Pressemitteilung

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Energiewende

2012-12-19T19:45:00

Bielefeld (ots) -

Ist das kompliziert! Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sei so ehrgeizig wie eine Gesundheits- oder Rentenreform, hat Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) gestern gesagt. Da kann man schon Angst bekommen, ob wir überhaupt rechtzeitig vor dem Anstieg des Meeresspiegels mit unserer weltweit beachteten Energiewende fertig werden. Deshalb ist es schön, dass gestern soviel von Einigkeit der beiden entscheidenden Ministerien die Rede war. Seit Fukushima ist nämlich nicht nur auf den Weltklimakonferenzen, sondern auch im Bundeskabinett genug Zeit verplempert worden, als dass weiteres Zuständigkeitsgerangel von Umwelt- und Wirtschaftsressort hinzunehmen gewesen wäre. Insgesamt umfassen die auf den Weg gebrachten Vorhaben ein Volumen von knapp zwölf Milliarden Euro für Höchstspannungsleitungen und Gebäudedämmung. Das ist ein Wort und sollte in erheblichem Maße Anschlussinvestionen von Wirtschaft und Hauseigentümern auslösen. In den Köpfen ist allerdings auch noch viel zu tun. Das betrifft nicht nur die Toleranz gegenüber landschaftsverändernden Bauprojekten, sondern das zeigt auch die zum Teil irrationale Strompreisdiskussion in den vergangenen Monaten. Hier stand der Grad der Aufregung in keinem Verhältnis zum Anteil der Ausgaben für Elektrizität - weder gesamtwirtschaftlich gesehen noch im Hinblick auf Privathaushalte. Wir Verbraucher sind derweil viel vernünftiger, als uns das manchmal zugebilligt wird. 2011 senkten die privaten Haushalte laut Statistischem Bundesamt ihren Energieverbrauch im heimischen Bereich bereinigt um Witterungseffekte um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit 2000 ging der Verbrauch demnach sogar um knapp 18 Prozent zurück. Das größte Minus gab es da, wo es wirklich wichtig ist - nämlich nicht beim Strom, sondern beim Heizen, für das auch 2011 wieder etwa 70 Prozent der Haushaltsenergie eingesetzt wurden. Neue, effizientere Heizungsanlagen, andere Energieträger, bessere Gebäudedämmungen, Verhaltensänderungen beim Heizen und Lüften: Es gibt einen Mix aus Erklärungen für diese erfreuliche Entwicklung. Die Steigerung der Preise für Heizenergie befördert diesen Trend, der anhalten muss. Deswegen wären die gestern vom Bundesumweltminister zu Recht erneut abgelehnten Sozialtarife auch ein falsches Signal. Bei wem die Einsicht nicht von allein reift, der muss eben vom Preis zum Sparen gebracht werden. Auch technische Innovationen gehen dann am schnellsten, wenn ein Profit winkt. Die Alternativen auf dem Weg zu den Klimazielen der Bundesregierung wären Konsumverzicht, Mobilitäts- und Komforteinschränkungen. Da mag jeder für sich nachdenken, wie sehr er dazu bereit ist. Es ist wohl realistisch, lieber auf Geld als auf moralische Appelle zu setzen. Immerhin tut sich endlich etwas.

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