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Lausitzer Rundschau: Die schöne Unsichtbare Der Tag der Einheit ist auch ein Tag der Freiheit

Cottbus (ots)

Wir haben uns an sie gewöhnt. Zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung stets heiß und stürmisch geliebt, wandelt sie sich im Verlauf der Jahre und Jahrzehnte zu einer stummen Dienerin, die klaglos und stets zur vollen Zufriedenheit ihre Aufgaben verrichtet. Niemals äußert sie einen Wunsch, begleitet uns kaum sicht- und hörbar durchs Leben. Sie ist einfach da. Unverzichtbar und zugleich bedroht, vergessen zu werden. Gestern feierten die Deutschen ihren Nationalfeiertag, den Tag der Deutschen Einheit. Ohne im Namen erwähnt zu werden, spielt sie, die Unbeachtete, auch an diesem Tag eine zentrale Rolle. Sie, die wir so sehr schätzen und dennoch selten würdigen: die Freiheit. Fast jeder, der die aufregenden Tage des Mauerfalls und der Vereinigung erlebt hat, kann sich an die aufgewühlt-euphorische Stimmung erinnern. Die Befreiung aus einer durchbürokratisierten und alles Eigenengagement lähmenden Bespitzelungs- und Vorschriften-Diktatur, die freiheitsstrebende Seelen zermürbte und physisches Leben vernichtete. Der vermeintlichen "Diktatur des Proletariats" war eine noch unvergleichbar aggressivere, tödliche Diktatur vorausgegangen. Beide Ideologien negierten das dem menschlichen Wesen eigene Streben nach Individualität und Freiheit und damit die endlosen Möglichkeiten, die das Leben bietet, um sich zu verwirklichen. Und doch haben sechs Jahrzehnte extremistischer Staatsdoktrin es nicht vermocht, den Gedanken an die Freiheit auszulöschen. Die Freiheit ist immer da, sie war immer da und sie wird es immer sein. Sie ist unvernichtbar. Sie übersteht Mord, Folter, Bestechung und Manipulation. Aber wer sie hat, muss sie pflegen, denn die Feinde der Freiheit warten nur darauf, dass sie in Vergessenheit gerät. Selbst in unserer stabilen Gesellschaftsordnung, die so viel Frieden und Wohlstand hervorgebracht hat, sind politisch extremistische Kräfte am Werk, denen Demokraten wehrhaft entgegentreten müssen. Politischer Extremismus, organisierte Kriminalität, Korruption, Bildungsdefizite - Symptome einer Vergesslichkeit, die einer Gesellschaft teuer zu stehen kommen kann. Als am Montag die Festwoche zum 100-jährigen Bestehen des Philharmonischen Orchesters Cottbus im Staatstheater mit einem fantastischen Festakt begann und als Zugabe die "Liberty Fanfare" ertönte, wird sich der eine oder andere Zuhörer eine Träne aus den Augen gewischt haben. Unter den vergangenen 100 Jahren waren mehr schlimme als gute Jahre, aber die Freiheit hat am Ende gesiegt. Mit der "Liberty Fanfare" trat sie aus ihrer Schemenhaftigkeit heraus auf die Bühne, äußerte sich als Kunst und Mahnung, als wolle sie sagen: Vergesst mich nicht, damit ich euch nicht vergesse.

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