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Das Sibirien Europas - Klaus Bednarz beginnt Dreharbeiten zu neuem ARD-Filmprojekt über Karelien

Köln (ots)

15. August 2005 - Das neue Filmprojekt, zu dem Klaus
Bednarz in dieser Woche zu Dreharbeiten aufbricht, führt nach
Karelien, dem Grenzland zwischen Finnland und Russland, das als eine
der faszinierendsten Regionen Europas gilt. Der ARD-Zweiteiler wird
voraussichtlich 2007 gesendet (Redaktion Heribert Blondiau).
Karelien erstreckt sich von St. Petersburg bis zum Nördlichen
Polarkreis, vom Finnischen Meerbusen im Westen bis zum eisbedeckten
Weißmeer im Osten. Als „Land der blauen Seen, schroffen Felsen,
wilden Flüsse und geheimnisvoll rauschenden, Tannen und Fichten“ wird
es in unzähligen Liedern und Gedichten beschrieben, und ist umrankt
von märchenhaften Mythen, die bis in die graue Vorzeit zurückreichen.
„Die Filme – zwei Teile à 45 Minuten – drehen wir zu den
verschiedenen Jahreszeiten. Neben der grandiosen Natur Kareliens, den
einzigartigen Zeugnissen der Kultur und der Geschichte des Landes
zeigen wir vor allem die Schicksale der Menschen, die heute in dieser
unwirtlichen Region zu überleben versuchen und von den Unbilden des
Klimas - Kälte, Schnee, Dunkelheit - ebenso bedroht sind wie von der
so genannten Zivilisation, dem Raubbau an den natürlichen
Ressourcen,“ so Klaus Bednarz über seine neuen Filme, die er zusammen
mit Kameramann Maxim Tarasjugin realisiert.
Fast die Hälfte Kareliens ist mit Seen bedeckt, darunter den
beiden größten Europas: dem Ladoga- und Onega-See. Zugleich ist es
eine der waldreichsten Gegenden Russlands. Obwohl im rauen,
unwirtlichen Hohen Norden gelegen, ist Karelien eine der ältesten
Kulturlandschaften Europas. Mehr als 6000 Jahre alte Steinzeichnungen
an der Küste des Eismeeres sind gut erhalten und zeugen vom Leben und
Alltag der urzeitlichen Meeres- und Taigajäger. Im Süden Kareliens
haben sich einzigartige kulturhistorische Denkmäler erhalten,
kunstvolle Bauten altrussischer Holzarchitektur – Kirchen und
Klöster, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder ihrer
geistlichen Bestimmung übergeben wurden.
Nur wenige Regionen Europas sind in der Geschichte so heftig
umkämpft worden wie das fast menschenleere Karelien. Schon zu
Zarenzeiten war Karelien Verbannungsort für politische Häftlinge und
Fluchtpunkt für verfolgte Oppositionelle – wie etwa Lenin, der sich
vor der Oktoberrevolution eine zeitlang in den Wäldern Kareliens
versteckt hielt. Während des 2. Weltkriegs lieferten sich Finnen,
Russen und Deutsche erbitterte Kämpfe („Winterkrieg“), die mit der
Abtretung des größten Teils Kareliens an die Sowjetunion endeten.
Russische, finnische und deutsche Soldatenfriedhöfe erinnern bis
heute an die dunkelste Epoche dieser Region – und zugleich die
Schicksalsgemeinschaft der Völker, die hier so schreckliche Spuren
hinterließ.Die ersten GULAGs, die sich nach dem 2. Weltkrieg auch mit
Deutschen, wurden in Karelien errichtet – nicht nur kriegsgefangene
Wehrmachtsoldaten, sondern auch Deportierte aus der sowjetisch
besetzten deutschen Ostzone, darunter vielen Frauen.
Bednarz führt auf seiner Reise Gespräche mit Holzfällern und
Fischern, Bauern und Mönchen, Rentiernomaden und Umweltschützern,
Nachkommen der GULAG-Häftlinge und jungen Unternehmern.
Rückfragen
Annette Metzinger, WDR-Pressestelle, Telefon 0221/220-2770, -4605

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

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