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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Bayern-Wahl:

Bielefeld (ots)

Zeitenwende im Süden der Republik: Die mehr als
40-jährige Alleinherrschaft der CSU in Bayern ist Geschichte. Mit dem
Ergebnis von 43 Prozent bleiben Ministerpräsident Günther Beckstein 
und Parteichef Erwin Huber überdeutlich hinter der von ihnen selbst 
gesteckten Zielmarke »50 Prozent plus X« zurück. Noch dramatischer 
liest sich das Ergebnis im Vergleich zu Edmund Stoibers Triumph 2003 
- minus 17 Prozent. Ein Desaster. Die CSU hat ihren Mythos verloren.
Kaum eine Rolle spielt da die Tatsache, dass die CSU-Zahlen vom 
gestrigen Abend für jede andere Partei in jedem anderen Bundesland 
Grund zu Selbstzufriedenheit und Freude wären. Im Freistaat war man 
anderes gewohnt - bisher zumindest. So kommt man nicht umhin, das 
glücklose Duo Beckstein/Huber zum eindeutigen Wahlverlierer zu 
erklären.
Nun muss ein »Plan B« her, den der bayerische Ministerpräsident und 
sein Parteivorsitzender bis zur Schließung der Wahllokale konsequent 
verweigert hatten. Ein Ergebnis dieses Plans liegt nahe: Die CSU wird
mit der FDP koalieren. Die Liberalen sind neben den Freien Wählern 
der große Wahlsieger. Erstmals seit 1994 hat die FDP wieder den 
Sprung in den Landtag geschafft, und sogleich lockt die 
Regierungsbeteiligung.
Ob es die Liberalen bei den Koalitionsverhandlungen jedoch noch mit 
Günther Beckstein und Erwin Huber zu tun haben werden, scheint mehr 
als fraglich. Die Heckenschützen hatten sich schon vor dem 
Wahlsonntag in Stellung gebracht, jetzt dürfte gefeuert werden. Das 
wahrscheinlichste Szenario: Der glücklose Erwin Huber gibt das 
Bauernopfer, auch um Beckstein im Amt des Ministerpräsidenten zu 
halten. Heißester Kandidat auf den Parteivorsitz ist Horst Seehofer.
Weitere Erkenntnis der Bayern-Wahl: Wieder legen nur die Kleinen zu. 
Das Siechtum der Volksparteien setzt sich fort. Die SPD um 
Spitzenmann Franz Maget profitiert nicht etwa vom Absturz der CSU, 
sondern kassiert ihr historisch schlechtestes Ergebnis. In Berlin 
können der Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und der 
designierte Parteivorsitzende Franz Müntefering nur froh sein, dass 
man ihnen das Ergebnis ernsthaft nicht anlasten kann.
 Bei Bundeskanzlerin Angela Merkel müssen nach dem CSU-Debakel alle 
Alarmglocken schrillen. Eine geschwächte CSU wäre der CDU-Chefin 
sicher recht gewesen, eine derart schwache CSU schwächt die Union 
insgesamt und zwar massiv. Die Bayernwahl war die zehnte Landtagswahl
in Folge, bei der die Union Stimmen verloren hat. Das sind keine 
guten Vorzeichen für die Bundestagswahl in einem Jahr.
Zum endgültigen Chaos hätte nur noch der Einzug der Linken in den 
bayerischen Landtag gefehlt. Dazu ist es nicht gekommen. Dennoch: Aus
der CSU-Übermacht mit komfortabler Zwei-Drittel-Mehrheit wird ein 
Parlament mit fünf Parteien und einer Koalitionsregierung. In Bayern 
zieht die demokratische Normalität ein, auch wenn gerade das alles 
andere als normal ist.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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