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Das ARD radiofeature im September: "Dunkelkammer Psychiatrie" - Wenn sich Justiz und Psychiatrie verbünden, haben Patienten wenig Chancen

Hamburg (ots)

Das ARD radiofeature "Dunkelkammer Psychatrie" lenkt den Blick auf alltägliche Grenzüberschreitungen und schwere Grundrechtsverstöße in geschlossenen Psychiatrien. Zwar hat sich der Umgang mit psychisch Kranken seit einem alarmierenden Bericht der Psychiatrie-Enquete des Deutschen Bundestags deutlich verbessert, dennoch mangelt es immer noch oft am schlichten Respekt vor der Menschenwürde und dem Selbstbestimmungsrecht der Patienten. Zu hören ist das ARD radiofeature ab kommenden Mittwoch in sieben Wort- und Kulturwellen der ARD; den Auftakt macht am 24. September SWR 2 um 22.05 Uhr. Im Internet steht das Feature unter www.radiofeature.ard.de ebenfalls ab 24. September zur Verfügung.

Allein in Berlin jedes Jahr 400 neue Beschwerden

Heiner Dahl schaut in zwei großen psychiatrischen Krankenhäusern genauer hin. Dass Zwang und Gewalt alltäglich sind, verneinen Psychiater unisono. Patienten hingegen erleben sie sehr präsent und beklagen traumatisierende Erlebnisse. In Berlin werden diese von Mitarbeitern der ersten unabhängigen Beschwerde- und Informationsstelle anhand von vielen Eingaben bestätigt. Ihre Leiterin sagt, sie und ihre Mitstreiter müssen pro Jahr rund 400 neue Beschwerden bearbeiten. Ein spezialisierter Berliner Rechtsanwalt liefert dazu reichlich Anschauungsmaterial anhand konkreter Rechtsfälle.

Maßregelvollzug als rechtlich bemänteltes "Verschwinden-Lassen"

Insbesondere wenn sich Verantwortliche im psychiatrischen System mit Rechtsinstanzen verbünden, so der Autor, hätten Patienten wenig Chancen, ihre Rechte konsequent wahrzunehmen. In keinem Bereich zeigt sich das Problem so zugespitzt wie im Maßregelrecht. Denn in ihm wirken psychiatrischer Zwang und Strafrecht verstärkend zusammen. Stellvertretend für viele dokumentiert das der Fall des Gustl Mollath, der auf Betreiben seiner Frau in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde. Der jahrelange Umgang mit dem kürzlich frei gesprochenen Gustl Mollath, so der Autor, war nichts anderes als eine rechtlich bemäntelte Variante von "Verschwinden-Lassen" im bayrischen Maßregelvollzug. Haarsträubende Ermittlungsfehler, eine widersinnige Rechtsprechung am Rande der Rechtsbeugung, die unkontrollierte Macht psychiatrischer Gutachter mit ihren Fern-, Blind- und Falschdiagnosen waren die Bestandteile eines rechtswidrigen und grundrechtsverletzenden Machtgebarens. Angesichts der schicksalhaften Entscheidungen zulasten Gustl Mollaths ist das für einen Rechtsstaat ein nicht hinnehmbarer Befund.

Maßregelvollzug findet heute in einem weitgehend unkontrollierten Rechtsbereich statt. Schon aus diesem Grunde ist er anfällig für fahrlässiges Verhalten bis hin zum Missbrauch. Wenn Juristen und Gutachter in diesem Bereich der vielen Grauzonen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, können sie Menschen nahezu willkürlich "aus dem Verkehr ziehen." Der Fall Mollath ruft nach gründlichen und grundsätzlichen Reformen.

Heiner Dahl lebt und arbeitet im Saarland. Er studierte Rechtswissenschaft in Saarbrücken und Göttingen. Er war als Jurist in Wirtschaft, internationaler Projektarbeit und im Öffentlichen Dienst tätig. Seit 1986 ist er Feature-Autor beim WDR. Er gewann den Pressepreis des Deutschen Anwaltsvereins (WDR-Feature, "Auf der Suche nach dem neuen Recht"). Er arbeitet als Buchautor und Ghostwriter.

Sendetermine:

SWR 2          Mittwoch, 24. September, 22:05 Uhr
SR 2           Samstag, 27. September, 09:05 Uhr
BR             Samstag, 27. September, 13:05 Uhr
Nordwestradio  Sonntag, 28. September, 16:05 Uhr
NDR info       Sonntag, 28. September, 11:05 Uhr
WDR 5          Sonntag, 28. September, 11:05 Uhr
hr2-Kultur     Sonntag, 28. September, 18:05 Uhr

Registrierte Nutzer der WDR-Presselounge und des SWR-Presseportals können das ARD radiofeature vor der Ausstrahlung im jeweiligen "Vorführraum" hören: www.presse.wdr.de / www.presseportal.swr.de.

Bildmaterial ist unter www.ARD-Foto.de erhältlich.

Pressekontakt:

Uwe-Jens Lindner
WDR Presse und Information
Telefon 0221 220 7123
uwe-jens.lindner@wdr.de

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