HZA-RO: Bundesweite Durchsuchungen und Festnahmen wegen Menschenhandels, Zwangsarbeit und "Schwarzarbeit" im Reinigungsgewerbe
Rosenheim, Ebersberg, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, München (ots)
Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft München I vom 14.11.2025:
Am 12. und 13.11.2025 durchsuchten etwa 850 Ermittlungsbeamte des Hauptzollamtes Rosenheim, des Polizeipräsidiums München und der Steuerfahndung München zusammen mit einer Staatsanwältin mehr als 90 Objekte in München und anderen Orten in Bayern, in Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Drei männliche Beschuldigte mit serbischer bzw. italienischer Staatsangehörigkeit und eine weibliche Beschuldigte rumänischer Staatsangehörigkeit wurden aufgrund bereits im Vorfeld vom Amtsgericht München erlassener Haftbefehle festgenommen und befinden sich in Untersuchungshaft. Ein weiterer rumänischer Beschuldigter wurde in Rumänien festgenommen. Vermögensarreste in Höhe von circa 6,7 Millionen Euro wurden vollzogen. Zudem konnten umfangreiche Unterlagen und digitale Speichermedien, mehrere hochwertige Uhren, Schmuckgegenstände und Bargeld in Höhe von etwa 30.000 EUR sichergestellt werden. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen ist von einem Schaden für die öffentliche Hand und die Sozialversicherungsträger von mehr als sieben Millionen Euro auszugehen. Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen derzeit 18 Beschuldigte. Ihnen wird - in unterschiedlicher Beteiligung - u.a. Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt, Menschenhandel, Ausbeutung der Arbeitskraft, Zwangsarbeit und Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Durchsucht wurden Privatwohnungen der Beschuldigten und die Geschäftsräume der von ihnen geführten Gesellschaften. Des Weiteren wurden Durchsuchungsmaßnahmen in Privatwohnungen, Geschäftsräumen, Steuerberaterkanzleien nicht beschuldigter Personen sowie in drei Arbeitnehmerunterkünften vollzogen.
Gegenstand der Ermittlungen sind insgesamt vierzehn Gesellschaften mit Sitz in München und Umgebung. Die Hauptbeschuldigten sind Geschäftsführer beziehungsweise faktische Geschäftsführer der größten dieser Gesellschaften, durch die allein ein Schaden von über 6,8 Millionen Euro verursacht wurde. Die Gesellschaft ist im lohnintensiven Bereich der Gebäudereinigung, Baustellenreinigung, Gebäudeüberwachung und der Durchführung von Abbrucharbeiten tätig und setzte mehrere der dreizehn weiteren Gesellschaften als sogenannte Servicefirmen ein. Von diesen Servicefirmen bezog die Gesellschaft Scheinrechnungen zur Verschleierung von Schwarzlohnzahlungen. Bei einer Kontrolle durch Polizeibeamte der Polizeiinspektion 45 wurde festgestellt, dass in einer der Arbeitnehmerunterkünfte menschenunwürdige Bedingungen herrschten. Arbeitnehmer - darunter zwei minderjährige Personen - waren in Mehrbettzimmern auf engstem Raum ohne fließendes Wasser und funktionierende Toiletten in Kellerräumen untergebracht. Teilweise mussten sie für ihre Unterbringung erheblich überhöhte Mieten entrichten, waren nicht zur Sozialversicherung angemeldet, wurden weit unter dem Mindestlohn bezahlt und über die zulässige Höchstarbeitszeit hinaus beschäftigt.
Die Ermittlungen werden durch eine auf Schwarzarbeitsverfahren spezialisierte Ermittlungsgruppe, bestehend aus dem Hauptzollamt Rosenheim und der Steuerfahndung München geführt. Bei der Staatsanwaltschaft München I ist eine auf Wirtschaftsstrafsachen spezialisierte Abteilung mit den Ermittlungen befasst. Der Vollzug der Durchsuchungsbeschlüsse wurde unter anderem durch die Kriminalkommissariate 35, 75, 101 und 102 des Polizeipräsidiums München begleitet. Zudem wurden insgesamt sechs Hunde der Hundestaffel eingesetzt.
Bereits Ende September 2025 wurden in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I zahlreiche Objekte wegen des Verdachts der Schwarzarbeit durchsucht. Eine Pressemitteilung hierzu finden Sie auf der Homepage der Staatsanwaltschaft München I. Dies ist nun innerhalb kurzer Zeit der zweite große Ermittlungserfolg in diesem Deliktsbereich.
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