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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur Trauerfeier für Robert Enke

Bielefeld (ots)

Robert Enke war ein zurückhaltender,
bescheidener, stiller Mensch. Von seiner Familie, seinen Freunden und
denjenigen, die ihn wirklich kannten, wurde er als ruhig und in sich 
gekehrt beschrieben - auch wenn es ihm gut ging. Auf dem Fußballplatz
erledigte er seine Arbeit zuverlässig und ehrlich. Die große Show war
nicht sein Ding. Er stand nicht gerne im Mittelpunkt.
Zu seinem Abschied sind fast 40 000 Menschen ins Fußballstadion 
gekommen. Tausende standen vor den Toren der Arena und auf 
öffentlichen Plätzen beim »Public-Viewing«. Millionen saßen an den 
Bildschirmen. Das Fernsehen sendete live auf fünf Kanälen. Reinhold 
Beckmann moderierte. Prominente, so weit das Auge reichte. Es war 
eine Massentrauerfeier - vielleicht die größte seit dem Tod des 
ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Ob Robert Enke sich selbst 
solch ein Event zu seinem Tod gewünscht hätte? Wir werden es nie 
erfahren.
Trotz der berechtigten Kritik an dem Rahmen und der Größe dieser 
Trauerfeier waren es bewegende und wichtige Worte, die alle Redner 
fanden. Sie würdigten die großartige Leistung eines Ausnahmesportlers
und eines außergewöhnlichen Menschen. Sie zollten der Witwe Teresa 
Enke und ihrer Familie Respekt. Aber auch ihnen gelang es nicht, 
Antworten auf das quälende »Warum?« zu geben. Die Trauerredner 
schafften es gleichwohl, deutlich zu machen, welche Lehren die 
Gesellschaft aus dem Tod Robert Enkes ziehen muss und welches 
Vermächtnis er uns hinterlässt.
Robert Enke war ein großartiger Sportler, ein Star wie er im Buche 
steht, eine Figur unserer Turbo-Gesellschaft, ein Held - aber als 
Mensch mit Ängsten, Schwächen und persönlichen Schicksalen wurde er 
nicht oder nur sehr wenig wahrgenommen. »Der Mensch muss mehr im 
Mittelpunkt stehen - nicht nur seine Leistung.« Das war eine der 
wichtigen Botschaften, die die Trauergäste und Fans mit nach Hause 
nehmen konnten. DFB-Präsident Theo Zwanziger brachte es mit einem 
Zitat von Margot Käßmann, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche 
Deutschlands, auf den Punkt: »Sport und Erfolg sind nicht das 
Wichtigste im Leben. Fußball ist nicht alles.«
Wenn der Tod Robert Enkes überhaupt einen Sinn gemacht hat, dann der,
dass ein Tabu-Thema ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurde. 
Krankheiten wie Depressionen gehören zum Menschen dazu. Genauso wie 
Ängste und Schwächen. Nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern 
überall. Erfolg, Leistung und Ruhm, aber auch Krankheiten, 
Schicksalsschläge und Schwäche sind zwei Seiten ein und derselben 
Medaille.
Die Trauerfeier für Robert Enke sollte uns nachdenklich stimmen. 
Jeder von uns kann sich über das Vermächtnis Robert Enkes Gedanken 
machen. Gehen Sie nicht zur Tagesordnung über und halten Sie inne - 
in aller Stille.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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