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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Papst Franziskus Zurück zu den Wurzeln BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots)

Es klingt wie Revolution, ist aber nur ein erster Schritt zu dringend notwendigen Reformen. Papst Franziskus will die Kirche in die Zukunft führen und den ratzingerschen Stillstand beenden. Das wurde auch Zeit. Seit dem II. Vatikanischen Konzil, auf das nicht nur die Katholiken so große Hoffnungen hinsichtlich einer reformierten Kirche gesetzt hatten, war es stetig rückwärts gegangen. Der neue Papst verheißt Aufbruch und verkörpert ihn überzeugend. Bescheiden, demütig und fröhlich kommt er daher. Seine Sprache ist froh wie die Botschaft, die Christen empfangen haben. Entsprechend lautet der Titel seines Schreibens: "Evangelii Gaudium" - Freude des Evangeliums. Franziskus versucht seine Kir-che aus ihrem klerikalen Elfen-beinturm herauszuholen, in dem sie sich seit Jahrhunderten - kurz unterbrochen nur durch Johannes XXIII. - bequem eingerichtet hat. Er will zurück an die Wurzeln, fordert etwas wie Graswurzelarbeit, wenn er von seiner Kirche eine Hinwendung zu den sozialen Problemen in der Welt wünscht, sie auffordert, auf die Straßen hinauszugehen und sich zu beschmutzen. Für alle, die es sich bequem gemacht haben in der Kirche, für all die Falken im Vatikan ist sein Lehrschreiben harter Tobak, wenn Franziskus - nach herrschender Kirchenlehre mit Unfehlbarkeit ausgestattet - eine heilsame Dezentralisierung und mehr Mitsprache der Ortsbischöfe fordert. Das bedeutete Machtverlust für die Kurie und ein Ende des Zentralismus. Franziskus beruft sich auf große Kirchengelehrte und Reformatoren wie Thomas von Aquin. Auf Letzteren stützt er sich, wenn er davon schreibt, dass das Abendmahl nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen sei. Vielleicht auch ein Fingerzeig im Streit um den Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von der Kommunion. Wenn er dies im Auge hat, ist der Konflikt mit dem vatikanischen Glaubenspräfekten programmiert. Spätestens ab jetzt muss Franziskus schönen Worten auch Taten folgen lassen. Nun wird er sich entscheiden müssen, ob er weiter lavieren und ausgleichen will im Vatikan oder Nägel mit Köpfen machen.

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