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WAZ: Die Dienstwagen-Debatte - Leitplanken setzen - Leitartikel von Jürgen Polzin

Essen (ots)

Natürlich ist es auch eine Neiddebatte, die den
Streit um Steuerprivilegien für Dienstwagen anheizt. Ein Beispiel: 
Die Besserverdienenden lassen sich ihr Viagra in Chrom vom 
Steuerzahler mitfinanzieren, während die Kleinen ihre Spritkosten bei
der alljährlichen Einkommensteuer-Erklärung erst ab Kilometer 21 
abrechnen dürfen. Und sicherlich könnte man jene Politiker, die nun 
jeden Geländewagen auf dem Mitarbeiter-Parkplatz eines Unternehmens 
brandmarken, darauf hinweisen, dass der Fuhrpark des Bundestages 
alles andere als ökologisch vorbildlich ist. Doch bei aller Emotion: 
Worum geht es eigentlich?
Niemand fordert die Abschaffung aller Dienstwagen. Es geht allein
um die Frage, welches Fortbewegungsmittel angemessen ist, wenn die 
Betriebsausgaben steuermindernd geltend gemacht werden. Es gibt neben
Managern, leitenden Angestellten oder Politikern auch andere 
Menschen, die ein Fahrzeug dienstlich nutzen. Der 
Außendienstmitarbeiter etwa, der Monat für Monat tausende Kilometer 
fährt. Oder die Mitarbeiter von mobilen Pflegediensten, die täglich 
durch die Innenstädte flitzen. Für sie alle sollte der Grundsatz 
gelten, dass bei der Wahl des Autos ein vernünftiges Maß an Komfort, 
Sicherheit und Leistung die Leitplanke ist. Wer aber die Nummer 
größer möchte und trotz der Kurzstrecke zum Arbeitgeber den 
geländetauglichen Hubraumriesen wählt, der sollte dafür nicht die 
vollen Kosten geltend machen dürfen.
Die Zulassungszahlen sprechen eine andere Sprache. Während in 
Deutschland die Bürger in allen Bereichen zum Klimaschutz aufgerufen 
werden, bleibt die Debatte über Kohlendioxid (CO2) im 
Automobilbereich ohne Wirkung. Von 2006 auf 2007 nahm der 
durchschnittliche Ausstoß bei Neufahrzeugen um mickrige drei Gramm 
ab. Ginge es so weiter, würde es Jahrzehnte dauern, ehe der Wert 
erreicht ist, den die EU für 2012 vorgibt. Warum also sollte der 
Steuerzahler in Deutschland dafür bezahlen, die nationalen 
Klimaschutz-Ziele zu hintertreiben? Es macht Sinn, die 
Steuervergünstigungen nach ökologischen Eckpunkten auszurichten. 
Bislang aber besteht kein Anreiz, einen Dienstwagen auszuwählen, der 
wenig Sprit verbraucht und wenig CO2 ausstößt.
Deutschlands Autobauer bauen Premium-Autos, die weltweit 
geschätzt werden. Natürlich sichern diese Fahrzeuge viele 
Arbeitsplätze. Doch können nicht auch spritsparende, sauberere 
Versionen entwickelt werden, wenn es eine Nachfrage gibt? Bislang gab
es sie kaum. Der Spritverbrauch wurde ja auch von anderen mitbezahlt.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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