Pressemitteilung

Schwäbische Zeitung: Der Papst und die Deutschen - Leitartikel

2013-02-12T21:15:00

Leutkirch (ots) -

Die Deutschen haben sich schwer getan mit dem deutschen Papst. Sie haben sich schon schwer getan mit dem polnischen Vorgänger Benedikts XVI. Und sie werden sich auch schwer tun mit seinem Nachfolger, ob der nun aus Europa, aus Afrika, aus Südamerika oder aus China kommt. So ist das halt im Land der Reformation. Die Deutschen - das sind heutzutage Protestanten, Atheisten, Kulturchristen, Muslime, Juden, Buddhisten, Katholiken und Diverses mehr. Eigenartigerweise haben aber alle Erwartungen an den Papst. Als moralische und spirituelle Instanz scheint dem Petrus-Amt doch ein Gewicht innezuwohnen, das in diametralem Gegensatz steht zu all der Kritik, Häme und Gehässigkeit, mit der ein Papst insbesondere in Deutschland rechnen muss. Was erwarten speziell die deutschen Christen vom Papst? Die Protestanten wünschen sich vor allem einen Ökumeniker. Sie blenden dabei aber oft aus, dass die Einheit der Christen mehr ist als ein Ausgleich zwischen evangelisch und katholisch. Ein solcher würde beispielsweise die gesamte orthodoxe Christenheit vor den Kopf stoßen. Umgekehrt blieben bei einer katholisch-orthodoxen Einigung die Protestanten außen vor. Das will niemand. Kurz: Manche Erwartungen sind zu hoch geschraubt. Und die deutschen Katholiken? Sie teilen sich - grob gerastert - in solche, die von sich behaupten: "Wir sind Kirche", und in solche, die sonntags noch in die Kirche gehen und ganz normal katholisch sein wollen. Die einen fordern viel: Abschaffung des Zölibats, Zulassung der Frauenordination und so weiter und so fort. Die anderen fordern nicht. Sie fragen: Was ist von mir gefordert? Die Antwort erhoffen sie sich von einem Papst, der möglichst treu zum Evangelium steht. Der Neue auf dem Stuhl Petri wird viele Deutsche wieder enttäuschen. Auch, weil sie meinen, dem Papst müssten die deutschen Befindlichkeiten besonders am Herzen liegen. Aber Rom ist das Zentrum der gesamten katholischen Welt mit 1,2 Milliarden Menschen. Und sie werden mehr, nicht weniger.

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