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POL-BO: 110 Jahre Polizeipräsidium Bochum: Eine Reise durch die Geschichte - Teil 2 von 5

POL-BO: 110 Jahre Polizeipräsidium Bochum: Eine Reise durch die Geschichte - Teil 2 von 5
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Bochum, Herne, Witten (ots)

110 Jahre wird das Polizeipräsidium Bochum in diesem Jahr - Zeit, zurückzublicken und die Jahre und Ereignisse Revue passieren zu lassen. In 110 Jahren ist viel passiert in unserem Revier - über viele Dekaden hinweg hat sich einiges verändert.

Wir wollen mit Ihnen durch die Zeit reisen - in einer Serie mit fünf Teilen. Wir veröffentlichen Einblicke in die Geschichte unseres Präsidiums in loser Reihenfolge. Der erste Teil handelte von der Gründungszeit des Präsidiums (Nachlesen unter https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11530/4282534).

Teil 2 beschäftigt sich mit einer sehr dunklen Zeit - und die Auswirkungen auf viele Jahre danach.

>> 1933-1945: Eine dunkle Zeit Es war das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte: Hitlers Machtergreifung läutete 1933 die Zeit des nationalsozialistischen Regimes ein, das mit seinen menschenverachtenden Gräueltaten auch das Bild der damaligen Polizei geprägt hat. Die Nationalsozialistische Partei bekam immer mehr Einfluss und missbrauchte die Polizei als Machtinstrument.

Mit welchen Methoden das abstoßende Regime unter anderem arbeitete, zeigt eine Anekdote des mittlerweile verstorbenen Bochumer Polizeihauptkommissars Heinz Brandt, der die Geschichte des Präsidiums vor 30 Jahren niedergeschrieben hat:

Bei Machtübernahme war Heinz Brandt Mitglied einer katholischen-christlichen Jugendbewegung. Diese Organisation wurde bald verboten, doch man traf sich weiterhin heimlich zum Fußballspielen. Eines Tages erhielten die Jungen eine Vorladung der Gestapo. Die Geheimpolizisten warfen den Jugendlichen ihr angebliches Fehlverhalten vor und forderten sie auf, sofort ihren "Dienst" in der Hitlerjugend anzutreten. Nur so konnten die Jungen weitere schlimme Maßnahmen von sich abwenden. Brandt war mit einem blauen Auge davongekommen. Zahllose andere Menschen, die in die Fänge der Gestapo geraten waren, nicht.

1939, mit Kriegsbeginn, verschmolz die Polizei nach und nach mit der Schutzstaffel. Für den Einsatz an den Fronten wurden zahlreiche von ihnen zwangsrekrutiert und in den Kriegseinsatz geschickt. Bis zum Kriegsende gab es kaum noch Polizisten im Land. Wie schon nach dem ersten Weltkrieg mussten teilweise Feuerwehrleute polizeiliche Aufgaben übernehmen, außerdem wurden Stadtwachten gebildet. Infolge der heftigen Luftangriffe versahen diese aber fast ausschließlich Luftschutzdienst.

>> Nachkriegszeit: Idealismus und amerikanische Zigaretten

Am 10. April 1945, knapp einen Monat vor der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reichs, rückten die Amerikaner in Bochum ein. Der damalige Bürgermeister Dr. Franz Geyer übergab die Stadt, die wenige Tage später unter britische Besatzung fiel.

Nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Herrschaft brauchte es seine Zeit, bis die Dinge wieder in halbwegs geordneten Bahnen verliefen. Die Polizeiverwaltung Bochum war nach dem Sieg der Alliierten zunächst nicht mehr existent. Es dauerte einige Zeit, bis die Briten örtliche Polizeichefs einsetzten. Bald fassten sie alle polizeilichen Belange der Städte Bochum, Wattenscheid, Wanne-Eickel, Herne, Witten und Castrop-Rauxel zusammen. Nach englischem Vorbild wurde die Polizei Sache der Gemeinden - alle Vorgaben wurden von der Militärregierung gemacht.

Das Land war vom Krieg gezeichnet. Die Alliierten entließen im Rahmen der Entnazifizierung Tausende Polizisten aufgrund ihrer Nazi-Vergangenheit aus dem Dienst. Es waren kaum noch Kräfte verfügbar. Aus diesem Grund wurde eine Hilfspolizei aufgestellt, die sich überwiegend aus Angehörigen demokratischer Parteien zusammensetzte. Sie nutzten alte Uniformen aus der Kriegszeit, versehen mit einer zusätzlichen Armbinde. Pistolen trugen die Polizisten nicht, bestenfalls waren sie mit Gummiknüppeln bewaffnet. Schwer vorstellbar, wie eine Gruppe Männer ohne nennenswerte Ausrüstung für Recht und Ordnung sorgte. Wie konnte das gelingen? "Mit Idealismus und gutem Willen, aber ohne aufgeblähte Führungsapparate", schrieb Polizeihauptkommissar Heinz Brandt weiter.

