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EKD - Evangelische Kirche in Deutschland

Zukunftsfähigkeit hängt von nachhaltiger Entwicklung ab Denkschrift des Rates der EKD zu den Herausforderungen des Klimawandels

Hannover (ots)

Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Rates
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur globalen 
Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise wird am heutigen Dienstag, den 14. 
Juli, in Berlin eine Denkschrift zu den Herausforderungen des 
Klimawandels vorgestellt. In seinem Text zur Wirtschaftskrise "Wie 
ein Riss in einer hohen Mauer" hatte der Rat erklärt, dass "Krisen 
diesen Ausmaßes nur durch ein umfassendes Umsteuern" langfristig 
bewältigt und verhindert werden können. Dabei genüge es nicht, nur 
die zutage getretenen Risiken heutigen Wirtschaftens in den Blick zu 
nehmen. Es sei "vielmehr überlebenswichtig, auch die Risiken für die 
zukünftigen Generationen, für die armen Länder und für die 
natürlichen Grundlagen des Lebens als Kern künftiger Krisen zu 
erkennen." Dies führt die heute veröffentlichte Denkschrift des Rates
der EKD unter dem Titel "Umkehr zum Leben - Nachhaltige Entwicklung 
im Zeichen des Klimawandels" weiter aus.
Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, der den
Text zusammen mit dem Vorsitzenden der Kammer für nachhaltige 
Entwicklung, Professor Lothar Brock, in einer Pressekonferenz 
vorstellte, schreibt im Vorwort: "Die Herausforderungen, vor die der 
Klimawandel Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche stellt, sind
gewaltig. Es geht um das Überleben vieler und ein würdiges Leben 
aller Menschen. Am härtesten sind diejenigen betroffen, die am 
wenigsten zum Klimawandel beitragen: die Armen in den 
Entwicklungsländern. Darum vergrößert sich im Klimawandel die Kluft 
zwischen Arm und Reich." Die Denkschrift will einen Beitrag zur 
Klärung der Frage leisten, wie wirtschaftliche Interessen, die 
grundlegenden Lebensbedürfnisse einer wachsenden Zahl von Menschen, 
die Rechte künftiger Generationen und die Erhaltung der natürlichen 
Ressourcen angesichts des Klimawandels miteinander in Einklang 
gebracht werden können.
Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel "sind 
grundlegende Veränderungen in den Konsummustern und im Lebensstil 
nötig", heißt es in der Denkschrift (S. 140). Die gegenwärtige 
Wirtschaftskrise sollte "nicht im Sinne eines bloßen 
Krisenmanagements bearbeitet werden, sondern für eine ökologische 
Umsteuerung der Ökonomie genutzt werden" (S. 141). Im Blick auf die 
Verhandlungen für den Klimaschutzvertrag von Kopenhagen Ende 2009 
(Kyoto-Nachfolgeprotokoll) fordert der Text die Industrieländer, 
allen voran die EU, auf, im Blick auf die Kohlenstoffdioxidemissionen
"anspruchsvolle quantifizierte Ziele für 2020 zu formulieren" und den
Entwicklungsländern klare Zusagen für die Finanzierung der Kosten für
den Klimaschutz zu machen. In der nationalen Politik gehe es darum, 
"gesetzliche Rahmenregelungen und wirtschaftliche Anreize 
einzuführen, um das Konsum- und Mobilitätsverhalten jedes Einzelnen 
zu verändern." (S. 140)
Wachstum, "das in der Form der Wachstumsrate des realen, also 
preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts zum vorherrschenden Ziel der 
Politik und der Wirtschaft geworden ist", sei als Leitziel einer 
nachhaltigen, zukunftsfähigen Gesellschaft nicht geeignet (S. 115). 
Die Denkschrift regt deshalb eine breite gesellschaftliche Debatte 
