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Lausitzer Rundschau: Beispiel Island offenbart ein weltweites Konfliktpotenzial Wer für die Krise zahlt

Cottbus (ots)

Bürger haften für ihre Banken. Dass für die Kosten
der Weltfinanzkrise nicht diejenigen aufkommen, die sich jahrelang 
eine goldene Nase verdient haben, sondern die Allgemeinheit, ist ein 
weltweiter Skandal. Aber nirgends wird er derzeit so spürbar wie in 
Island.
Rund 3,8 Milliarden Euro Entschädigungszahlungen - das sind fast 40 
Prozent seines Bruttoinlandsprodukts - soll der Inselstaat an 
ausländische Sparer der pleite gegangenen Icesave-Bank leisten. Damit
würde sich die Pro-Kopf-Verschuldung der rund 300 000 Isländer auf 
einen Schlag um rund 13 000 Euro erhöhen. Icesave ist eine Tochter 
der mittlerweile verstaatlichten Privatbank Landsbanki und hatte vor 
der Krise besonders Anleger aus Großbritannien und den Niederlanden 
mit exorbitanten Zinsen gelockt. So lange alles lief, wurden die 
natürlich gerne mitgenommen, aber als das isländische Bankensystem 
kollabierte und die Einlagen verloren schienen, war das Geschrei groß
- und ebenso der politische Druck, den London und Den Haag seitdem 
offen auf Reykjavík ausüben.
Zwei Länder übrigens, von denen nicht bekannt ist, dass sie das 
Weltfinanzsystem vor dessen Zusammenbruch in irgendeiner Weise 
kritisch gesehen oder etwa vor riskanten Geldanlagen auf einer 
Vulkaninsel im Nordatlantik gewarnt hätten.
Jetzt aber scheint beiden Regierungen das Hemd näher als der Rock - 
und sie nehmen ohne erkennbaren Skrupel den vollständigen Ruin der 
isländischen Wirtschaft in Kauf, um die eigenen Bürger ruhig zu 
halten. Ihrer erpresserischen Drohung, den isländischen EU-Beitritt 
zu blockieren, musste sich das Parlament in Reykjavík am Ende beugen.
Dass Präsident Ólafur Ragnar Grímsson sich bislang weigert, das 
entsprechende Gesetz zu ratifizieren, ist nur allzu verständlich. 
Denn im Volk rumort es, schon kursieren Vergleiche mit dem Vertrag 
von Versailles, und sollte es tatsächlich zu einem Referendum über 
die Frage kommen, wird sich eindrucksvoll zeigen, dass die Isländer 
in keiner Weise bereit sind, die Suppe auszulöffeln, die ihnen andere
eingebrockt haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie es am 
Ende gezwungenermaßen doch tun müssen. Aber ihr Beispiel wirft ein 
Licht auf das enorme Konfliktpotenzial, das da weltweit noch 
schlummert. Nicht immer wird ein wehrloser Kleinstaat zur Hand sein, 
dem sich die Kosten der Krise relativ gefahrlos aufbürden lassen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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