Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu TTIP

Bielefeld (ots)

Der deutsche Streit um Chlorhühnchen und Schiedsgerichte beim Freihandelsabkommen TTIP könnte schnell zur Nebensache werden. Unabhängig davon, was den Bürgern hierzulande am Herzen liegt, hängen der erfolgreiche Abschluss oder das Scheitern der Verhandlungen zurzeit am US-Kongress.

Genauer gesagt geht es um eine Formalie mit weitreichenden Konsequenzen. Die Rede ist von der Handelsbevollmächtigung für Präsident Barack Obama, die in der Politsprache der Amerikaner als »Fast Track« bekannt ist.

Mit der Autorisierung durch den Kongress können die Unterhändler des Präsidenten auf eigene Faust die Details der internationalen Vertragswerke aushandeln. Im Unterschied zum üblichen Gesetzgebungsverfahren verzichten die Abgeordneten dabei auf ihr verbrieftes Recht die komplizierten Vereinbarungen Punkt für Punkt auf den Prüfstand zu stellen. Sie können am Ende nur das Gesamtpaket annehmen oder ablehnen.

Das stellt sicher, dass Lobbyisten mühsam verhandelte Kompromiss-Pakete nicht wieder aufschnüren und zerfleddern. Genau dies wäre garantiert, wenn der Präsident ohne Handelsbevollmächtigung auf den Capitol Hill käme. Umgekehrt erhielte sein Verhandlungsteam bei den Gesprächspartnern eine andere Glaubwürdigkeit als bisher. Obama weiß nur zu gut, dass seine Rückversicherungen beim G7-Gipfel nicht viel wert sind, wenn der Kongress seinen Worten nun keine Taten folgen lässt. In dieser Woche konzentrieren sich die Lager zunächst um das »Fast Track«-Verfahren für das transpazifische Handelsabkommen TPP, das weiter vorangeschritten ist und zuerst unter Dach und Fach gebracht werden soll. Eine Ablehnung der Vollmacht hätte einen Domino-Effekt, der auch TTIP zu Fall bringen könnte.

Im Ringen um den Freihandel bilden sich auch in den USA ungewöhnliche Koalitionen. Obama verlässt sich auf den republikanischen Speaker John Boehner und den republikanischen Chef-Haushälter Paul Ryan, den Löwenanteil der »Ja«-Stimmen zu liefern. Die Führerin der demokratischen Minderheit Nancy Pelosi ist sich ihrerseits nicht sicher, ob sie genügend Demokraten beisteuern kann, um dem Schnellverfahren über die Hürde zu helfen. Bisher seien es gerade einmal 20 Befürworter. Das wären nicht genug, um die gegnerische Koalition aus linken Demokraten und rechten Tea-Party-Republikanern zu überstimmen.

Das ist die Realität, mit der es Präsident Obama im Kongress zu tun hat, der ihm in den kommenden Tagen einen großen Sieg bescheren wird oder seine ambitionierte Handelsagenda zu Grabe trägt. Auf den Ausgang des Kräftemessens zwischen Anhängern und Gegnern des Freihandels möchte derweil niemand eine Wette abschließen. Nur eines scheint sicher: Die Zukunft der Handelsgespräche steht auf des Messers Schneide.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 08.06.2015 – 21:00

    Westfalen-Blatt: zum Tarifkonflikt bei der Post

    Bielefeld (ots) - Jetzt hat die Streikwelle also auch die Deutsche Post voll erfasst. Während es in anderen Tarifkonflikten um die Forderung nach mehr Geld oder grundsätzliche Rechte geht, stellt sich die Situation beim einstigen Staatskonzern etwas anders dar. Der gelbe Riese erklärt den Einstieg in die Lohnspirale nach unten für unausweichlich im Wettbewerb der vom Boom des Onlinehandels profitierenden Paketdienste. ...

  • 08.06.2015 – 21:00

    Westfalen-Blatt: zu G7 in Elmau

    Bielefeld (ots) - Klare Kante gegenüber Russland, knallharte Ziele beim Weltklima und kein Kompromisse im Kampf gegen Krankheit und Hunger der Ärmsten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zum Abschluss des G7-Gipfels auf Schloss Elmau als große Generalistin erwiesen, die keinem Thema ausweicht, keine Entscheidung scheut. Kleine Konzentrationsschwächen nach zwei intensiven Gipfeltagen gibt sie genauso zu, wie sie den einzigen Rückschlag, nämlich Verzug beim ...

  • 08.06.2015 – 21:00

    Westfalen-Blatt: zur Türkei

    Bielefeld (ots) - Noch solch ein Wahlsieg und die AKP müsste in der Türkei auf der harten Oppositionsbank Platz nehmen. Wohlweislich hat der Chef der islamisch-konservativen Partei, Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, die herben Stimmeneinbußen in seiner ersten Stellungnahme erst gar nicht erwähnt. Denn sonst müssten er und der Visionär der Neuen Türkei, Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, sofort ihren Hut nehmen. Sie haben ihr Wahlziel klar verfehlt. Und das ...