Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
„Schule der Demokratie“: 30 Jahre Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
„Schule der Demokratie“: 30 Jahre Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Am 12. März 1992 beschloss der erste gesamtdeutsche Bundestag auf Vorschlag des SPD-Abgeordneten Markus Meckel, eine Enquete-Kommission zur „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ einzurichten. Abgeordnete aller Parlamentsfraktionen, einschließlich der SED-Nachfolgepartei PDS, und externe Sachverständige mit historischer, soziologischer, theologischer und juristischer Expertise kamen am 19. März zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Im Gremium sollte fortan gleichberechtigt und detailliert über das schwierige Erbe der DDR diskutiert und konkrete Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der kommunistischen Diktatur erarbeitet werden.
Die anfängliche Skepsis in der Öffentlichkeit, es könne eine staatlich verordnete Geschichtsschreibung betrieben oder sogar ein Tribunal der DDR errichtet werden, bestätigte sich nicht. Das parlamentarisch legitimierte Gremium entwickelte sich mit seiner vorbildlichen Debattenkultur quasi zu einer „Schule der Demokratie“ und brachte bis heute weiterwirkende Ergebnisse hervor. Die Aufgabe erwies sich jedoch sowohl im Hinblick auf die Befassung mit der Geschichte der Diktatur als auch mit deren Folgen für das vereinte Deutschland und die Menschen als so umfangreich, dass von 1995-1998 eine zweite Enquete-Kommission eingesetzt wurde, die sich verstärkt mit Fragen der deutschen Einheit befasste. Über den gesamten Zeitraum berichteten rund 600 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Fachleute in den öffentlichen Sitzungen der Enquete-Kommissionen, die rund 300 Gutachten, Berichte und Expertisen einholten. In 32 Bänden mit ca. 30.000 Druckseiten wurde der Wissensstand der damaligen Zeit zusammengetragen, von den Strukturen des SED-Staates und seiner Organe über die politischen Verfolgungen und den Widerstand gegen die Diktatur bis zum Alltag in der DDR.
Ein bis heute wichtiges Ergebnis war die Empfehlung, Erinnerungsformen an beide deutsche Diktaturen zu entwickeln, die zur Konzeption der Gedenkstättenförderung des Bundes führten. Zudem empfahl die zweite Enquete-Kommission die Gründung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Mit Einrichtung der Stiftung im November 1998 ist die Auseinandersetzung mit der kommunistischen Diktatur schließlich auf eine dauerhafte Grundlage gestellt worden. Die Leitung ihrer Gremien übernahmen Markus Meckel, der Sprecher der SPD-Fraktion in beiden Enquete-Kommissionen war sowie Rainer Eppelmann, der darin den Vorsitz innehatte.
Mit ihrem Themenportal „Enquete-Online“ dokumentiert die Bundesstiftung die umfassende Arbeit der beiden Kommissionen und bietet dazu zahlreiche Hintergrundinformationen, Zeitdokumente, Fotos sowie Audio- und Videomaterialien an: www.enquete-online.de
Unter dem Titel „Erinnern für die Zukunft – 30 Jahre Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ überträgt der Bundestag am 17.3.2022 um 11.40 Uhr live eine etwa 70-minütige Debatte zum Thema: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw11-de-enquete-sed-diktatur-881848
Weitere Informationen erhalten Sie von Tilman Günther | Fon: 030 31 98 95 225 | E-Mail: t.guenther@bundesstiftung-aufarbeitung.de