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Lausitzer Rundschau: Atommüll nach Sankt Florian Zur langen Suche nach einem Endlager

Cottbus (ots)

Würde man eine Gruppe von eingefleischten Atomkraftbefürwortern aus allen deutschen Regionen in einen Raum sperren und ihnen sagen, Essen gibt es, wenn ihr euch auf den Standort für ein Atommüll-Endlager geeinigt habt - sie würden verhungern. Niemand will die Hinterlassenschaften dieser Technologie je bei sich haben. Und das ist, neben den schweren Folgen eines Unfalls, das durchschlagendste Argument gegen die Kernkraft: Es ist zutiefst unethisch, etwas in Gang zu setzen, das einen so gefährlichen Müll produziert und diesen Müll dann einfach den nachfolgenden Generationen aufzubürden. Und zwar eine Million Jahre lang. Der Bericht der Endlager-Kommission wirkt nur wie eine Lösung, er ist aber noch keine. Es werden Anforderungsprofile für ein Endlager beschrieben. Ergebnissoffen soll die Suche sein. Keine Gesteinsart und kein Standort wird prinzipiell ausgeschlossen. Aber schon die Sondervoten zeigen, wie diese Suche wahrscheinlich enden wird. Bereits in diesem Stadium erklärt Bayern, dass klar sein muss, dass bayerisches Gestein völlig ungeeignet ist. Ausgerechnet Bayern, jenes Land, das am meisten Atommüll produziert hat. Ganz ähnlich äußert sich der Freistaat Sachsen. Niedersachsen findet sowieso, dass es mit den Castor-Transporten und Gorleben schon genug gequält wurde und jetzt mal andere dran sind. Und Atom-Gegner wollen sich nicht in einen Konsens einbinden lassen, um auch später noch protestieren zu können. Wie soll das erst werden, wenn sich aus der offenen Suche konkrete Orte ergeben, womöglich mehrere? Heiliger Sankt Florian, verschon' mein Haus, zünd' andere an. Nirgendwo auf der Welt gibt es bisher ein funktionierendes Endlager. Trotzdem errichtet die Atomindustrie weltweit fleißig neue Meiler. Vielleicht werden sich einmal Diktaturen als Müllverwerter anbieten, die damit Geld verdienen wollen und den Widerstand der Bevölkerung nicht zu fürchten haben. Sibirien, die Wüste Gobi, so etwas. Auch der Mond wäre ein schöner Lagerplatz - oder man schießt das ganz Zeug ins Weltall. Die Endlager-Kommission war der lobenswerte Versuch der deutschen Atomkraftnutzer-Generation, nach einer Ethik der Verantwortung zu handeln. Ausgerechnet ein grüner Ministerpräsident, Winfried Kretschmann, der das Desaster wahrlich nicht zu verantworten hat, hat ihn möglich gemacht. Er hat die bis dahin geltende Blockade seines Landes gegen eine standortoffene Suche aufgegeben. So konnte man wenigstens diesen Schritt machen, konnte wenigstens einen theoretischen Weg beschreiben, um zu einer Entscheidung zu kommen, die nicht die pure Willkür ist, wie es die Auswahl Gorlebens war. Dass aber eine konkrete Umsetzung gelingt, an irgendeinem Ort in Deutschland, egal wo, ist nicht zu erwarten. Ergebnisoffen wird am Ende bedeuten: ohne Ergebnis.

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