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WAZ: Weinland Deutschland? - Hoffnung flaschenweise. Leitartikel von Lars von der Gönna

Essen (ots)

Es gab Zeiten, da war man in der Welt bereit, für
einen Rheingau-Riesling das Gleiche zu zahlen wie für einen "Château 
Lafite". Lang ist's her. Dazwischen lag eine grausige Durststrecke 
für alle Beteiligten. Ihre extremen Pole waren Weinskandale, in denen
sich nicht weniger spiegelte als eine verfehlte Politik absurder 
Subventionspirouetten und das rufschädigende Hinterherlaufen der 
Winzer nach dem, was der Markt "Sweet & Cheap" (süß und billig) hieß.
Dass ein guter Teil deutscher Winzer all das hinter sich gelassen
hat, ist auch einem Generationswechsel zu verdanken. Da stehen 
Menschen im Weinberg, die wissen, dass es im globalen Weindorf 
sinnlos ist, einen einfachen Zechwein in Konkurrenz zu den 
Monsterflächen Australiens zu produzieren. Stattdessen setzen die 
Erfolgreichen auf Unverwechselbarkeit, klare Identität. Einen 
Steillagenriesling von der Mosel kann man im Napa-Valley nicht 
imitieren. Das wissen die Erfolgreichen - weil es ihnen nicht 
peinlich war, in Kalifornien oder dem Burgund zu schauen, wie es die 
anderen machen. Was sie produzieren, hat seinen Preis, aber es gibt 
einen Markt, der ihn bezahlt, der regelrecht giert nach einer von 
jenen 2660 abgezirkelten Einzellagen auf Schiefer, Löss oder Keuper, 
die Einzigartiges, Authentisches hervorbringen können.
Längst sind in Tokio und New York Weinbars selbstverständlich 
bestückt mit deutschen Spitzenweinen, der Riesling-Kult reicht von 
Oslo bis Los Angeles. Und wer an Nahe oder Saar wieder mal gut nach 
Übersee verkauft hat, ist dankbar für die Abkehr vom politisch 
gewollten Credo, das Winzern verordnete, möglichst billig, möglichst 
viel zu produzieren.
Das sind gute Nachrichten, aber es ist erst ein Anfang. Zwar gibt
es immer mehr Deutsche, die Spaß haben an den Geschmäcken und 
Geschichten, die dieses uralte Kulturprodukt Tropfen für Tropfen 
bietet. Insgesamt aber haben die Deutschen qualitativ immer noch 
Nachholbedarf. Höchstens ein Drittel von ihnen ist bereit, für die 
Flasche mehr als zwei Euro auszugeben. Und die zwei anderen sind 
nicht unbedingt jene, die durch finanzielle Not vom Konsum 
ausgeschlossen sind.
Predigen bringt gar nichts. Viel zu lange haben Snobs 
Gelegenheitstrinker eingeschüchtert oder zu Parvenüs erzogen, die 
fortan nach Etiketten schielten. Dabei muss Liebe doch wachsen. Wie? 
Keine 120 Kilometer vom Ruhrpott wächst: Wein! Hinfahren, wandern, 
trinken und staunen - über ein Weltkulturerbe made in Europe.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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