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Distance Caregiving - Selbsthilfe und Netzwerke nutzen
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Distance Caregiving – Selbsthilfe und netzwerke nutzen
Je weiter pflegebedürftige Eltern oder andere Angehörige vom eigenen Wohnort entfernt wohnen, umso größer wird der Spagat für die pflegenden Angehörigen in der Pflegesituation. Wer die Pflege eines*einer Angehörigen dauerhaft effizient aus der Distanz organisieren und an den Wochenenden zusätzlich oft zwischen seinem Wohnort und dem der pflegebedürftigen Person hin und herpendeln muss, stößt schneller an seine Belastungsgrenzen, als andere pflegende Angehörige.
Die Aufgabe, sich im Pflegefall um seine pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern, fällt in den meisten Fällen auf die erwachsenen Kinder zurück. So wie bei Thomas L., der seit 30 Jahren nicht mehr in der Nähe seiner Eltern lebt, sondern knapp 800 km weit entfernt. Sein Vater wohnt demenzbedingt seit zwei Jahren in einem Heim für Senioren, seine Mutter weiterhin alleine im elterlichen Einfamilienhaus. Auch sie braucht ständig zuverlässige Hilfe im Alltag, weiß er zu berichten:
„Vor zwei Monaten habe ich nach ihrer Reha eine Woche bei meiner Mutter verbracht. Zum Glück konnte ich von dort aus nebenbei mobil arbeiten. Medizinisch ist sie wieder fit, sagen die Ärzte, jedoch war sie emotional komplett am Ende. Ich musste sie wieder aufpäppeln, ihr immer wieder Mut machen, zum Gehen. Sie hatte nach der Operation am Rücken große Angst, im Haus wieder zu Fallen und sich erneut zu verletzen. Sich um ihren Mann, meinen Vater, zu kümmern, hält sie in Bewegung. Das tut ihr gut und sie hat eine Aufgabe, die ihren Alltag strukturiert. Sie will weiterhin alleine zuhause bleiben und weiß, sie kann dort wohnen bleiben, solange es funktioniert.“
Auswege aus der Alternativlosigkeit
Die meisten Aufgaben organisiert und erledigt Thomas L. weiterhin aus der Ferne für seine Eltern. So wie das die meisten Distance Caregiver tun. Sie kümmern sich um den Papierkram, stehen in Verbindung mit Versicherungen und Pflegekassen, organisieren benötigte Hilfsmittel über das Internet, sprechen regelmäßig mit Mitarbeiter*innen der ambulanten Pflegedienste oder der Seniorenheime und halten den Kontakt zu Verwandten, Freunden und Nachbarn der Eltern, die diese auch regelmäßig unterstützen.
Einen wirklichen Ausweg aus der schwierigen Situation gibt es für viele Betroffene nicht, weiß auch Thomas L: „Dass meine Eltern an meinen Arbeitsort ziehen, ist keine Alternative. Meine Mutter hätte hier gar kein eigenes Umfeld. Ich hätte wegen meiner Arbeit und Familie auch nicht mehr Zeit für sie als jetzt. Nun nutzen wir das Handy oder Tablet regelmäßig zum Telefonieren und das klappt auch schon ganz gut. Mir ist klar: Ich kann mir nicht zu viel aufladen. Einerseits organisiere ich für sie und fahre so oft es geht zu meinen Eltern. Andererseits habe ich auch meinen Beruf und meine eigene Familie. Wenn ich wegen Überlastung ausfalle, ist keinem geholfen.“
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege aus der Distanz
Wie soll und kann es nun gelingen, sein eigenes Privatleben, die Familie und den Beruf mit der Pflegesituation der Eltern trotz räumlicher Trennung in Einklang zu bringen? Wie können Distance Caregiver effizient die Pflege vor Ort organisieren, ohne dabei ständig an ihre eigenen Belastungsgrenzen zu stoßen und obendrein ein schlechtes Gewissen zu haben? Einerseits durch die Inanspruchnahme einer Pflegeberatung; geschulte Pflegeexpert*innen wissen, was zu tun ist, welche Hilfsangebote vor Ort in Anspruch genommen werden können und welche Leistungen möglicherweise zur Sicherstellung und Aufrechterhaltung einer guten Pflegesituation vor Ort genutzt werden können.
Außerdem kennen sie die Sorgen und Nöte der pflegenden Angehörigen. Pflegeberater*innen können wertvolle Tipps und Ratschläge geben. Dabei geht es nicht nur um praktische Lösungen die Pflegesituation betreffend, sondern auch um empathische Hinweise zur Entlastung für die pflegenden Angehörigen und zur Stärkung der eigenen Resilienz – ein ganz wichtiger Faktor bei Distance Caregivern. Katrin Przybilla, Pflegeberaterin am Telefon bei compass, berät Betroffene regelmäßig zum Thema.
