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Massenkeulung auf Kosten der Steuerzahler: Tötung von Puten war laut Experten unnötig Zitate aus der Meldung frei bei Nennung "NDR Info"

Hamburg (ots)

Die nach dem Ausbruch der Vogelgrippe im Landkreis
Cloppenburg im Dezember 2008 vorgenommene Massenkeulung von 610.000 
Puten war nach Meinung von Experten überzogen und unnötig. Die Tiere 
seien kurz vor Weihnachten zu einem großen Teil schlachtreif gewesen 
und hätten laut der bundesweit geltenden Geflügelpestverordnung für 
den Verbraucher ohne Bedenken auf den Markt gebracht werden können. 
Das bei Tests festgestellte H5N3-Virus sei für die Tiere harmlos und 
vergleichbar mit einem Schnupfen, sagten unabhängig voneinander die 
Vogelgrippe-Experten Sievert Lorenzen von der Universität Kiel und 
Johan Mooij vom Wissenschaftsforum Aviäre Influenza dem 
Informations-Radioprogramm NDR Info. Bei dem ungefährlichen 
H5N3-Virus handelt es sich um eine Untergruppe der hochansteckenden 
Vogelgrippe H5N1. Unter bestimmten Auflagen hätten die Tiere 
geschlachtet werden können, eine Keulung ist laut Verordnung nicht 
zwingend erforderlich.
Wissenschaftler und Tierärzte vermuten, dass hinter der 
Massenkeulung eine Marktbereinigung zum bestehenden Überangebot 
gesteckt habe, eine Art Konjunkturprogramm für die Putenwirtschaft. 
Hinzu kam, dass nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums 
bereits vor der Keulungsaktion im Raum Cloppenburg mehrere Länder - 
darunter EU-Staaten sowie Russland und die USA - einen Importstopp 
für Putenfleisch aus der betroffenen Region verhängt hatten. Durch 
die Massenkeulung wurde das Angebot an Fleisch verknappt.
Die Ausfälle für die Putenproduzenten glich die Tierseuchenkasse 
Niedersachsen mit mehr als 14 Millionen Euro aus. Die Hälfte davon 
bezahlte das Land Niedersachsen aus Steuergeldern. Nach Angaben der 
Kasse war es das erste Mal, dass die Einrichtung für Verluste durch 
die Vogelgrippe aufkommen musste. Zum Zeitpunkt des Ausbruchs im 
Dezember 2008 seien rund 14 Millionen Euro in dem Topf gewesen.
Sowohl der Staatssekretär im niedersächsischen 
Landwirtschaftsministerium, Friedrich-Otto Ripke, als auch der 
Präsident des Niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes, Wilhelm
Hoffrogge, wiesen die von den Wissenschaftlern und Experten 
geäußerten Vermutungen als "Blödsinn" zurück. Bei der Entscheidung 
über die Keulung der Puten sei keine Zeit für die Frage gewesen, wie 
sich die Schritte auf dem Markt auswirkten, so Ripke.
Ein Experte des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI), des obersten 
Forschungszentrums der Bundesregierung für Tierseuchen, sagte NDR 
Info, die Massenkeulung sei eine Ressourcenverschwendung gewesen und 
das Vorgehen der Beteiligten im Landkreis Cloppenburg unbefriedigend.
Offiziell wollte das FLI zu dem Thema keine Stellungnahme abgeben und
verwies an das Landwirtschaftsministerium in Hannover.
Rückfragen: NDR Info Reporterpool, Ilka Steinhausen, Tel.: 
040/4156 2868 oder Arne Meyer, Tel.: 040/4156 2853.

Pressekontakt:

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Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199

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