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Westfalenpost: Pflicht und Kür

Hagen (ots)

Die SPD sortiert sich neu
Von Winfried Dolderer
Die SPD hat ihre Führungskrise beigelegt. Sie hat neues 
Selbstbewusstsein gewonnen. Sie zweifelt nicht mehr an sich und ihrer
Politik. Sie hat ihre streitenden Flügel ausgesöhnt. Sie ist 
geschlossen, entschlossen und einig auf dem Marsch zur Rückeroberung 
des Kanzleramtes. Das ist das Signal dieses Wochenendes. Ist es das?
 Zweifel sind erlaubt, wenn man die Wahlergebnisse betrachtet, das 
überwältigende für den Kandidaten, das deutlich mäßigere für den 
alten und neuen Parteichef. Sie sind ein Symptom fortdauernden 
Zwiespalts. Die SPD hat ihre Krise beigelegt, indem sie einen 
Vorsitzenden für die Pflicht gewählt hat. Und einen für die Kür.
 Der für die Kür, das ist Steinmeier, der im Neuköllner 
Estrel-Zentrum sein bis vor kurzem kaum vermutetes Talent unter 
Beweis gestellt hat, die Genossen rhetorisch in seinen Bann zu 
schlagen, und sich als Projektionsfläche für alle möglichen Wünsche 
und Hoffnungen angeboten hat.
 Dagegen ist Müntefering der Pflichtmensch an der SPD-Spitze. Er hält
der Partei ein Verständnis sozialdemokratischer Identität als 
Einsicht in die Notwendigkeit des Regierens entgegen: Pragmatisch 
handeln zu sittlichen Zwecken, wie er formuliert. Das ist ein 
anstrengendes Programm, gewiss ab und an auch eine Zumutung für die 
Genossen. Werden sie ihm auf Dauer folgen? Jetzt und bis auf weiteres
sicherlich.
 Parteitage sind immer auch Autosuggestions-Veranstaltungen. Doch 
jenseits der Kunstlichtwelt der Parteitagshalle lauert die politische
Realität. Die politische Realität für die SPD heißt nach wie vor: 
schwache Umfragewerte, Mitgliederschwund, die Konkurrenz der 
Linkspartei.
 Vor allem letztere: Es mag ja sein, dass nach der Erfahrung der 
Finanzkrise die Menschen für sozialdemokratische Botschaften 
empfänglicher sind. Doch die hören sie von Lafontaine und Gysi 
genauso gut wie von der SPD, vielleicht noch deutlicher.
 Der Unglücksrabe Beck ist nicht zuletzt an dem Versuch gescheitert, 
sich diese Konkurrenz vom Hals zu schaffen, indem er sich so weit wie
möglich nach links verbog. Wie das dem Duo Franz und Frank gelingen 
soll, die beide weiter rechts stehen als das Gros ihrer eigenen 
Partei, das wird eine interessante Frage.

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