Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westdeutsche Allgemeine Zeitung mehr verpassen.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Seitenverkehrte Romanze. Kommentar von Frank Lamers

Essen (ots)

Das bekannteste Beispiel ist das von Antonio Salieri
und Wolfgang Amadeus Mozart. Der eine, Salieri, ein strebsamer Mann, 
der Gott mit herrlicher Musik preisen wollte, aber bedauerlicherweise
nur von mittelmäßiger Begabung war. Der andere, Mozart, ein Genie, 
dessen Lebenswandel dem Himmelreich nicht gehuldigt hat. In diesem 
Spannungsfeld zwischen ehrbarstem Willen in Kombination mit Mittelmaß
auf der einen und verlottertem Jahrtausendtalent auf der anderen 
Seite soll es zu heftigen Kabbeleien gekommen sein, ja, sogar zu dem 
Versuch Salieris, Mozart aus dem Weg zu räumen.
So weit geht es im Fußball nicht. Was dieser in den vergangenen 
Jahren immer intensiver und intensiver verwissenschaftlichte Sport 
mit seinem Multimillionenumsatz aber mittlerweile stark vermissen 
lässt, ist die schlichte Demut vor der außerordentlichen Begabung. 
Natürlich ist zum Beispiel die Erkenntnis von Bedeutung gewesen, dass
das Verdichten von Räumen dem Gegner das Leben schwer macht. Es haben
sich ja allerlei Strategien bis hinab in die tiefsten Ligen 
durchgesetzt, weil diese Erkenntnis eben da und von mancherlei 
Trainer fast jedem Salieri zu vermitteln war. Wenn ein Franck Ribery 
den Ball allerdings bei einem Freistoß über die von Borussia Dortmund
gebaute Mauer ins Tor zirkelt, dann ist es angebracht, einfach vor 
dem französischen Mozart in die Knie zu sinken. Oder auch: Ihm 
tränenaufgelöst in die Arme zu springen.
Beim 5:1-Sieg der Bayern beim BVB ist etwas anderes passiert: 
Ribery sprintete auf seinen Trainer Louis van Gaal zu und hängte ihm 
sein Gewicht an den Hals. Warum? Wollte er aus tiefstem Herzen dem 
Niederländer dafür danken, dass der ihn eingesetzt, dass der ihm 
ermöglicht hatte, die Partie mit dem 3:1 endgültig zu entscheiden? 
Oder fühlte er sich irgendwie genötigt dazu? Wie auch immer. Gefeiert
wurde diese seitenverkehrte Romanze als Zeichen der Versöhnung. Und 
das mag richtig sein. Vor der Versöhnung muss es jedoch einen 
Konflikt gegeben haben. So demütig, Ribery nach einer hundsmiserablen
ersten Halbzeit auf den Rasen zu schicken, war van Gaal aber 
immerhin. Schließlich geht es ja am Ende um den Kopf auf dem Hals, an
den sich das kleine Genie gehängt hat.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Weitere Storys: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 13.09.2009 – 20:00

    WAZ: Faustpfand der Steuerzahler. Kommentar von Thomas Wels

    Essen (ots) - Dem Essener Mischkonzern Evonik stehen unruhige Zeiten ins Haus. Er muss die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise bewältigen. Zudem müssen die Essener sich dem bisher unterbliebenen Zusammenfügen der drei Konzernteile Degussa (Chemie), Steag (Energie) sowie Immobilien widmen. Das alles ist für sich genommen schon eine Herausforderung. Und jetzt redet auch noch die Politik mit? Das allerdings ...

  • 13.09.2009 – 19:58

    WAZ: Europa und der Magna-Deal - Opel ohne Grenzen. Leitartikel von Detlef Fechtner

    Essen (ots) - Arme Opelaner. Auch nach der Entscheidung für Magna kehrt keine Ruhe ein. Opel bleibt in den Schlagzeilen. Wegen Spekulationen über den Abbau von Arbeitsplätzen. Wegen allerlei Kritik am Deal. Und wegen der Mahnungen aus Brüssel. Die Vorbehalte der EU-Kommission sind nicht ohne. Schließlich haben Europas Beamte erhebliche Macht, segnen ...

  • 13.09.2009 – 19:57

    WAZ: Dortmunder Wahldrama - Der letzte Akt? Kommentar von Frank Preuß

    Essen (ots) - Das Dortmunder Trauerspiel zieht sich hin, und man kann nur hoffen, dass es sich dem letzten Akt nähert. Man wünscht Ullrich Sierau die Kraft, den Weg möglichst heute für Neuwahlen freizumachen. So bitter das für ihn persönlich ist: Es ist auch für ihn die letzte Chance, mit ein paar blauen Flecken davonzukommen. Alles andere wäre seiner ...