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"Deutsche sind ordentlich - nur nicht so intensiv, wie erzählt wird." - Wie ein Franzose die Deutsche Marine erlebt

"Deutsche sind ordentlich - nur nicht so intensiv, wie erzählt wird." - Wie ein Franzose die Deutsche Marine erlebt
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Glücksburg (ots)

Glücksburg - Ein Schreibtisch an dem gearbeitet wird, wirkt auf 
den ersten Blick nicht immer ordentlich. Das ist bei Deutschen so - 
und bei Franzosen nicht anders. In diesem Punkt ist sich Paul-Henry 
Lavisse seiner Sache sicher. Der Franzose sagt augenzwinkernd: "Mein 
Schreibtisch ist nicht viel unordentlicher als die meiner deutschen 
Kameraden." Lavisse ist Capitaine de Frégate der französischen 
Marine, ins Deutsche übersetzt heißt das: Fregattenkapitän. In 
Glücksburg ist er als Austauschoffizier tätig und übernimmt seit Juli
2007 die Aufgaben eines deutschen Stabsoffiziers im Flottenkommando -
dem Hauptquartier der Deutschen Marine. Seine Familie ist mitgezogen,
wohnt in einem angemieteten Haus in Flensburg. "Mein Sohn und meine 
zwei Töchter im Alter zwischen acht und 13 Jahren besuchen reguläre 
deutsche Schulen. Sie lernen hier eine weitere Fremdsprache und eine 
andere Kultur kennen. Das wird ihr Leben positiv prägen", sagt 
Lavisse hoffnungsfroh. Bis Juni 2010 ist der 43-Jährige Mitglied des 
sogenannten Einsatzstabes im Flottenkommando. Er plant und führt 
zusammen mit seinen deutschen Kameraden Übungen der Marine. 
Gelegentlich nimmt er auch selbst an Einsätzen der Deutschen Marine 
teil.
Internetwörterbuch hilft bei schwierigen Wörtern
Vor seinem Umzug nach Deutschland konnte Lavisse kein Deutsch. 
"Das habe ich in einem dreimonatigen Kursus beim französischen 
Außenministerium gelernt - zusammen mit drei anderen Kameraden. Das 
war beinahe Einzelunterricht", sagt der gebürtige Mann aus Divion in 
Nordfrankreich. Seit 1986 ist Paul-Henry Lavisse Marinesoldat - 
genauer: Marineflieger, Pilot des Luftüberwachungsflugzeugs E-2 C 
Hawkeye, das von Flugzeugträgern aus eingesetzt wird. "Ich habe viele
Einsätze hinter mir - über Jugoslawien und Afghanistan", sagt er. 
Auch im Ausland sei er schon gewesen. Die Vereinigten Staaten von 
Amerika prägten ihn während der Pilotenausbildung sowie als 
Verbindungsoffizier in Tampa (Florida). Deshalb spricht Lavisse ein 
gutes Englisch, wechselt manchmal in diese Sprache, die auch die 
meisten Deutschen gut sprechen. Im deutschen Gespräch mit 
Muttersprachlern behilft er sich in Zweifelsfällen mit dem Internet. 
Seine Lieblingsseite ist dort leo.org, ein Wörterbuch im World Wide 
Web. Das schult ihn bei der stetigen Verbesserung seines Wortschatzes
und zeichnet ihn als lernbegierigen Franzosen aus, was ihn für 
manchen Deutschen zusätzlich sympathisch macht.
Lavisse: "Deutsche sind kompromissfähig und halten Absprachen ein"
Und nicht nur das: Er spricht gerne über seine Erfahrungen in 
Deutschland, über das Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen. 
Lavisse ist offen und neugierig, sieht nach links und rechts bei 
seinen Entdeckungstouren durch Deutschland. Deshalb will er auch 
darüber sprechen, wie er die Deutschen im zurückliegenden Jahr kennen
und schätzen gelernt hat. "In Frankreich sagt man, dass die Deutschen
sehr direkt, strikt und ordentlich sind. Sie seien sehr taktvoll doch
gelegentlich auch scheu gegenüber Franzosen. Meine Erfahrung ist: Das
alles ist tatsächlich so", sagt er, macht eine Pause, schiebt nach: 
"Nur nicht so intensiv, wie erzählt wird." Lavisse lobt die Deutschen
vor allem für ihre Kompromissfähigkeit. "Hier finden immer viele 
Gespräche statt und Entscheidungsprozesse dauern deutlich länger als 
bei uns in Frankreich. Aber wenn eine Entscheidung oder ein 
Kompromiss getroffen wurde, dann stehen alle dazu und setzen das mit 
Engagement um." Besonders lobend äußert sich der Franzose über die 
Zuverlässigkeit und den Wert von Absprachen. Dazu erzählt er von 
einem prägenden Erlebnis gleich zu Beginn seines 
Deutschlandaufenthalts: "Ich hatte von Frankreich aus ein Haus in 
Flensburg gesucht. Alles ging über Telefon und Internet. Ich hatte 
nichts schriftliches in Händen. In Frankreich bedeutet dies oft 
nichts, darauf kann man sich nicht verlassen. Deshalb war meine 
Sorge, ob das denn klar geht mit dem Haus. Doch es klappte alles 
perfekt. Das mündliche Versprechen, die Zusage wurde eingehalten." 
Und auch im Tagesdienst hatte Lavisse viele positive Erlebnisse. Im 
Flottenkommando nahmen ihn die Kameraden freundlich auf. Ein 
deutscher Fregattenkapitän wurde ihm als Mentor zur Seite gestellt - 
führte ihn überall ein, steht ihm jederzeit auch privat als Ratgeber 
zur Seite. "Ich habe jedoch viel selber entdeckt und herausfinden 
wollen - das ist viel spannender, wenn auch schwieriger", sagt er.
Seemannssonntag gibt es in Frankreich nicht
Einen umfassenden Kontakt zu den Deutschen hat Lavisse zusammen 
mit seiner Familie schnell gefunden - privat und beruflich: "Die 
Kinder über die Schule und die Nachbarskinder. Meine Frau und ich 
über unsere netten Nachbarn, mit denen wir viel privat unternehmen. 
Und im Dienstbetrieb kommt man in Deutschland über das gemeinsame 
Frühstück in Kontakt - oder über den Seemannssonntag am 
Donnerstagnachmittag, den wir Franzosen in unserer Marine nicht 
kennen." Und so hat Lavisse viele für ihn neue Dinge kennengelernt, 
die er nach seiner Rückkehr in die Heimat missen wird. 
Weihnachtsmärkte gehören dazu und vor allem kulinarische Genüsse wie 
Kartoffelknödel, Matjes oder Mettbrötchen. "Das finde ich alles sehr,
sehr lecker", sagt er.
Autor: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine
Fotos: Deutsche Marine

Pressekontakt:

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Florian Mitschka
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 00
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