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Aachener Nachrichten: Kommentar Atypisch ist normal Zu viele Arbeitsverträge sind befristet Von Christina Merkelbach

Aachen (ots)

Unbefristet, voll sozialversicherungspflichtig und mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von mehr als 20 Stunden - das sind sogenannte Normalarbeitsverhältnisse in Deutschland. Demgegenüber stehen die atypischen Beschäftigungen, die ihrem Namen nach nur die Ausnahme von der Regel sein sollten: befristet, in Teilzeit, Zeitarbeit oder Mini-Jobs. Dass sie seit Jahren alles andere als selten sind, haben verschiedene Studien bereits gezeigt - Gewerkschaften, Verbände und Sozialpolitiker verschiedener Parteien kritisiert.

Wie eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes jetzt zeigt, müssen vor allem Arbeitnehmer unter 35 Jahren mit der Unsicherheit leben, die befristete Arbeitsverträge mit sich bringen. Sie profitieren also nicht davon, dass die Zahl der normalen Arbeitsverhältnisse in Deutschland gestiegen ist. Das wiederum geht nämlich aus Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt im August vergangenen Jahres vorlegte. 2014 gab es demnach 452.000 mehr reguläre Verträge als im Vorjahr, womit die Zahl auf 24,5 Millionen stieg.

Aus Arbeitgebersicht sind Befristungen praktisch. Es bedarf keiner Kündigung und damit auch keiner Kündigungsfrist, keines Aufhebungsvertrags, der Arbeitsvertrag läuft einfach aus. Denn einem Arbeitnehmer mit unbefristetem Vertrag zu kündigen, ist gar nicht so einfach. Nicht umsonst landen viele Fälle vor Gericht. Außerdem können Unternehmen besser kalkulieren, wenn sie wissen, dass sie sich bei Engpässen von Mitarbeitern trennen können, ohne ihnen eine Abfindung zahlen zu müssen. Den Arbeitgebern kann man also höchstens den Vorwurf machen, dass sie wirtschaftliche über menschlich-moralische Prinzipien stellen. Sie tun, was der Gesetzgeber ihnen ermöglicht.

Damit liegt der Ball bei der Regierung. Und dort insbesondere bei denen, die nach mehr Kindern rufen, die Familie als Pfeiler der Gesellschaft stärken wollen und schließlich auch bei denen, die fordern, dass die Jungen mehr für ihre private Altersvorsorge tun sollen. Für das Alles braucht es Perspektiven. Man muss über die 24 Monate hinaus planen können, die ein befristeter Arbeitsvertrag dauern darf.

Die Lösung muss nicht sein, dass Befristungen generell abgeschafft werden. Bislang unterscheidet das Gesetz zwischen Befristungen mit sachlichem Grund, etwa Elternzeitvertretung, und Befristungen ohne sachlichen Grund. 2013 wurde jede zweite Befristung nicht begründet, Tendenz steigend. Ein Schritt könnte sein, Befristungen ohne sachlichen Grund nur noch für ein Jahr zuzulassen. Konsequenter wäre es, sie ganz abzuschaffen.

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