Krieg in der Ukraine: Experten befürchten Versorgungsengpässe
Berlin. Essen. 23.03.2022. Die Ukraine galt einst als Kornkammer Europas und ist noch heute der fünftgrößte Exporteur von Weizen der Welt. Durch den russisch-ukrainischen Krieg und den infolge dessen verhängten Sanktionen drohen nun gravierende Lebensmittelknappheiten und Preissteigerungen weltweit. Auch in Deutschland könnten Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden, so der Agrar-Experte und Leiter von ETL Agrar & Forst Benjamin Hummel. In einer zweiteiligen https://www.etl-agrar-forst.de/aktuelles/interviewreihe-ueber-die-folgen-des-ukraine-krieges-fuer-die-landwirtschaft-mit-etl-agrar-forst-leiter-benjamin-hummel">Interviewreihe spricht er über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges für die deutsche Landwirtschaft. Dessen Nachbeben, davon zeigt sich Hummel überzeugt, werden langfristig zu spüren sein und tiefe Einschnitte in bisherige Gewissheiten mit sich bringen. Die Landwirte müssten auf langfristige Veränderungen und kurzfristige Reaktionen der Politik vorbereitet sein. Die Politik sei nun in der Pflicht, Hilfen bereitzustellen, ohne dabei die drohende Gefahr des Klimawandels aus den Augen zu verlieren.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine bedeutet auch für die Landwirtschaft eine tiefe Zäsur. Russland ist der größte, die Ukraine der fünftgrößte Weizenexporteur weltweit. Beide Länder sind zudem wichtige Exporteure von Saatgut, Futter- und Düngemitteln. Die Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft seien schon jetzt deutlich zu spüren, betont Benjamin Hummel, Leiter von ETL Agar & Forst, der spezialisierten Steuerberatung für Landwirte und Forstwirte aus der ETL-Gruppe. Zu erwarten seien Exportausfälle und Preissteigerungen bei Gütern wie Getreide, Futtermittel, Düngemittel und Energie. „Preis- und damit auch Kostensteigerungen für elementare Güter in der Landwirtschaft beobachten wir schon seit Längerem“, so Hummel. „Doch seit Beginn des Krieges in der Ukraine spielen die Märkte komplett verrückt.“
Zwar drohten in Deutschland „natürlich keine Hungersnöte“, doch die vor kurzem getroffene Aussage von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen), wonach die Versorgung in Deutschland mit Lebensmitteln sichergestellt sei, und wer gegenteiliges behaupte, politisch verantwortungslos handele, möchte Hummel so nicht mehr stehen lassen. „Kurz darauf hat Russland einen Export-Stop für Weizen, Gerste und Roggen bis mind. 30. Juni 2022 bekannt gegeben. So schnell ändern sich also Gewissheiten“, erklärt der Agrarexperte. „Dass es zu einer Verknappung etwa von Getreideprodukten und Ölen in den Läden kommen kann, ist nicht von der Hand zu weisen.“
Hummel weißt insbesondere auf die schon vor dem Krieg zu beobachtenden Entwicklungen hin, die vielen Landwirten große Sorgen bereitet hätten. „Die Zusammenhänge in der Wirtschaft sind so komplex, dass von gravierenden Marktveränderungen in einem Segment viele andere Bereiche ebenfalls betroffen sind. All die kurzfristigen Kriegsfolgen treffen auf langfristige Entwicklungen im Agrarbereich: Die Preise für Getreide, Ölsaaten und andere Güter sind ohnehin hoch wegen steigender Weltnachfrage, hohen Energie- und Transportkosten, hohen Preisen für Düngemittel und schlechten Ernten in einigen Regionen, die durch klimawandelbedingte Wetterextreme verursacht wurden. Auch die Preise für tierische Produkte wie Fleisch werden dadurch berührt. Diese Probleme verstärken sich gegenseitig.“
Die Politik sei nun in der Pflicht. Der Beschluss, dass Landwirte dieses Jahr ausnahmsweise auch die Pflanzen auf ökologischen Vorrangflächen als Tierfutter nutzen dürfen, um Beitrag zur Futterversorgung zu leisten und Wirkungen der steigenden Futtermittelpreise abzumildern, sei noch nicht ausreichend, so Hummel. „Meines Erachtens gehören zentrale Punkte der GAP-Reform auf den Prüfstand. Laut der Reform sind die Landwirte ab dem nächsten Jahr gezwungen, 4% der Fläche stillzulegen. Die unkomplizierteste Hilfe wäre nun, diese Stilllegung zu widerrufen, um die Fläche für Nahrungsmittelproduktion zu nutzen.“ Allerdings, betont Hummel, muss bei allen Lösungsversuchen ein Kompromiss gefunden werden zwischen der Sicherstellung der Lebensmittelversorgung und der ökologischen Transformation. „Denn der eingeschlagene Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz darf jetzt nicht verlassen werden.“
Die zweiteilige Interviewreihe mit ETL Agrar & Forst-Leiter Benjamin Hummel erscheint am 22. Und 24. März 2022 auf https://www.etl-agrar-forst.de/.
Zum ersten Teil des Interviews: https://www.etl-agrar-forst.de/aktuelles/interviewreihe-ueber-die-folgen-des-ukraine-krieges-fuer-die-landwirtschaft-mit-etl-agrar-forst-leiter-benjamin-hummel
Die ETL-Gruppe ist in Deutschland mit über 900 Kanzleien vertreten und darüber hinaus in 50 Ländern weltweit mit 1.300 Standorten präsent. ETL ist Marktführer im Bereich Steuerberatung und gehört zu den Top 5 der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland. Die Unternehmensgruppe erwirtschaftet mit ihren Geschäftsbereichen Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Rechtsberatung, Unternehmensberatung und IT bundesweit einen Gruppenumsatz von über 1,0 Mrd. Euro. Insgesamt betreuen über 14.000 Mitarbeiter – darunter mehr als 1.500 Steuerberater, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater – überall in Deutschland mehr als 210.000 Mandanten.
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