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Corona-Krise verschärft Situation auf der Straße: SOS-Kinderdorf fordert Lösungen für wohnungslose Jugendliche

München (ots)

Hunger, Kälte, kaum Zuspruch: Die ohnehin prekäre Lebenslage von wohnungslosen Jugendlichen hat sich diesen Winter in der Corona-Krise massiv verschlechtert. Vielerorts gibt es kaum noch geöffnete Anlaufstellen und damit Möglichkeiten für warme Mahlzeiten, Körperpflege und psychologische Unterstützung. Gerade vor Weihnachten eine schmerzliche Situation, psychische Belastungen nehmen spürbar zu. Die Freiburger StraßenSchule, ein Angebot von SOS-Kinderdorf, unterstützt junge Menschen direkt auf der Straße in ihrer schier ausweglosen Situation. Der Verein fordert die Politik deshalb auf, schnell greifende Lösungen für wohnungslose und damit bedrohte junge Menschen zu schaffen.

Das Leben auf der Straße zeigte sich für Jugendliche und junge Erwachsene ohne Wohnsitz schon entbehrungsreich genug - und dann kam die Corona-Krise: Plötzlich haben sie keine Möglichkeiten mehr zum Aufwärmen und verbringen schlimmstenfalls auch bei Minusgraden Tag und Nacht unter freiem Himmel. Angebote der Wohnungslosenhilfe müssen jetzt bedingt durch die notwendigen Hygienemaßnahmen die Besucheranzahl begrenzen sowie die Verweildauer in ihren Räumlichkeiten extrem verkürzen. Viele junge Menschen müssen deshalb auf die Schnelle nacheinander versorgt werden mit dem Nötigsten: Mahlzeiten, Beratung oder auch Möglichkeiten zur Körperpflege etc. Gerade für Personen auf der Straße sind diese Orte jedoch als "Ersatzfamilien" überlebenswichtig: "Die Anlaufstellen für junge Wohnungslose bieten viel mehr als nur Aufenthaltsräume: Sie sind Orte der Gemeinschaft für junge Menschen, die kein Zuhause haben und die auch ohne Corona bereits häufig in großer Isolation und Einsamkeit leben. Sie bieten auch 'seelisches Futter' und das ist nicht weniger wichtig als Nahrung oder Körperpflege", erklärt Christine Devic, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Freiburger StraßenSchule. Dies gilt umso mehr, wenn sonstige öffentliche Aufenthaltsorte, wie Lokale und Behördengebäude, derzeit ganz geschlossen sind bzw. nur noch zu einem vereinbarten Termin betreten werden dürfen - oder lediglich für den Durchgangsverkehr und nicht zum Verweilen geöffnet sind. Die Freiburger StraßenSchule unterstützt die Jugendlichen in dieser fast ausweglosen Situation bestmöglich auch direkt auf der Straße: mit Schlafsäcken, heißem Tee, Wärmepacks, Gutscheinen für warme Mahlzeiten, Thermosflaschen usw.

Für junge Menschen ohne Wohnung ist die Corona-Pandemie eine weitere Krise in ihrem aktuellen Leben, die die Gesamtsituation jedoch verschärft. Die Ansätze zur Problemlösung, an denen schon vor der Pandemie gearbeitet wurde, sind in weite Ferne gerückt. Viele der jungen Menschen sind um Jahre zurück geworfen, sehen ihre mühsamen Entwicklungen unterbrochen. Orientierungs- und Perspektivlosigkeit macht sich breit. "Es ist dringend notwendig, dass diese Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerade jetzt ein Dach über dem Kopf haben sowie fachlich gut begleitet und aufgefangen werden. Sie sind mehr denn je auf Möglichkeiten zum Aufenthalten und Wohnen angewiesen, die ihnen unkompliziert zur Verfügung gestellt werden müssen. Zusätzlich brauchen sie psychologische Unterstützung, die finanziert werden muss. Die Kinder- und Jugendhilfe hat dafür zu sorgen, ihre prekäre Lebenslage nachhaltig zu verbessern!", fordert Kristin Teuber, Leiterin des Sozialpädagogischen Institutes.

Die Weihnachtszeit ist an sich schon eine sehr belastende Zeit auf der Straße: Sie wühlt die jungen Menschen auf und erinnert sie schmerzlich daran, was ihnen fehlt. Ihre psychischen Belastungen nehmen erkennbar zu. Die Freiburger StraßenSchule feiert aus diesem Grund mit Straßenjugendlichen in "normalen Jahren" an Heilig Abend bis nachts Weihnachten in ihrer Tagesanlaufstelle - was in diesem Jahr nicht geht. Finanziert über Spenden erhalten die jungen Menschen deshalb heuer im Vorfeld neben den obligatorischen Geschenken auch "Weihnachtsessen to go".

"Wer in der Wohnungslosigkeit angekommen ist, hat keine große Lobby", mahnt Luise Pfütze, Advocacy-Referentin des SOS-Kinderdorf e.V. "Dass in Deutschland Minderjährige und junge Volljährige auf der Straße leben, ist beschämend und ein unhaltbarer Zustand. Denn für obdachlose Minderjährige und junge Volljährige ist die Jugendhilfe primär zuständig und muss Verantwortung übernehmen. Es müssen Angebote geschaffen und verlässlich finanziert werden, die sich an den konkreten Bedürfnissen junger Obdachloser orientieren und tatsächlich für sie wahrnehmbar sind. Die Vorweihnachtszeit öffnet an der einen oder anderen Stelle Ohren und schafft Mitgefühl. Aber damit ist es nicht getan: Es geht um strukturelle Verbesserungen, weshalb auch nach dem Jahreswechsel gerade in der Corona-Krise langfristig an obdachlose, wohnungslose und davon bedrohte junge Menschen gedacht werden muss - in der Politik und in der Gesellschaft", so Luise Pfütze weiter.

Pressekontakt:

SOS-Kinderdorf e.V.
Victoria Leipert
Renatastraße 77
80639 München
Telefon 089-12606491
Mobil 0176-12605262
victoria.leipert@sos-kinderdorf.de
www.sos-kinderdorf.de

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