Genossenschaftsverband - Verband der Regionen e.V.
YouGov-Umfrage belegt: Genossenschaften bekannt und beliebt
Repräsentative Umfrage in Schleswig-Holstein
Y ouGov-Umfrage belegt: Genossenschaften bekannt und beliebt
Repräsentative Umfrage in Schleswig-Holstein. 79 Prozent der Schleswig-Holsteiner*innen denken, dass Genossenschaften einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten. 18 Prozent können sich vorstellen, eine Genossenschaft zu gründen.
Kiel. Anfang Januar hat der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. eine repräsentative Befragung zur Einstellung der Deutschen und speziell der Schleswig-Holsteiner*innen zu Genossenschaften durchgeführt. Das Ergebnis überrascht: Die häufig in der veröffentlichten oder politischen Meinung als verstaubt wahrgenommene Unternehmensform erfreut sich einer großen Bekanntheit. Das genossenschaftliche Prinzip spricht die Menschen in Schleswig-Holstein an, Genossenschaften haben hier einen sehr guten Ruf und viele Menschen würden sich in Genossenschaften engagieren, um ihre Lebenswirklichkeit zu gestalten.
Vor allem Befragte, die der Gruppe der gesellschaftlich Engagierten zuzuordnen sind, fühlen sich vom genossenschaftlichen Prinzip angesprochen. Als „engagiert“ gelten Menschen, die in der Umfrage „voll und ganz“ oder „eher“ der Aussage zustimmten: „Ich engagiere mich gern für die Gesellschaft.“ Zu den „Engagierten“ zählen 42 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein.
„Wir haben immer vermutet, dass die Genossenschaft eine gute Reputation in Schleswig-Holstein genießt. Dass aber bei einer gestützten Abfrage 65 Prozent der Menschen sich vorstellen können, Mitglied einer Genossenschaft zu werden und sogar 18 Prozent eine grundsätzliche Bereitschaft signalisieren, eine Genossenschaft selbst zu gründen, hat uns schon überrascht. Und unter den Engagierten liegen diese Werte sogar bei 75 bzw. 28 Prozent“, fasst Ingmar Rega, Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen, die Befragungsergebnisse zusammen. Aktuell sind nur 17 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein Mitglied einer Genossenschaft. Rega weiter: „Diese Werte zeigen uns, welches Potenzial wir – Politik, Verbände, Kommunen und auch die Wirtschaft – liegenlassen. Und sie zeigen uns, welche Chance die Genossenschaft als Instrument der Zivilgesellschaft hat, um die Lebenswirklichkeit zu gestalten.“
In dieser Einschätzung sieht sich Rega durch weitere Befragungsergebnisse bestätigt: 73 Prozent der Schleswig-Holsteiner*innen stimmen der Aussage „Die gesellschaftliche Entwicklung liegt in der Hand jedes einzelnen“ zu (Engagierte: 81 Prozent). 87 Prozent glauben, dass „die Region attraktiver wird, wenn Bürger*innen sie aktiv mitgestalten“ (Engagierte: 96 Prozent). Rega zu diesem Ergebnis: „Diese Zahlen zeigen: Wir haben eine große Chance, bei entsprechenden Rahmenbedingungen das Potenzial von Genossenschaften für die Partizipation der Menschen, für die Gestaltung der Lebenswirklichkeit und für wirtschaftlich nachhaltige Lösungen in weit größerem Maße zu nutzen als bisher.“
Für den Verbandsvorstand unterstreichen die Umfrage-Ergebnisse, dass für eine nachhaltige Entwicklung – gerade auch ländlicher Räume – der konsequente Ausbau genossenschaftlicher Lösungen hervorragend geeignet ist. „Schaut man sich die Affinität der Menschen in Schleswig-Holstein gegenüber Genossenschaften an, ist es bemerkenswert, dass 73 Prozent in Genossenschaften Unternehmen mit Zukunftspotenzial sehen (83 Prozent der Engagierten), 79 Prozent überzeugt sind, dass Genossenschaften einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten (87 Prozent der Engagierten) und 76 Prozent denken, dass Genossenschaften das Wir-Gefühl in der Region stärken (86 Prozent der Engagierten).“ Diese Statements wurden gestützt abgefragt, d.h. nachdem eine allgemeine Definition von Genossenschaften für alle Befragten gezeigt wurde.
Um das genossenschaftliche Potenzial zu heben, sieht Rega Kommunen, Unternehmen vor Ort und die Zivilgesellschaft gemeinsam in der Pflicht. „Wir brauchen Netzwerke, in denen Kommunen gemeinsam mit den Unternehmen und Bürger*innen genossenschaftliche Lösungen anstoßen, die die Lebensqualität verbessern. Gerade in Schleswig-Holstein kennen wir bereits genossenschaftliche Einkaufsmöglichkeiten, Co-Working-Lösungen, Energieerzeuger, Kindergärten etc. Und die Landesregierung betont in ihrem Koalitionsvertrag die Relevanz von Genossenschaften für das Land. Und dennoch: Wir brauchen eine Gründungs- sowie trotz aller positiven Bewertung auch eine Informationsoffensive. Der Genossenschaftsverband ist bereit, hier Mitverantwortung zu übernehmen.“
„Die aktuellen Trends wie der „Wunsch nach Partizipation“, „Regionalität“, „Nachhaltigkeit“, „Selbstverantwortung“ und auch die Digitalisierung“ bilden gute Rahmenbedingungen für genossenschaftliche Lösungen. Es gibt viel zu tun, bei dem Genossenschaften helfen können: Wir haben in unseren Gemeinden häufig leerstehende Infrastruktur – in gemeinschaftlich genutzten Arbeitsräumen könnte künftig Home-Office attraktiver gestaltet werden oder leerstehende Gebäude werden in Bildungszentren, Ärztehäuser, neuen Wohnraum, einen MarktTreff oder eine Dorfkneipe umfunktioniert. Aber auch unsere zunehmende regionale Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse eignet sich sehr gut für genossenschaftliche Ideen. Und deshalb sollten wir alle gemeinsam daran arbeiten, dass die Vorteile des Genossenschaftsgedankens noch breiter kommuniziert werden“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack.