an: Wie können neue politische und gesellschaftliche Leitbilder 
aussehen, die zur Umsteuerung der bisher vorherrschenden Nutzung 
natürlicher Ressourcen anregen? Wie können die Kosten, die bei der 
notwendigen Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen und der 
Anpassung aller Menschen an die schon jetzt nicht mehr abwendbare 
Klimaveränderung anfallen, gerecht verteilt werden? Die Denkschrift 
wirft diese Fragen im Bewusstsein auf, dass die Kirchen selbst in der
Verantwortung stehen und sich als glaubwürdig erweisen müssen. Als 
Einrichtungen in der Gesellschaft sind sie in die vorherrschenden 
Formen des Wirtschaftens eingebunden. Dabei wissen sie sich dazu 
verpflichtet, die Lebensinteressen derjenigen zur Geltung zu bringen,
die in den großen weltpolitischen Auseinandersetzungen der Gegenwart 
nur über schwache Verhandlungspositionen verfügen.
Eine gerechte Klimapolitik ist gefordert, die die Lasten des 
Klimaschutzes und der Anpassung an die kommenden Veränderungen gemäß 
der unterschiedlichen Verantwortung von Industrie- und 
Entwicklungsländern für den Klimawandel verteilt. Ausgangspunkt 
müssen gleiche Emissionsrechte für alle sein, die durch das Maximum 
an Treibhausgasen begrenzt werden, das die Erdatmosphäre aufnehmen 
kann, ohne dass sich das Erdklima über den gegenwärtig angenommenen 
Grenzwert hinaus (2°C) ändert.
Heute wächst das öffentliche Interesse an einem Lebensstil, der dem 
Gebot der Nachhaltigkeit entspricht, und an politischen 
Rahmenbedingungen für ein wirtschaftliches Handeln, das diesem Gebot 
gerecht wird. Die vorliegende Denkschrift möchte zum Nachdenken über 
einen nachhaltigen Lebensstil und über nachhaltiges Wirtschaften im 
globalen Maßstab einladen und zu konkreten Schritten auf dem Weg 
dorthin ermutigen.
Die Denkschrift zeigt nach einer Darstellung des Klimawandels 
(Kapitel 2) und der globalen Armutsentwicklung (Kapitel 3), in 
welchem Ausmaß der Klimawandel die Erreichung der 
UN-Entwicklungsziele und eine dauerhafte Armutsüberwindung gefährdet 
(Kapitel 4). Kapitel 5 erläutert, warum die Kirche aufgerufen ist, 
sich dieser Herausforderung zu stellen, und bietet eine 
biblisch-theologische Orientierung für die Suche nach Schritten der 
Umkehr in Politik und Gesellschaft. In Kapitel 6 wird ausgeführt, 
warum das Konzept der nachholenden und auf Wirtschaftswachstum 
basierenden Entwicklung nicht mehr zukunftsfähig ist, und 
konkretisiert das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung. Im 
Schlusskapitel wendet sich der Text dem Auftrag der Kirche zu, 
klimagerechte Entwicklungen auf der Südhalbkugel der Erde zu 
unterstützen und selbst zu einem Leben umzukehren, das sich an den 
Leitwerten der Gerechtigkeit und der Nachhaltigkeit orientiert.
Hannover/Berlin, 14. Juli 2009
Pressestelle der EKD
Silke Römhild
Hinweis:
Die Denkschrift "Umkehr zum Leben. Nachhaltige Entwicklung im 
Zeichen des Klimawandels. Eine Denkschrift des Rates der 
Evangelischen Kirche in Deutschland" ist im Gütersloher Verlagshaus 
erschienen und kostet im Buchhandel 6,95 Euro (ISBN 
978-3-579-05906-9). Sie ist auch nachzulesen unter 
http://www.ekd.de/download/klimawandel.pdf
Das Wort des Rates der EKD "Wie ein Riss in einer hohen Mauer" ist
nachzulesen unter http://www.ekd.de/EKD-Texte/ekdtext_100.html

Pressekontakt:

Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de

Original-Content von: EKD - Evangelische Kirche in Deutschland, übermittelt durch news aktuell

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