Wie wichtig eine funktionierende Polizei für die Menschen war, demonstrierten etliche Plünderungen und Übergriffe auf Höfe in der Region. Zwischen April und Juni kam es laut eines Berichts an den Regierungspräsidenten in Arnsberg allein in Bochum zu 31 Morden, 18 Mordversuchen, 50 Überfällen auf Bauernhöfe (mit 84 Stück gestohlenem Großvieh), 134 Plünderungen und 74 Raubüberfällen. Erst ab Juli besserte sich die Situation allmählich.

Die Polizisten wurden für ihre Arbeit schlecht bezahlt - auf dem Schwarzmarkt reichte es zum Teil höchstens für ein Päckchen amerikanische Zigaretten. Das Essen war knapp, die Gesundheitsversorgung lückenhaft. "Nirgendwo war eine Besserung erkennbar", schrieb Brandt. "Man muss sich heute wirklich fragen, wo die Leute die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hernahmen."

Aus den Trümmern des Krieges bauten die Menschen das Land Stück für Stück wieder auf. Zudem bildeten die Verantwortlichen im März 1947 ein wichtiges Kontrollorgan: den Polizeiausschuss. Dieses Gremium sollte als neutrale, unpolitische und selbstständige Institution die Arbeit der Bochumer Polizei und des Polizeipräsidenten überwachen. Im Protokoll der konstituierenden Sitzung von 11. März 1947 ist vermerkt: "Der Polizeiausschuss hat schwere Aufgaben vor sich, gilt es doch, in Deutschlands schwerster Zeit, in der die materielle und geistige Not auf uns lastet, in der die Moral unseres Volkes auf ein tiefes Maß gesunken ist, eine Polizei aufzubauen, die mit diesen Schwierigkeiten des täglichen Lebens fertig wird." Kommandant Oberst Jackson, der mit einem weiteren britischen General an der Bildung des neuen Gremiums beteiligt war, stellte gleich zu Beginn die Bedeutung des Ausschusses klar: "In einer Demokratie sind die Polizeibeamten die Diener der Öffentlichkeit und sind der Aufsicht durch die Öffentlichkeit unterworfen. Diese Aufsicht wird durch diesen Polizeiausschuss ausgeübt, der aus gewählten Vertretern der Öffentlichkeit besteht." Er mahnte zu einem unpolitischen und unparteiischen Handeln. 1953 wurde der Ausschuss durch den Polizeibeirat ersetzt, der im Wesentlichen dieselbe Funktion ausführt. Diese Institution besteht bis heute.

>> Geschichte wichtig für selbstkritisches Handeln

Die Zeit von 1933 bis 1945 hat bei uns allen traurige und erschütternde Spuren hinterlassen. Diese Zeit und ihre menschenverachtenden Taten dürfen nie in Vergessenheit geraten. Dessen sind wir uns als Polizeipräsidium jeden Tag bewusst.

Alle neuen Kolleginnen und Kollegen des Polizeipräsidiums Bochum besuchen nicht zuletzt deshalb den Geschichtsort Villa Ten Hompel in Münster. Gemeinsam führen Historiker die jungen Polizistinnen und Polizisten durch die Begegnungsstätte und erläutern die Geschichte. Dieser Ort dient als Geschichtsort zur Aufbereitung von Verantwortung und Schuld. Diese Auseinandersetzung mit der Geschichte soll allen Polizeibeamtinnen und -beamten helfen, ihr Handeln im Dienstalltag selbstkritisch zu betrachten. Denn: Wir wissen heute die Wahrheit. Wir wissen, dass wir es besser machen müssen und wir wissen, dass wir es können.

-------------------------- Teil 3 der Serie wird voraussichtlich am Dienstag, 4. Juni veröffentlicht. Dann geht es um die Zeit des Wirtschaftswunders - ein Hinweis vorweg: Die Polizeipuppenbühne erblickt dann das Licht der Welt.

------------------------ 110 Jahre Polizeipräsidium Bochum - Feiern Sie mit uns! Am 15. Juni 2019 öffnet die Polizei zum TAG DER OFFENEN TÜR seine Pforten am Gelände der Bereitschaftspolizei Bochum (Adresse: Krümmede 2, 44791 Bochum). Erleben Sie Ihre Polizei mit all ihren Einsatzgebieten und feiern Sie mit uns diesen besonderen Geburtstag.

Rückfragen bitte an:

Polizei Bochum
Pressestelle
Jens Artschwager
Telefon: 0234 909-1027
E-Mail: pressestelle.bochum@polizei.nrw.de
https://www.polizei.nrw.de/bochum/

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15. Juni 2019 - Tag der offenen Tür
Feiern Sie mit uns 110 Jahre Polizeipräsidium Bochum
Infos: bochum.polizei.nrw

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