in die Tat
umgesetzt würde, rechnet er damit, dass sich der Beitragssatz von
derzeit 1,7 Prozent auf 5,1 Prozent verdreifachen könnte. "Das ist
eine wirtschaftlich und auch moralisch untragbare Belastung der
aktiven Generation in Deutschland", meinte der Freiburger Professor.
Bei der Pressekonferenz der INSM machte er deutlich, dass beide
Reformmodelle nicht zukunftstauglich sind und forderte stattdessen
die komplette Abschaffung der Gesetzlichen Pflegeversicherung:
Pflegerisiken im Alter müssten künftig durch eine obligatorische
kapitalgedeckte Vorsorge abgesichert werden.
Den Übergang in ein solches privates System skizzierte der
Wissenschaftler wie folgt: Nur die heute über 60-Jährigen sollten in
der GPV bleiben. Ihr Beitrag zur Pflegeversicherung dürfe sich nicht
länger prozentual am Einkommen orientieren, sondern müsse durch eine
monatliche Pauschale von 50 Euro ersetzt werden.
Die heute unter 60-Jährigen müssten nach dem Raffelhüschen-Plan
ihr Pflegerisiko durch eine Privatpolice absichern, die monatlich 45
bis 55 Euro Beitrag kostet. Zusätzlich müsste die Generation "Minus
60" noch einen Solidaritätszuschlag von 0,6 Prozent des
Bruttoeinkommens entrichten, damit die GPV ihren laufenden
Verpflichtungen für die im alten System verbleibende Generation 60
Plus erfüllen könne. Nach Raffelhüschens Auffassung soll die
Gesetzliche Pflegeversicherung nach dem Jahr 2046 komplett
abgeschafft sein.
Die Politik forderte der Demographie-Experte auf, die Lage nicht
länger zu beschönigen, sondern schnell und entschlossen zu handeln.
"Jedes Jahr, das wir länger warten, verschärft die demographisch
bedingte Schieflage der Pflegeversicherungsfinanzen. Jede Verspätung
beim notwendigen Umstieg in ein privates Vorsorgesystem wird höhere
private Vorsorgebeiträge erforderlich machen", so Raffelhüschen.
Die komplette Studie finden Sie auf www.insm.de.

Pressekontakt:

Dieter Rath, Tel.: (0171) 5488666, E-Mail: rath@insm.de
Max Höfer, Tel.: (0172) 9243939, E-Mail: max.hoefer@t-online.de

Original-Content von: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), übermittelt durch news aktuell

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