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Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Vortrag erzählt vom Schicksal der entrissenen Kinder

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Die Kulturwissenschaftlerin Eszter Varsa hat anhand von hunderten Einzelfallakten staatlicher Kinderheime das Schicksal von Kindern und Eltern in Ungarn zwischen 1949 und 1956 untersucht. Im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg stellt sie am 5. April die Ergebnisse ihrer empirischen Studie vor.

Die einjährige Maria wurde in staatliche Obhut genommen, weil sie ihre Mutter scheinbar daran hinderte, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Die drei Kinder des Ehepaares Bor kamen in ein Heim, nachdem die Nachbarn sich mit einer Petition an die Behörden gewandt hatten. Angeblich sollen die Kleinen Obst gestohlen und sich ungebührlich benommen haben. Frau Munkas wiederum wurden ihre beiden Söhne entrissen, weil der Vater die Familie verlassen hatte. Aus hunderten Einzelfallakten staatlicher Kinderheime hat Dr. Eszter Varsa das Schicksal von Kindern und Eltern in Ungarn zwischen 1949 und 1956 untersucht. Die Ergebnisse ihrer empirischen Studie stellt die Kulturwissenschaftlerin am Donnerstag, 5. Mai, um 19 Uhr unter dem Titel „Protected Children, Regulated Mothers. Gender and the ‚Gypsy question‘ in state care in postwar Hungary“ im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in der Bremeneckgasse 2 in Heidelberg vor. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt und kann auch online via Zoom unter https://us02web.zoom.us/j/82189240328?pwd=ZjZuNVZlSFBmR1ZUQXU2bFY0YWhwdz09 verfolgt werden.

Eszter Varsa ist es gelungen, Kontinuitäten und Brüche im Geflecht sozialpolitischer In- und Exklusion im frühen sozialistischen Ungarn offenzulegen. Darüber hinaus bildet sie die sich verändernde Rollen- und Arbeitsverteilung zwischen Männern und Frauen ab. Und sie zeigt auf, dass der Staat das Fürsorgewesen weiterhin nutzte, um Roma – die damals größte ethnische Minderheit Ungarns – zwangsweise in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Eszter Varsa studierte an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest und der Central European University in Budapest Amerikanistik, Anglistik sowie Gender Studies. Im Jahr 2020 war sie Stipendiatin des Romani Rose-Fellowship der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg. Seit 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „ZARAH” des Europäischen Forschungsrates an der Central European University in Wien. Das Projekt rückt die Bedeutung des Arbeitskampfes von Frauen und dessen Bedeutung für soziale Bewegungen in den Vordergrund. So werden erstmals die Rechte von Arbeitnehmerinnen in Osteuropa in der Geschichtsforschung thematisiert.

Heidrun Helwig
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
 heidrun.helwig@sintiundroma.de
Tel.: 06221-981102
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
 https://dokuzentrum.sintiundroma.de/
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