»Denn die Sach ist nicht mein allein.« Liederbüchlein zur böhmischen Tradition des Kirchenlieds
- 23 Kirchenlieder mit Melodien in böhmischer Tradition für den praktischen Hausgebrauch sind im Verlag der Franckeschen Stiftungen in Kooperation mit dem ortus musikverlag erschienen.
- Kurze, wissenschaftlich fundierte Beiträge lassen in vertrauten Kirchenliedern den Einfluss des mitteleuropäischen Raumes, vornehmlich Böhmens, auf die Ausbildung der Melodik des abendländischen, insbesondere deutschen Kirchenlieds entdecken.
- Ein umfassendes Register nicht nur der vorgelegten, sondern auch sämtlicher in den Begleittexten genannten Gesänge richtet sich gleichermaßen an das hymnologische Fachpublikum wie an interessierte Laien.
Singen macht nachweislich glücklich und das nicht nur im Advent. Eine Vorstellung davon, wie wirkungsvoll sich Gesang, der einst sogar Schlachten entschieden haben soll, verbreitet hat, gibt das passend zur Jahreszeit und der aktuellen Situation im Verlag der Franckeschen Stiftungen in Kooperation mit dem ortus musikverlag erschienene kleine Liederbuch für den Hausgesang »Denn die Sach ist nicht mein allein«. Im bereits vierten Liederbändchen der Forschungsgruppe Hymnologie der Franckeschen Stiftungen unter Leitung von Dr. Wolfgang Miersemann lädt der Herausgeber Dr. Hans-Otto Korth ein, vertrautes Kirchenliederrepertoire aus einem besonderen Blickwinkel, der böhmische Tradition, kennenzulernen. Ausgangspunkt ist der 1531 unter dem Titel Ein New Gesangbuchlen im mittelböhmischen Jungbunzlau (Mladá Boleslav) für die Böhmischen Brüder erschienene, bis dahin umfangreichste deutsche Gesangbuchdruck. Er markiert eindrucksvoll den Aufschwung der Gattung Kirchenlied, basierend auf dem bereits reichen reformatorischen Liedgut, im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts.
Die Publikation gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil stellt die 23, von Axel Gebhardt mehrheitlich für Singstimme und Tasteninstrument eingerichteten Lieder, vor und lädt zum gemeinsamen Singen und Musizieren ein. Bekannten Kirchenliedern wie »Kommet, ihr Hirten, ihr Männer und Frauen«, »Lobt Gott, ihr Christen allzugleich« oder »O Heiland, reiß die Himmel auf« öffnet sich wieder in zum Teil überraschenden Versionen der Weg in die Häuser der Menschen, wie es in der besonderen Musikkultur des Halleschen Pietismus schon vor mehr als 300 Jahren Tradition war. Teil der pietistischen halleschen Memorialkultur ist es auch, den Blick nach Böhmen, in ein Ursprungsland der reformatorischen Bewegung, zu richten. August Hermann Francke und sein Umfeld hatten sich gezielt dafür eingesetzt, den lutherischen Glauben in dieser von der Gegenreformation beherrschten Kultur wachzuhalten, wie Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke in seinem Vorwort erinnert.
Im ausführlichen zweiten Teil werden vornehmlich die Melodien in ihrer Entstehungsgeschichte vorgestellt. Kurze, wissenschaftlich fundierte Beiträge lassen sie als Wegmarken des Einflusses des mitteleuropäischen Raumes auf die Ausbildung der Melodik des abendländischen, insbesondere deutschen Kirchenlieds erkennen. Korth zieht dafür Cantiones (spätmittelalterliche lateinische geistliche Gesänge), weitere Liedsätze und Melodien aus zeitgenössischen Quellen und zwei der einflussreichsten Gesangbücher der Frühen Neuzeit, Johann Crügers (1598–1662) Praxis Pietatis Melica (Berlin seit 1640) und Johann Anastasius Freylinghausens (1670–1739) Geistreiches Gesangbuch (Halle seit 1704), heran. Im Zusammenhang ergibt sich so ein Bild, das aufzeigt, auf welcher gemeinsamen Verständigungsgrundlage die ungebrochene Ausstrahlungskraft des deutschen Kirchenliedes von Beginn an bis in die Gegenwart hinein beruht. Ein umfassendes Register nicht nur der vorgelegten, sondern auch sämtlicher in den Begleittexten genannten Gesänge wird gleichermaßen der hymnologischen Fachperson wie interessierten Laien willkommen sein.
Denn die Sach ist nicht mein allein.
23 Kirchenlieder mit Melodien in böhmischer Tradition.
Musikalisch eingerichtet von Axel Gebhardt. Ausgewählt, herausgegeben und erläutert von Hans-Otto Korth. Halle 2021.VII, 104S., 22Abb., € 27,00; ISBN 978-3-939922-70-4
In der Reihe sind seit 2007 im Verlag der Franckeschen Stiftungen erschienen :
Die g üldne Sonne.
Lieder von Paul Gerhardt in Fassungen des Freylinghausenschen Gesangbuches.
Hrsg. von Wolfgang Miersemann.
Musikalisch eingerichtet von Axel Gebhardt auf Grundlage der kritischen Edition des Freylinghausenschen Gesangbuches von Dianne Marie McMullen und Wolfgang Miersemann.
Halle 2007.64 S. und 8 S. Beiheft mit Instrumentalstimme, 4 Abb., € 23,00; ISBN 978-3-931479-94-7
Schmücke dich, o liebe Seele
33 ausgewählte Kirchenlieder aus Johann Crügers PRAXIS PIETATIS MELICA.
Hrsg. von Hans-Otto Korth und Wolfgang Miersemann.
Halle 2012.IX, 91 S., € 23,00;ISBN 978-3-939922-34-6
Kommt nur her und helft mir singen
24 ausgewählte Lieder aus dem Freylinghausenschen Gesangbuch.
Musikalisch eingerichtet von Axel Gebhardt auf Grundlage der kritischen Edition des Freylinghausenschen Gesangbuches von Dianne Marie McMullen und Wolfgang Miersemann.
Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang Miersemann. Halle 2020.X, 78S., 19Abb., € 27,00;
ISBN 978-3-939922-61-2
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