Pressemitteilung

Börsen-Zeitung: Fastenzeit, Kommentar zum prognostizierten Rekordniveau an faulen Krediten bei den Banken der Eurozone, von Stefanie Schulte.

2013-02-11T19:40:00

Frankfurt (ots) -

Die tollen Tage sind zumindest bei den Banken definitiv vorbei. Bei Instituten in der Eurozone werden die faulen Kredite 2013 das Rekordniveau von 920 Mrd. Euro erreichen, prognostizieren die Wirtschaftsprüfer und Berater von Ernst & Young.

Nun rächt sich, dass es Spaniens Banken jahrelang bei der Immobilienparty krachen ließen, während manch deutsches Institut bei Schiffskrediten über die Stränge schlug. Dass überschüssige Liquidität in angeblich sichere Euro-Staatsanleihen investiert wurde, tut ihr Übriges. Die Zahlen von Ernst & Young zeigen anschaulich, warum bei der Kreditvergabe Fasten angesagt ist und schrumpfende Bilanzen eine positive Entwicklung darstellen. Sie zeigen auch, warum Regulierer neue Feten ähnlichen Kalibers unbedingt verhindern müssen.

Leider ist der Kreditkater der Banken nicht so harmlos wie eine aus dem Ruder gelaufene Karnevalsparty. Während die Folgen übermäßigen Bierkonsums nach wenigen Tagen überstanden und Konfetti- und Kamellereste weggefegt sind, kämpfen viele Banken noch Jahre später mit den Folgen des Kreditrauschs. Aus den Aufräumarbeiten resultieren oft Bad Banks, die zwar die von Risiken befreiten Kernbanken in frischem Glanz erstrahlen lassen, aber den Steuerzahlern dennoch über lange Zeit die Zeche abverlangen.

Unter den Folgen schwacher Selbstdisziplin scheinen derzeit vor allem Banken in Südeuropa zu leiden. Deutsche Häuser wirken im Vergleich topfit. Bei der Deutschen Bank war die Risikovorsorge 2012 rückläufig und ebenso bei einigen kleineren Häusern, die ihre Jahresergebnisse bereits vorgelegt haben. Man sollte sich hiervon aber nicht allzu sehr blenden lassen. Die starke Konjunktur hierzulande wirkt wie eine Dosis Aspirin. Der eine oder andere Fehltritt lässt sich damit verkraften, doch sollte die Konjunktur kippen, ist auch hier ein Kater nicht ausgeschlossen.

Deswegen ist es nur recht und billig, dass die Institute mit Blick auf Basel III schon jetzt die Gürtel enger schnallen. Die neue zentrale EU-Bankenaufsicht hat zudem gute Voraussetzungen, um nüchtern einzuschreiten, wenn in einzelnen Ländern ausgelassene Kreditpartys steigen sollten. Nun muss auch noch verhindert werden, dass in benachbarten Sektoren - etwa bei den sogenannten Schattenbanken - weitergetanzt wird.

Während die Fastenzeit für Karnevalisten lediglich ein vorübergehendes Übel ist, muss Bankenregulierung zu dauerhafter Mäßigung führen. Leider ist nur langweiliges Bankgeschäft auf lange Sicht gutes Bankgeschäft.

(Börsen-Zeitung, 12.2.2013)

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