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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Konflikt um Griechenland Der Euro ist der Kitt Stefan Schelp

Bielefeld (ots)

Unverschämtheit. Was bilden sich diese griechischen Jungs eigentlich ein, den deutschen Bundesfinanzminister am Nasenring über die Agora führen zu wollen? Unseren Schwarze-Null-Schäuble? Wie kommen die auf das schmale Brett, ohne Schlips und auf dem Motorrad vorzufahren und es besser machen zu können als die Herren Samaras und Papandreou? Unglaublich. Wo doch jene honorigen Herren, die korrupten Vorgänger der jungen Wilden um Alexis Tsipras, Griechenland mit frisierten Zahlen in die Eurozone gelogen haben, daraufhin Jahrzehnte mit Geld um sich geworfen haben und Reformen erst dann halbherzig angeleiert haben, wenn es wirklich gar nicht mehr anders ging? Doch lassen wir die beißende Ironie beiseite und konstatieren einfach mal ganz nüchtern: Schon seit vielen, vielen Jahren ist in Griechenland längst nicht mehr alles Gold, was glänzt. Das dürfen die Verhandlungsführer auch bei den Diskussionen der Zukunft nicht aus den Augen verlieren, wenn sie immer aufs Neue mit den neuen griechischen Partnern an einem Tisch sitzen. Denn Partner sind die Griechen noch immer, egal, ob einem das nun gefällt oder nicht. Über Wochen ist auf beiden Seiten gepokert worden, als hätte jeder der Spieler einen Royal Flush auf der Hand. Wenn dann die Karten auf den Tisch kommen, geht es, wie immer, nicht ohne Zugeständnisse. Und zwar von beiden Seiten. Das dürfte gerade in der Bundesrepublik eigentlich niemanden erstaunen. Schließlich besteht auch Deutschland aus Ländern, die wirtschaftlich höchst unterschiedlich aufgestellt sind. Dafür gibt es den Länderfinanzausgleich. Nehmen wir zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, die am stärksten industrialisierte Region in ganz Europa. Und zugleich das Bundesland, dem es nicht gelingt, seine Schuldenlast entscheidend zu reduzieren. Es käme doch - außer in polemisierenden Wahlkampfreden - niemand auf die Idee, das Bundesland aus Deutschland auszuschließen. Auch für Griechenland lohnt sich immer neues Bemühen. Griechenland ins Verderben zu schicken ist keine Option - ganz egal, wie sehr sich die Griechen in der Vergangenheit danebenbenommen haben. Ein Euro-Mitglied, das in den Bankrott rutscht, bringt zwar nicht die Euro-Gemeinschaft ins Wanken, aber es wäre trotzdem ein verheerendes Signal. Europa - und Deutschland als ein wichtiger Teil davon - wird in den kommenden Jahren im weltweiten Vergleich an Bedeutung verlieren. Da sind die Chinesen, deren wirtschaftliche Macht scheinbar ins Unermessliche steigt. Da sind ebenso die Staaten und Verbünde des Fernen Ostens. Und da sind die aufstrebenden afrikanischen Länder. Gerade erst hat eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC ergeben, dass der Ölstaat Nigeria in 35 Jahren mit seiner Wirtschaftskraft an Deutschland vorbeigezogen sein wird. Nur wenn sich die Europäer einig sind, werden sie in einigen Jahren überhaupt noch eine Rolle spielen im weltweiten Wirtschaftskonzert. Das muss einem nicht gefallen, aber es hilft auch nichts, diese Erkenntnis wegzudrücken. Europa ist ja schon längst eher auf dem Weg zu einem Kontinent der Regionen denn zu den Vereinigten Staaten von Europa. Wenn es überhaupt noch einen Zusammenhalt gibt, dann durch die gemeinsame Währung. Der Euro ist der Kitt, der das bunte Mosaik zusammenhält. Ein Mosaik, zu dem auch griechische Steine gehören.

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