Denn dass Handlungsbedarf besteht – vor allem bei der jüngeren Bevölkerung –, belegen ebenfalls die Umfrageergebnisse. 70 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein monieren, dass über Genossenschaften im Allgemeinen zu wenig bekannt ist. „Auch, wenn es nur 21 Prozent sind, die angeben, den Begriff zu kennen, aber nicht genau wissen, was Genossenschaften sind, und 8 Prozent den Begriff noch nie gehört haben, sind es immer noch rund ein Drittel der Gesellschaft, die wir versuchen müssen, zu erreichen. Gerade auch, weil es vor allem die Jüngeren sind, bei denen wir einen erhöhten Informationsbedarf sehen“, so Rega. In der Kohorte der 18- bis 34-Jährigen haben 17 Prozent den Begriff noch nie gehört. 29 Prozent kennen zwar den Begriff, sind sich aber unsicher, wofür Genossenschaften stehen.
„Ich freue mich daher sehr, dass das Bildungsministerium Schleswig-Holstein mit uns beim Projekt „Schülergenossenschaften“ zusammenarbeitet und die Genossenschaftsbanken im Land entschieden haben, Neugründungen flächendeckend zu begleiten“, weist der Verbandsvorstand auf eine Initiative der Volksbanken Raiffeisenbanken hin. Schülergenossenschaften sind Schülerfirmen, die nach den gleichen Prinzipien funktionieren wie „eingetragene Genossenschaften“. Bundesweit gibt es mehr als 180 Schülergenossenschaften, eine davon auch in Schleswig-Holstein. In diesem Modell gründen und betreiben Schüler*innen weitgehend selbstständig eine wirtschaftlich nachhaltige Schülerfirma. Der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. prüft jedes Jahr die Bücher der Schülergenossenschaften, die Volksbanken Raiffeisenbanken stehen als Partnergenossenschaften mit Rat und Tat zur Seite und das Land unterstützt das Projekt.
Bilder von der Landespressekonferenz sind heute ab 13 Uhr unter nachfolgendem Link verfügbar:
Genossenschaften sind Vereinigungen von natürlichen und/oder juristischen Personen. Sie dienen der Förderung der wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Interessen ihrer Mitglieder durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb. Jede Genossenschaft ist also ein förderwirtschaftliches, nicht gewinnmaximierendes Unternehmen. Alle Mitglieder sind gleichberechtigte Eigentümer*innen und Geschäftspartner*innen. Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung sind die grundsätzlichen Prinzipien jeder Genossenschaft. Es gilt: Ein Mitglied, eine Stimme - unabhängig von der kapitalmäßigen Beteiligung. In Deutschland gibt es rund 7.000 Genossenschaften mit mehr als 22 Millionen Mitgliedern. Die Genossenschaftsidee wurde 2016 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit bei der UNESCO aufgenommen.
Studiendesign : Die Umfrage basiert auf Online-Interviews mit Teilnehmer*innen des YouGov Panel Deutschland. Die Befragung wurde vom 01.01.2022 – 05.01.2022 durchgeführt. Befragt wurde eine Stichprobe von n=2.521 Deutschen, bestehend aus einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe (n=2.043) und eine Stichprobenaufstockung für das Bundesland Schleswig-Holstein (n=509). Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung bzw. die Bevölkerung in Schleswig-Holstein ab 18 Jahren.
Der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. vertritt die Interessen von rund 2.600 Mitgliedsunternehmen in 14 Bundesländern, die zusammen rund acht Millionen Mitglieder haben. Zudem ist er für seine Mitgliedsgenossenschaften Prüfungs- und Beratungsverband sowie Bildungsträger. Als moderner Dienstleister betreut der Verband Unternehmen aus den Bereichen Kreditwirtschaft, Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Dienstleistungen sowie Energie, Versorgung und Immobilien. Der Genossenschaftsverband hat Verwaltungssitze in Neu-Isenburg, Düsseldorf und Hannover. Dazu kommen die Standorte in Baunatal, Berlin, Forsbach, Leipzig, Münster, Rendsburg und Schwerin.
Mit freundlichen Grüßen
i. V. Asmus Schütt
Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V. Pressesprecher, Bereichsleiter Kommunikation & Change Verwaltungssitz Hannover Hannoversche Straße 149 30627 Hannover Telefon +49 211 16091-4650 Mobil: +49 151 64932054 E-Mail: asmus.schuett@genossenschaftsverband.de