Entlastungsmöglichkeit des Intensiv-Pflegepersonals bei COVID-19 Patienten
Intensiv-Pflege bei beatmeten Patienten: Regelmäßige Mundhygiene als Präventionsmaßnahme für nosokomialen Pneumonien ist wichtig, aber zeitaufwendig. Das plasma intensive care® könnte demnächst das Pflegepersonal bei der Mundhygiene entlasten.
Bei der Behandlung von Covid-19 Patienten konnte in den letzten Monaten viel Wissen und Erfahrung aufgebaut werden. Demnach ist die Vermeidung von nosokomialen Pneumonien und Superinfektionen enorm wichtig für die Genesung von erkrankten Patienten: Sie führen häufig zu Komplikationen oder gar zum Tod. Eine Präventionsmaßnahme ist die intensivierte Mundhygiene. Sie sollte bis zu dreimal täglich mittels Spülungen mit Antiseptika erfolgen, damit die Viren- und Bakterienlast im oberen Atemtrakt reduziert werden kann und diese nicht in den Bronchialbaum und die Lungen vordringen können. Diese herkömmliche Verfahrensweise ist aufwendig und bedingt durch die erzwungene Passivität des Patienten auch nur mit Einschränkungen durchführbar: Gurgeln und aktives Ausspülen sind unmöglich.
In Anbetracht der sich füllenden Intensiv-Stationen und der hohen Arbeitsbelastung der ohnehin knappen Pflegekräfte ist dies eine Präventiv-Maßnahme, die Optimierungspotential birgt. Mit der Kaltplasma-Behandlung steht demnächst eine ebenso gründliche wie einfache Alternative zu Verfügung. Für die Kaltplasma-Therapie im Mund- und Rachenraum wurde für das plasma care intensive® , ein neuer Beatmungs-Adapter, entwickelt. Der Adapter hat zwei Anschlüsse: Einen für den Ausfluss plasma-aktivierter Luft, der andere für die Zufuhr von medizinischer Druckluft, die ein gleichmäßiges Fluten des Mund-Rachenraums mit Kaltplasma sicherstellt. Ein wesentlicher Vorteil des gasförmigen kalten Plasmas ist, dass es auch in schwer zugängliche Bereiche des oberen Atemtrakts vordringen kann, selbst in die Nase! Darüber hinaus verflüchtigt sich das kalte Plasma nach der Behandlung und hinterlässt keine Flüssigkeiten, die wieder abgesaugt werden müssten oder zu Zahnverfärbungen führen. Die Anwendung ist für das Pflegepersonal sehr einfach: "Wir führen einen dünnen Schlauch ca. 2 cm in den Mundraum ein und starten die Behandlung mit Knopfdruck. Das Gerät kann für die Zeit der Behandlung neben dem Patienten platziert werden und man hat Zeit sich um andere Dinge zu kümmern. Die kurze Behandlungsdauer von nur fünf Minuten wird über das Gerät reguliert und stoppt automatisch. Das sind deutlich weniger Handgriffe für das Pflegepersonal, das trotz hohem Zeitdruck zu 100 % akkurat arbeiten muss. Der enge Kontakt des Pflegenden mit dem infizierten Mundraum wird dadurch auch auf ein Minimum reduziert, was die Ansteckungsgefahr für das Pflegepersonal reduziert", beurteilt die Pflegewissenschaftlerin Stefanie Ascher von terraplasma medical GmbH die Anwendung.
Nach erfolgreichem Abschluss letzter prä-klinischer Studien zum plasma intensive care in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Regensburg wird nun in den nächsten Wochen die Medizinprodukte-Zulassung erfolgen: "Für uns ist es wichtig, das wir in der klinischen Anwendung das Intensiv-Pflegepersonal entlasten und zur Verbesserung in der Behandlung von COVID-19-Patienten einen wesentlichen Beitrag leisten können", freut sich Jens Kirsch, Geschäftsführer der terraplasma medical GmbH.
421 Wörter
Hintergrundinformationen:
Wie wirkt kaltes atmosphärische Plasma und was ist es?
Kaltes Plasma inaktiviert Bakterien und Viren durch mehrere physikalische und chemische Prozesse. Die Effektivität gegenüber Bakterien ist auch bei vorliegenden Antibiotika-Resistenzen nicht beeinträchtigt. In in vitro Studien konnte gezeigt werden, dass kaltes atmosphärisches Plasma innerhalb einer Applikationszeit von nur 3 Minuten eine bakterielle Reduktion von bis zu 99,999 Prozent auf Agar erreicht. Auch eine Sensitivität verschiedener humanpathogener Viren gegenüber kaltem Plasma wurde bereits nachgewiesen.
