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Mittelbayerische Zeitung: Die kleinlauten Gelben: Der ADAC redet derzeit nur über Themen, die ihn wirklich etwas angehen. Hoffentlich bleibt das so. Von Bernhard Fleischmann

Regensburg (ots)

Es ist ziemlich still geworden um den ADAC. Hier ein Brückentest, da ein Check von Kindersitzen und Reifen, zuletzt eine ohne großes Getöse präsentierte Meinungsumfrage zur Pkw-Maut - der Autoclub kümmert sich um Themen, die ihn wirklich was angehen. Und er schlägt ungewohnt leise Töne an. Fast scheint es so, als besönne sich der arg wirtschaftslastige Verein der ihm zugeschriebenen Kerntugenden, die er zuvor längst sträflich vernachlässigt hatte. Es kann sein, dass die ADAC-Oberen jegliches Aufsehen vermeiden wollen, um nur ja Ruhe zu haben - für die allseits geforderte grundlegende Umstrukturierung. Oder aber um Gras über die winterlichen Skandalmonate wachsen zu lassen, um am Ende nicht so sehr viel ändern zu müssen. Wohin die Reise des Gelben Riesen geht, werden wir wohl erst um die Jahreswende erfahren. Wohin sie gehen sollte, darüber gibt es durchaus konsensfähige Vorstellungen. Es passt eine recht einfache Formel: klarer und eine ganze Spur kleiner. Das wäre der Kern der Veränderung, um bei den Menschen wieder glaubwürdiger zu werden. Deutlich hat das Edda Müller formuliert, die der ADAC im Zuge des Gelber-Engel-Lieblingsauto-, Batterienprämien-, Rettungshubschrauber-, Pannenstatistikmethoden-, Pannenhilfe-und-was-sonst-noch-Skandals engagiert hat. Die Chefin von Transparency Deutschland und damit ausgewiesene Korruptionsexpertin mahnt eine eindeutige Trennung an: Wirtschaftsinteressen dürfen bei Pannenhilfe und Verbraucherschutz keine Rolle spielen. Der ADAC kann nicht in Bereichen Geschäfte machen, in denen er als Tester auftritt. Prämissen, die so selbstverständlich erscheinen wie das Rechtsfahrgebot auf der Autobahn. In der trotzigen Missachtung derselben können sich die Autofahrer und "ihr" Club wahrlich die Hand reichen. Es ist auch finanziell für den Verein bedeutend, ob diese Trennung glaubhaft gelingt. Denn es wird juristisch geprüft, ob der ADAC zu Recht ein Verein ist. Fällt das Urteil für die Gelben Engel negativ aus, dann sind wertvolle Steuerprivilegien für sie zum Teufel. Der Verein sitzt auf einem Polster von dreieinhalb Milliarden Euro - angeblich sehr konservativ gerechnet... Die Phase der leiseren Töne steht dem ADAC fraglos gut. Es war unerträglich, wie sich die Altherrenriege in der Vereinsführung als Meinungsvertreter von 19 Millionen Bundesbürgern überhöhte. Welch unglaubliche Selbstüberschätzung - die dummerweise so übersteigert gar nicht war, weil die Politik wie auch die mediale Öffentlichkeit dieses Blendwerk nicht hinterfragten und somit unnötig als gegeben akzeptierten. Interimspräsident August Markl hat eine Menge zu tun, damit die Gelben Engel die Kurve kriegen. Wichtig ist dabei, dass der Druck zur Veränderung anhält. Dass der Club wegen der Krise 320 000 Mitglieder verloren hat, dürfte ihn zwar schmerzen, aber keineswegs erschüttern. Denn unterm Strich ist die ADAC-Gemeinde kaum kleiner geworden - dank Hunderttausender Neuaufnahmen. Existenzielle Not sieht anders aus. Dennoch sollte die Vereinsführung der Versuchung widerstehen, auf Zeit zu spielen. Denn auch wenn ihm die Mitglieder noch nicht in Scharen davonlaufen, wäre es gefährlich, in die alte Selbstherrlichkeit und Profitgier zurückzufallen. Denn irgendwann könnten es alle Mitglieder begriffen haben: Wirtschaftliche Gründe gibt es nicht, Beiträge an den ADAC zu bezahlen. Alles was er bietet, gibt es woanders auch, und in der Regel deutlich billiger.

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