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WAZ: Die Sparer tragen die größte Last. Kommentar von Thomas Wels

Essen (ots)

Man könnte die harsche Kritik der Sparkassen, Volksbanken und Lebensversicherer an der anstehenden Zinssenkung der Europäischen Zentralbank als Heldenmut nach Ladenschluss geißeln. Schließlich hätten die Verbände auch vor der Europawahl für die Interessen der Sparer - und der eigenen - auf die Trommel hauen können. So viel politische Neutralität haben sie dann doch bewiesen. Denn natürlich stellen sie Europa und den Binnenmarkt nicht infrage. Die Verbände argumentieren aus nationaler Sicht, das aber stichhaltig. Keine Frage: Die Nullzinspolitik der Notenbank ist eine schwere Bürde für deutsche Sparer. Ihre Bankguthaben nehmen preisbereinigt ab, weil die Teuerung größer ist als die Zinsen. Je länger diese Phase dauert, desto größer ist das Problem. Gerade für Menschen, die sich vorgenommen haben, fürs Alter zu sparen. Wenn es ganz schlecht läuft, kann es passieren, dass die Nullzins-Sparer ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in Rente gehen, in dem Zinsen und Teuerung anziehen. Dann wird die Lücke in der Altersvorsorge noch von steigenden Lebenshaltungskosten erweitert. Das sind keine angenehmen Aussichten. Ganz abgesehen davon, dass auch der Deutschen liebste Anlage, die Lebensversicherung, aufgrund der niedrigen Zinsen zunehmend Schwierigkeiten bekommt: Die Unternehmen sind kaum mehr in der Lage, die versprochenen Zinsen zu erwirtschaften. Und nun beschließt die EZB heute vermutlich noch niedrigere Zinsen, 0,1 Prozent womöglich, und oben drauf eine Gebühr für Banken, die ihr Geld lieber auf einem EZB-Konto liegen lassen statt es an Unternehmen auszuleihen, damit die investieren. Die Pläne zielen auf den Euroraum in Südeuropa und sind in Deutschland höchst umstritten: erstens, weil keiner weiß, ob damit tatsächlich die Konjunktur im Süden anzuschieben ist; zweitens der Negativzins für Banken ein Experiment ist; drittens das Ganze der Lage in der größten Volkswirtschaft, nämlich Deutschland, nicht gerecht wird. Diese Politik provoziert geradezu die Frage, wie es sein kann, dass der deutsche Notenbankpräsident gerade mal so viel Einfluss hat wie der griechische, maltesische oder zyprische.

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