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WAZ: Fußball mit tollen Zuwachsraten - Vom Volkssport zur Nobelmarke. Leitartikel von Hans-Josef Justen

Essen (ots)

Und wieder fällt der Vorhang. Ende der Saison,
letzter Akt in der Fußball-Bundesliga, deren erste Inszenierung vor 
45 Jahren über die Rampe ging. Doch welch ein Unterschied zwischen 
damals und heute, welch eine Diskrepanz zwischen den Premiere-Tagen 
und der aktuellen Selbstdarstellung. Was angefangen hat wie ein 
Laien-Schauspiel, ist pompöses Theater geworden. Mit sensationellen 
Zuwachsraten und geradezu revolutionären Veränderungen auf allen 
Ebenen: Der gemeine Sportplatz, auch Stadion genannt, mutierte zur 
"Arena", aus Vereinen sind mittelständische Unternehmen geworden, in 
denen mehrstellige Millionen umgesetzt werden. Und das laufende 
Personal hat den Rang von Stars erreicht, von Superstars Marke 
Hollywood. Abgeschottet von den Fans auf den billigen Stehplätzen, 
beraten von smarten und geldgierigen Managern, erreichbar nur unter 
Geheimnummern, deren unerlaubte Weitergabe unter strengste Strafe 
gestellt wird.
Der ehemalige Volkssport Fußball, der sich im Vergleich zum 
elitären Tennis oder zum feinen Golf lediglich als Freizeitvergnügen 
fürs Proletariat (Stichwort Straßenfußball) begreifen durfte, 
entwickelte sich zu einer Nobelmarke. In immer stärkerem Maße begehrt
und hofiert auch vom selbsternannten "Edel-Publikum", das nicht mehr 
auf harten Sitzplätzen hockt, sondern in gleichermaßen feinen wie 
teuren Logen. Wer seine Besonderheit noch in den Kindertagen der Liga
durch die Präsenz beim Opernball markieren wollte, setzt inzwischen 
als Fußball-Fan die Duftnote.
Das Gerenne um die luftgefüllte Kugel ist ein Renner von 
unvergleichlicher Attraktivität geworden. Jede 
Fernseh-Live-Übertragung, egal, aus welchem entlegenen Winkel dieser 
Welt, erreicht Super-Einschaltquoten. Sieben TV-Stationen rissen sich
um die Senderechte von der Verkündigung des EM-Aufgebots, das 
Bundestrainer Löw am Freitag in einer spektakulären PR-Aktion auf 
Deutschlands höchstem Gipfel benannte. Und über 20 Interessenten 
stauen sich in der Warteschleife, um die künftigen Exklusiv-Rechte an
der Bundesliga zu erkaufen.
Allerdings geht das gewaltig brummende Geschäft um diesen Ball 
nicht mit einer entsprechend anspruchsvollen Darstellung auf dem 
Rasen einher. In den internationalen Wettbewerben musste sich ein 
Großteil der Bundesliga-Klubs mit wenig beachteten Nebenrollen 
abfinden, selbst Bayern München scheiterte auf dem Weg ins 
Uefa-Cup-Endspiel. Dass Münchens Umsatz dennoch auf den Rekordwert 
von 250 Millionen Euro kletterte, sagt eine Menge über gewandelte 
Qualitätsansprüche an den Fußball.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
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