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Neue Westfälische: Neue Westfälische (Bielefeld): Krise der katholischen Kirche Glaubwürdigkeit verloren CARSTEN HEIL

Bielefeld (ots)

Die Sonntage des Frühjahrs sind in den beiden Volkskirchen geprägt von Kommunionen und Konfirmationen. Auch wenn es vielerorts schon eher ein gesellschaftliches denn ein religiöses Ereignis ist: Festlich gekleidete junge Menschen werden hoffnungsfroh in die Reihen der Kirchen aufgenommen und sagen ihrerseits "Ja" zum Glauben, zur Kirche und vor allem zu Gott. Wie lange dieses "Ja" gilt, ist bekanntlich offen. In diesen Wochen machen es aber etliche Würdenträger der katholischen Kirche ihren jungen Menschen besonders schwer. Der Umgang mit den Verfehlungen unterschiedlichster Art zeugt in Deutschland von einer Entfremdung zwischen Gesellschaft und katholischer Kirche, aber auch zwischen Kirchenvolk und -führung. Was einerseits über Jahre die große Stärke gerade der katholischen Kirche war, wird dabei jetzt zum Problem. Grundsätzlich tut es einer Gesellschaft gut, eine Institution zu haben, die mutig gegen den Strich bürstet, die nicht dem Zeitgeist nach dem Munde redet. Das haben die Bischöfe und Erzbischöfe in Deutschland oft und oft zu Recht getan. Wenn auch manchmal etwas schrill im Ton. Das wird künftig wesentlich schwieriger, fast unmöglich. Denn neben der Verzweiflung und dem Schmerz der direkt betroffenen Opfer ist der Verlust der Glaubwürdigkeit der Kirche die schlimmste Folge dieser Krise. Und ohne Glaubwürdigkeit wird jedes Mahnen hohl. Das ist umso bitterer, als die Gesellschaft Orientierung braucht. Die Finanzbranche hat die Menschen in eine Phase materieller Unsicherheit getrieben, der weltweite wirtschaftliche Wettbewerb und die Profitgier des Wirtschaftssystems hat viele Arbeitsplätze gekostet und macht den Menschen Angst vor dem Abstieg, der soziale Zusammenhalt bröckelt. Da wären Pflöcke der Orientierung wichtig. Doch die katholische Kirche muss sich in dieser Zeit mit sich selbst beschäftigen. Und das mit einer Führungsriege, die ein Kirchenverständnis hat, das Veränderungen schwierig macht. Angesichts einer zweitausendjährigen Geschichte ist den Männern im Vatikan nicht bange. Sie haben schon größere Krisen erlebt, von Phasen der Kirchenspaltung mit Gegenpäpsten und innerkirchlichen Kriegen bis hin zu kriegerischen Angriffen weltlicher Kaiser und ihrer Truppen. Außerdem: Was können Missbrauchs-Probleme in Irland, den USA und Deutschland einer Weltkirche anhaben, die andernorts Erfolge feiert und hohes Ansehen genießt? Und schließlich weiß das Episkopat, dass die katholische Kirche ihre Schwierigkeiten immer intern geregelt hat. Die Sünde der Kirchenmänner ging die Welt nichts an. Das sind die Konstanten des kirchlichen Selbstverständnisses. Vielleicht dauert es deshalb so lange, bis Papst Benedikt XVI. auf die Missbrauchsfälle reagiert. Diese Konstanten können in autoritären Gesellschaften erfolgreich sein. In aufgebrochenen Gesellschaften, die teilweise aus dem Geist der Aufklärung existieren, nicht.

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