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Mittelbayerische Zeitung: Kraftakt der Honoratioren
Das Reformpaket des IOC wird nicht ausreichen, hierzulande echte Olympia-Begeisterung zu wecken. Leitartikel von Heinz Gläser

Regensburg (ots)

Schneller, höher, weiter, so lautet bekanntlich das olympische Motto. An Schnelligkeit hat es dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bei der als historisch eingestuften Session in Monte Carlo gewiss nicht gemangelt. Im Rekordtempo und ohne jedwede Diskussion winkten die Sportfunktionäre aus aller Welt die Reformvorschläge durch. Höher? Weiter? Ambitionierter? Radikaler? Gemach! Sachte Kurskorrekturen müssen fürs Erste reichen. Gut Ding will Weile haben, auch und vor allem im elitären Zirkel der Herren der Ringe. Die blanke Not hat diese olympische Agenda 2020 diktiert. Zwar ist das Schalten und Walten der IOC-Oberen etwas aus dem Fokus gerückt, seit die kleine Schwester Fifa die Rolle der ewigen Skandalnudel für sich okkupiert hat. Doch können sich - speziell in der westlichen Hemisphäre - immer weniger Menschen für die Idee des völkerverbindenden Spektakels erwärmen. Das olympische Feuer hat im globalen Dorf an Leuchtkraft eingebüßt. Die Spiele drohen zur Spielwiese autokratischer Regime zu werden, die sie als propagandistische Bühne grell ausleuchten. Als zuletzt nach München auch das Wintersport-Mekka Oslo vom Bewerbungskarussell sprang, blieben als Kandidaten für 2022 nur noch Peking und das kasachische Almaty übrig. Ein Menetekel für die olympische Bewegung. Thomas Bach, der erste Deutsche auf dem IOC-Thron, hat in seiner langen Funktionärskarriere für seine sportpolitische Wendigkeit schon viel Schelte einstecken müssen. Aber eines muss man dem Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim zugutehalten: Er hat zumindest die Zeichen der Zeit erkannt. Was Bach seinen Kollegen in Monte Carlo an Reformen abgerungen hat, mag nicht sehr imposant klingen. Für den stockkonservativen Honoratiorenverein IOC stellt dieses Paket dennoch einen Kraftakt dar. Spannend wird nun sein, ob Bachs Reformeifer damit schon wieder erlahmt. Dass vor den Erneuerern noch ein sehr weiter Weg liegt, zeigen die Dissonanzen im Gefolge des jüngst enthüllten Dopingskandals in Russland, die den monegassischen Wohlklang übertönen. Für den deutschen Sport enthält das Reformpaket kurz vor Weihnachten dringend benötigte Argumentationshilfe. Dass für Olympia aberwitzige Summen in Wettkampfstätten investiert werden müssen, die nach den Spielen kein Mensch mehr braucht, war der Bevölkerung kaum zu vermitteln. Das IOC betont mit dem Einverständnis der Verlagerung einzelner Sportarten oder Disziplinen in bereits bestehende Arenen nun den Aspekt der Nachhaltigkeit. Ob das aber ausreicht, hierzulande die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) herbeigesehnte Aufbruchstimmung zu wecken, ist zweifelhaft. In Berlin wie in Hamburg, den beiden potenziellen Kandidaten für die Sommerspiele 2024 (oder 2028), pendeln die Zustimmungsraten in der Bevölkerung um die 50-Prozent-Marke. Euphorie fühlt sich anders an. Die Olympia-Skepsis sitzt tief. Das hat nicht erst die Abfuhr für die Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 bewiesen. Bayerns Landeshauptstadt reihte sich damit ein in die Liste der krachend gescheiterten deutschen Kandidaten, von Berchtesgaden über Berlin bis hin zu Leipzig. Der DOSB baut darauf, dass das IOC dem Präsidenten Thomas Bach Olympia vor der eigenen Haustür als Krönung seiner Amtszeit nicht versagen wird. An Bach liegt es nun, dem positiven Signal aus Monte Carlo weitere folgen zu lassen.

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