„Distance Caregiver benötigen ein funktionierendes, soziales Umfeld rund um die pflegebedürftige Person. Welche Ressourcen sind vorhanden und welcher Unterstützungsbedarf ist notwendig, um die Pflege vor Ort möglich zu machen? Gibt es Bekannte, Freunde, andere Angehörige, Nachbarn, ambulante Pflegedienste, die die Pflege übernehmen oder nach dem Rechten schauen können und den Pflegenden aus der Distanz informieren? Dadurch ist es möglich, die Versorgung auf mehrere Schultern zu verteilen, einzelne Personen werden entlastet und die pflegebedürftige Person ist dennoch gut versorgt. Es ist sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, wie ein Plan B bei unerwarteten Schwierigkeiten in der Pflegesituation aussehen kann. Auch ein Hausnotruf kann zur Sicherheit beitragen“, weiß die erfahrene Pflegeexpertin.
Pflegeberatung hilft und unterstützt bei Fragen und Problemen
Auch Essen auf Rädern ist als Unterstützungsangebot eine Option. Das Angebot der Tagespflege bietet eine gute zusätzliche Möglichkeit zur Aktivierung des Pflegebedürftigen und kann sich als Erweiterung der sozialen Kontakte und Entlastung der Angehörigen erweisen. „Durch den professionellen Blick der Fachkräfte können Veränderungen und Befindlichkeiten erkannt und darauf reagiert werden. Mit einem offenen Ohr für alle Ratsuchenden und mit der Expertise des*der Pflegeberater*in können die unterschiedlichen Bedarfe und Bedürfnisse der*des Pflegebedürftigen aber auch der Angehörigen ermittelt werden. Dies kann helfen, um die Pflege auf Distanz noch besser zu organisieren“, so Katrin Przybilla.
Weiterhin rät die compass-Pflegeberaterin Pflegenden aus der Distanz, sich nach möglichen Netzwerken und Selbsthilfegruppen in ihrer Nähe umzuschauen. Seine Erfahrungen mit anderen Betroffenen zu teilen und sich gegenseitig Ratschläge und Tipps zu geben, kann enorm hilfreich für die Bewältigung der herausfordernden Aufgaben sein. Hinzu kommt der soziale und emotionale Aspekt einer Gruppe: Pflegende Angehörige auf Distanz sind nicht alleine. Viele Menschen teilen sich die gleichen Aufgaben, Sorgen und Nöte.
Selbsthilfe ernst nehmen und bestehende Netzwerke nutzen
Wir haben einige wichtige Webseiten verschiedener Organisationen und Anbieter zusammengestellt. Unter anderem hier können sich Interessierte und Ratsuchende über vorhandene Angebote informieren, ihr Wissen und ihre Erfahrungen dort aber auch an andere weitergeben:
- Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe: https://www.bag-selbsthilfe.de/
- Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS): https://www.nakos.de/
- Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V.: https://www.selbsthilfenetz.de/
Bei weiteren Fragen zu Pflege aus der Distanz oder auch bei Fragen rund um die Pflegesituation sollte man sich an eine unabhängige Pflegeberatung wenden. Diese unterstützt dabei, die passende Versorgung für die jeweilige Situation zu finden. Die Pflegeberater*innen von compass sind bundesweit tätig und kennen das regionale Versorgungsangebot. Alle Ratsuchenden können sich montags bis freitags von 8-19 Uhr sowie samstags von 10-16 Uhr an die compass pflegeberatung wenden. Die kostenfreie Rufnummer lautet 0800 – 101 88 00.
Hintergrund:
Die compass private pflegeberatung GmbH berät Pflegebedürftige und deren Angehörige telefonisch, per Video und auf Wunsch auch zu Hause gemäß dem gesetzlichen Anspruch aller Versicherten auf kostenfreie und neutrale Pflegeberatung (§ 7a SGB XI sowie § 37 Abs. 3 SGB XI). Die telefonische Beratung steht allen Versicherten offen, die aufsuchende Beratung sowie die Beratung per Videogespräch ist privat Versicherten vorbehalten. compass ist als unabhängige Tochter des PKV-Verbandes mit rund 600 Pflegeberaterinnen und Pflegeberatern bundesweit tätig. Die compass-Pflegeberaterinnen und -berater beraten im Rahmen von Telefonaktionen sowie zu den regulären Service Zeiten zu allen Fragen rund um das Thema Pflege.
compass private pflegeberatung GmbH Abteilung Politik und Kommunikation Thomas Gmeinder Telefon: 0221 933 32-111 kommunikation@compass-pflegeberatung.de