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Neue Westfälische: Neue Westfälische (Bielefeld): Missbrauchsvorwürfe weiten sich aus Traumatisches Erbe NICOLE HILLE-PRIEBE

Bielefeld (ots)

Sexueller Missbrauch verjährt nie. Die Opfer
sind ihr Leben lang gezeichnet, und kein Arzt oder Psychologe kann 
ihre körperlichen und seelischen Wunden heilen. Manchmal reicht ein 
Geruch, manchmal ist es ein Musikstück oder eine bestimmte Farbe, und
die Erinnerungen, die die Betroffenen tief in ihrer verletzten Seele 
abgespalten haben, kommen hoch. Sie wieder zu verstecken erfordert 
eine Menge Kraft. Wie groß diese Anstrengung ist und wie sehr die 
Psyche leidet, kann niemand nachvollziehen, der vor dieser Erfahrung 
bewahrt wurde. Die Opfer aber werden täglich mehr und die Taten immer
jünger.
Nicht zum ersten Mal wurde eine ganze Generation dem kollektiven 
Schweigen geopfert. In einer Zeit oder Gesellschaft, die die Täter 
schützt und den Opfern die Schuld gibt, wird Verdrängung für die 
Betroffenen überlebenswichtig. Um nicht an der Scham zu ersticken, 
schweigen, belügen und bestrafen sie sich selbst - und ihre 
Nachkommen. Die Traumata bleiben nicht in der Opfergeneration 
isoliert, sondern werden vererbt: in Form von Ängsten, Tabus, 
Verboten, Kontrollen und Zwang.
Massenhaften sexuellen Missbrauch ganzer Generationen kannten wir 
bislang nur als grausamen Begleiter von Kriegen: die deutschen 
Mädchen und Frauen, die im Zweiten Weltkrieg von Besatzungssoldaten 
vergewaltigt wurden; die Generation der Heimkinder, die in den 1960er
Jahren gequält und von ihren Erziehern häufig auch vergewaltigt 
wurden; die traumatisierten Flüchtlingsfrauen aus Bosnien, die Mitte 
der 1990er Jahre nach Deutschland kamen. Trotzdem begreifen wir 
sexuellen Missbrauch noch immer als eine Summe von Einzelfällen. Das 
wird den Opfern angesichts des unfassbaren Ausmaßes nicht gerecht. 
Was in Deutschland passiert ist und noch immer passiert, ist ein 
gesamtgesellschaftliches Problem und muss auch so behandelt werden.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

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