Kaltes Plasma ist ein teilweise ionisiertes Gas. Es erzeugt einen reaktiven Mix aus Elektronen, Ionen, angeregten Atomen und Molekülen, reaktiven Spezies (wie z.B. O3, NO, NO2, etc.), UV-Strahlung und Wärme. Es dringt in Bakterien ein und zerstört die intrazellulären Strukturen der Mikroorganismen einschließlich der DNA, so dass diese abgetötet werden. Der Mechanismus der Virusinaktivierung durch kaltes atmosphärisches Plasma ist noch nicht geklärt. Untersuchungen legen die Vermutung nahe, dass insbesondere die reaktiven Stickstoffspezies zur Denaturierung der viralen Proteine führen können. Menschliche eukaryotische Zellen sind grundsätzlich durch die in einem Zellkern liegende DNA und zelluläre Überlebensmechanismen deutlich besser geschützt.
Die Situation und Behandlung von beatmeten COVID-19 Patienten.
SARS-CoV-2 zeigt im Frühstadium der Erkrankung eine sehr hohe Replikationsaktivität im oberen Atemtrakt [1]. Bei schweren Krankheitsverläufen müssen COVID-19 Patienten häufig aufgrund der starken Hypoxie und ggf. des Lungenversagens intubiert und maschinell beatmet werden. Jede Beatmung stellt einen schweren Eingriff dar. Die Gefahr von nosokomialen Superinfektionen, verursacht u.a. durch Krankenhauskeime, steigt stark an. In einzelnen Studien wurde bei der Hälfte der Patienten, welche nicht überlebt haben, eine bakterielle Superinfektion nachgewiesen [2]. Frühere Virus-Pandemien (z.B. SARS, MERS, H1N1) haben gezeigt, dass 30% bis 55% der Todesfälle durch eine sekundäre bakterielle Pneumonie verursacht wurden [3].
In-Vitro Untersuchungsergebnisse:
Das plasma care® wurde prä-klinisch an unterschiedlichen Mikroorganismen getestet, mit äußerst vielversprechenden Ergebnissen:Bakterien inklusive multiresistente Erreger wie MRSA oder VRE werden auf Agar innerhalb einer Behandlungszeit von 1 Minute zu 99,999 % inaktiviert. Viren (Adenoviren in Lösung) können nach einer 4-minütigen Behandlung um bis zu 99,999 % inaktiviert werden. Corona-Viren in Lösung können ebenfalls inaktiviert werden, die Effektivität und die erforderliche Behandlungsdauer werden derzeit erforscht.Auch in der klinischen Praxis ist das plasma care® bereits erfolgreich für die Behandlung von infizierten Wunden eingesetzt worden. Damit eine Aussage über den keimreduzierenden Effekt des plasma intensive care getroffen werden kann, haben die Entwickler ein Modell geschaffen, das den Nase-Mund- und Rachenraum bis zur Subglottis nachbildet (Messpunkte: Nase, Mund, Rachen, Subglottis). Mit Hilfe dieses Modells wurden Untersuchungen zur Effektivität des gasförmigen kalten Plasmas gegenüber Bakterien durchgeführt. Die Ergebnisse sind für die Entwickler sehr motivierend: Die Untersuchungen zeigten eine bakterielle log-Reduktion auf Agar von etwa 4.5 - 5 (ca. 99,999%) am Messpunkt "Rachen" und etwa 4 - 4.5 (ca. 99,99%) am Messpunkt "Subglottis" nach einer nur 3-minütigen Behandlungszeit.
Quellen:
[1] C.H.M. Drosten, Warum Covid-19 ansteckender ist als Sars, Tagesspiegel Februar 2020
[2] F. Zhou, et. al. Clinical course and risk factors for mortality of adult inpatients with COVID-19 in Wuhan, China: a retrospective cohort study, The Lancet, March 2020
[3] J.L. Gerberding, Antibiotic resistance: the hidden threat lurking behind Covid-19, STAT March 2020
Firmenprofil:
Die terraplasma-medical GmbH verbindet die Forschung der terraplasma GmbH mit dem Medizintechnik-Wissen der Dynamify GmbH / heute DITABIS AG:
Die terraplasma GmbH hat kalte atmosphärische Plasmen (kurz: KAPs) erforscht. KAPs sind teilweise ionisierte Gase, die sehr effizient Bakterien, Pilze, Viren, Sporen oder auch Geruchsmoleküle inaktivieren.
Die Dynamify GmbH - heute DITABIS AG - ist ein OEM-Entwickler und Hersteller von medizintechnischen Geräten, der von der Geräteentwicklung, über die Medizinprodukte-Zulassung und die Produktion bis hin zu Wartung und Service den gesamten Produktlebenszyklus eines Medizinproduktes abdeckt.
Zusammen haben Sie die terraplasma medical GmbH gegründet, mit dem Ziel das plasma care® zu entwickeln. Die Idee: Adaption aufwendigster Plasmatechnologie, die bislang ausschließlich im klinischen Bereich eingesetzt werden konnte, in ein kleines, handliches und bezahlbares Medizinprodukt für die Wundbehandlung in der häuslichen Pflege und in der ambulanten Betreuung bei niedergelassenen Ärzten.
terraplasma medical GmbH Parkring 32 85748 Garching b. München Geschäftsführung: Jens Kirsch / Petra Speidel sibylle.gronwald@terraplasma-medical.com
Office: +49 (0)89 58805530 Mobil: +49 (0)151 54761437