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"Panorama": "Führende Wissenschaftler halten Gorleben für nicht geeignet als Endlager"

Hamburg (ots)

Führende Wissenschaftler deutscher Universitäten
haben eindeutig klargestellt, dass der Salzstock in Gorleben als 
Endlager für hochradioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken nicht 
geeignet ist. Sie sehen langfristig die Gefahr unkalkulierbarer 
Katastrophen, sollte es Union und Atomwirtschaft gelingen, Gorleben 
als atomares Endlager durchzusetzen.
Der Leiter des Instituts für Geowissenschaften der Universität Jena 
und ehemalige Präsident der deutschen Geophysikalischen Gesellschaft,
Prof. Gerhard Jentzsch, sagt dem ARD-Magazin "Panorama" (Sendung: 
Donnerstag, 27. August, 21.45 Uhr, Das Erste), es spreche sehr viel 
mehr gegen Gorleben als dafür. "Es ist bekannt, dass aufgrund von 
eiszeitlichen Aktivitäten das Deckgebirge beschädigt ist. Das heißt, 
die Abdichtung nach oben ist nicht komplett, ist nicht ausreichend." 
Außerdem sei der Salzstock zwar sehr lang in der einen Richtung, aber
auch sehr schmal, so "dass die Abdichtung an den Seiten sehr viel 
weniger ist als gemeinhin vorgegeben. "Werde hochradioaktiver 
Atommüll, der eigentlich eine Million Jahre sicher abgeschlossen sein
soll, in Gorleben eingelagert, könne von außen Wasser einfließen. 
Dann könne Radioaktivität in die Sphäre menschlichen Lebens 
austreten. Jentzsch äußerte die Erwartung, dass Gorleben bei einem 
streng wissenschaftlichen Auswahlverfahren als Endlager für Atommüll 
ausscheiden werde.
In die gleiche Richtung zielt der Hamburger Geographieprofessor 
Eckhard Grimmel. Salz sei aus "physikalisch-chemischer Sicht ein 
völlig untaugliches Endlagermedium". Wie Jentzsch verweist auch 
Grimmel in "Panorama" darauf, "dass über dem Salzstock keine 
geschlossene Tonschicht vorhanden ist, die den Salzstock vom Wasser 
abtrennen würde". So könne das Grundwasser direkt am Salzkörper 
entlangströmen, jedes Jahr tausende Kubikmeter Salz auflösen und 
außerdem von oben in den Salzstock eindringen. Grimmel hatte vor 
Jahren mit einer anderen Expertise dazu beigetragen, das 
Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich per Gerichtsbeschluss auf Dauer 
stillzulegen - wegen mangelnder Erdbebensicherheit. Er sagt nun 
voraus, es gebe gute Chancen, auch ein atomares Endlager Gorleben 
durch einen Richterspruch zu verhindern.
Der Kieler Geologe Prof. Klaus Duphorn, der schon vor Jahrzehnten als
einer der ersten Wissenschaftler in einem Gutachten die Eignung von 
Gorleben als Endlager in Zweifel gezogen hatte, offenbart jetzt, 
schon damals sei Druck auf ihn ausgeübt worden mit dem Ziel, seine 
Meinung zu revidieren. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, die
dem Bundesforschungsministerium unterstand, habe ihn Ende der 70er-, 
Anfang der 80er-Jahre bedrängt, sein negatives Votum gegen Gorleben 
abzuändern. Das habe er abgelehnt.
Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, 
appellierte an die Union, den Beschluss zum Ausstieg aus der 
Kernenergie nicht wieder in Frage zu stellen. König, dessen Behörde 
für die Lagerung von Atommüll zuständig ist, wandte sich gegen die 
Forderung führender Politiker von CDU und CSU, die Laufzeit der 
Kernkraftwerke zu verlängern. Damit werde ein mühsam gefundener 
gesellschaftlicher Konsens aufgekündigt. "Ich sehe die große Gefahr, 
dass wir mit der Diskussion über die Öffnung der Laufzeiten die 
Lösung des Endlagerproblems wieder in weite Ferne verschieben", sagte
König zu Panorama.

Pressekontakt:

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